Publiziert am: 23.10.2020

«Wir sind die im Sturm und Wetter»

REGULIERUNG & FACHKRÄFTE – Ärger, Herausforderung und neue Betätigungsfelder: Die Bürokratie, Fachkräfte und Kernkraftwerke sind die Themen, die die Hebetec AG zurzeit und in Zukunft beschäftigen.

Seit 30 Jahren ist Markus Abbühl im Bereich «heavy lifting» tätig, die letzten 25 Jahre davon bei der Hebetec AG. Auch sein Sohn ist im Betrieb tätig. Überhaupt kenne man sich in der Branche weltweit sehr gut. «Vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda», sagt Abbühl. «Bist du einmal bei einem grossen Projekt dabei, kennt man dich.» Einen Namen verschafft man sich im «heavy lifting» sowieso nur durch Taten. Spezifische Aus- oder Weiterbildungen gibt es keine. «Ich kann die Mitarbeiter nicht einfach in einen Kurs schicken», bestätigt der Chef. «Ich sehe vor Ort, wer gute Arbeit leistet und dem Druck standhält. Diese Firma und ihre Angestellten willst du auch beim nächsten Projekt vor Ort wieder anheuern. Die Aus- und Weiterbildungen finden dann betriebsintern statt.»

Involviert sind immer auch lokale Partner. «Es wäre viel zu teuer, wenn ich fünf Schweizer monatelang nach Australien oder Korea schicken würde. Das Know-how der lokalen Partner ist zudem unverzichtbar.» Dies komme vor allem beim Papierkrieg zum Zuge und darüber ärgert sich der umtriebige CEO in letzter Zeit häufiger. Immer mehr Auflagen, die Projekte werden länger und teurer. Der Druck sei am Projektende am grössten: «Wir sind die, die am Ende im Sturm und Wetter tätig sind. Bei den Architekten und Planern am Anfang sieht das noch anders aus.» Am schlimmsten seien die bürokratischen Auswüchse: «Was wir tun, ist im Prinzip das genau Gleiche wie früher. Aber es gibt heute viel mehr Auflagen. Da ein Gutachten, dort noch eine Risikoanalyse», Abbühl verwirft die Hände. Das treibe sonderbare Blüten: «Am Ende bekommen Firmen die Aufträge, die gewisse Zertifikate rechtzeitig vorweisen können, statt diejenigen, die sie wirklich umsetzen können.»

Dabei will Abbühl betont haben, dass früher nicht alles besser ge­wesen sei. Aber vielleicht praktikabler. Er nimmt ein konisches Metallstück in die Hand und sagt: «Dieses kleine Teil ist das Herzstück beim Lastenheben. Wir verwenden es seit ich hier angefangen habe, weil es perfekt funktioniert. Weshalb sollte ich daran etwas ändern?» Das müssten sich vielleicht auch die Amts­stuben fragen, die bei den gleichen Arbeiten nach immer mehr Gutachten und Risikoanalysen schreien.

Partner für nuklearen Rückbau

Unbeirrt entwickelt sich die Hebetec weiter. Sie ist auch zur Stelle, wenn es um Revisionen, Demontagen oder den Rückbau von Kernkraftwerken geht. Die Hebetec kann mit spezialisierten Experten- und Montageteams dienen, übernimmt aber auch die Gesamtplanung. Auch hier: eine überschaubare, aber internationale Branche. «Das Potenzial ist riesig», sagt Abbühl. Er selbst war schon 1993 dabei, als in Beznau zwei Dampferzeuger ausgetauscht wurden. Diese Kolosse sind mehrere hundert Tonnen schwer, im entsprechenden Umfeld herrscht wenig Platz, dafür höchste Vorsicht.

Da mag es überraschen, wenn der CEO sagt, dass es nach wie vor wichtig sei, an traditionellen Messen teilzunehmen: «Man muss etwas tun, um an Aufträge zu kommen, und sich zeigen», so Abbühl. Anschauungsmaterial hat das KMU mit seinen imposanten Projekten sicher zur Genüge.

uhl

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