Publiziert am: 04.04.2014

Wohnen muss bezahlbar sein!

TRIBÜNE

Stimmvolk und Stände haben am 
9. Februar 2014 mit dem Ja zur Initiative «Gegen Masseneinwanderung» zum Ausdruck gebracht, dass die Schweiz eine Nettozuwanderung von 80 000 Personen pro Jahr auf Dauer kaum verkraften kann. Am Arbeitsplatz, im Verkehr und in der Freizeit – überall macht sich der Dichtestress bemerkbar. Besonders deutlich spürbar ist der Druck auf dem Markt für Wohneigentum.

Starker Preisanstieg beim Wohneigentum

Laut Statistik sind die Preise für Einfamilienhäuser in den letzten zehn Jahren schweizweit um 50 Prozent, diejenigen für Eigentumswohnungen gar um 80 Prozent gestiegen. Klar, dass dieser Preisanstieg viele, gerade auch jüngere Schweizer beunruhigt. Das Ziel, einmal ein Haus zu bauen oder eine Wohnung zu kaufen, rückt für Normalverdiener in immer weitere Ferne.

Wo Haushalte im europäischen Ausland bei der Familiengründung mit grösster Selbstverständlichkeit Wohneigentum erwerben, ist dies bei uns nur noch beschränkt möglich. Für eine Standard-Eigentumswohnung in der Agglomeration müssen heute sechs ganze Jahressaläre bezahlt werden. Von einem Haus mit Garten dürfen viele mittelständische Familien nur träumen. Die Wohneigentumsquote der Schweiz ist seit 2000 von 34,6 Prozent auf gerade mal 37,2 Prozent angestiegen. Verglichen mit unseren Nachbarländern ist dies ein mehr als bescheidener Wert. Er bedeutet, dass sich mehr als die Hälfte der Einwohner in der Schweiz bereits heute keine eigene Wohnung oder kein eigenes Haus leisten können.

2012 hat der Hauseigentümerverband deshalb zwei Vorschläge zum steuerbegünstigten Bausparen an die Urne gebracht. Der Gewerbeverband unterstützte uns dabei. Leider lehnte das Stimmvolk diese Möglichkeit der Wohneigentumsförderung am 17. Juni 2012 definitiv ab. Doch dabei blieb es nicht: Seither sind die Hürden für den Wohneigentumserwerb spürbar angehoben worden.

Massnahmen treffen den Mittelstand

Auf Betreiben der Finanzmarktaufsicht (Finma) haben die Banken per 1. Juli 2012 ihre Richtlinien zur Hypothekarvergabe verschärft. Seither wird Geld aus der Pensionskasse bei der Tragbarkeitsberechnung nur noch begrenzt einbezogen. Gleichzeitig wurde ein Teil-Amortisationszwang eingeführt. Im Februar 2013 hat der Bundesrat den Banken einen zusätzlichen Kapitalpuffer vorgeschrieben. Sie müssen bei Wohnbauhypotheken mehr Eigenkapital hinterlegen, was diese Kredite verteuert. Im Sommer 2014 wird zudem die Revision des Raumplanungsgesetzes in Kraft treten. Eine Revision, die das Bauland knapper und noch teurer machen wird.

Doch damit nicht genug: Die Finma steht derzeit mit den Banken in Verhandlungen, die Richtlinien zur Hypothekarvergabe nochmals zu verschärfen. Mittelfristig wird in Bundesbern davon gesprochen, den Vorbezug für Wohneigentum aus dem obligatorischen Teil der zweiten Säule generell zu begrenzen. Einzelne Parlamentarier wollen gar grundsätzlich an der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Hypothekarschuldzinsen rütteln.

Kein Wunder, macht sich Unbehagen breit. Dies insbesondere bei Personen, die selber in einem Eigenheim aufgewachsen sind, sich nun aber ausser Stande sehen, den eigenen Kindern dasselbe zu bieten. Nur die tiefen Zinsen haben bislang verhindert, dass Wohneigentum in der Schweiz für den Mittelstand unerschwinglich wurde. Die Zinsen werden jedoch bald wieder ansteigen. Und dann? Vielen Mittelstandhaushalten wird bei fünf Prozent Zins der Zugang zu Wohneigentum definitiv verwehrt bleiben. Diese Probleme dürfen von der Politik nicht länger schöngeredet werden. Das Ja vom 
9. Februar 2014 ist für mich ein deutliches Zeichen hierfür.

*SVP-Nationalrat Hans Egloff ist Präsident des Hauseigentümerverbands HEV Schweiz.

Die Tribüne-Autoren geben ihre eigene Meinung wieder; diese muss sich nicht mit jener des sgv decken.

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