Publiziert am: 03.11.2023

Eine Studie weist den Weg

Digitalisierung – Bei den digitalen Berufen herrscht Fachkräftemangel. Der Kanton Waadt beleuchtet in einer Studie damit einhergehende Herausforderungen und Chancen und plant mögliche Massnahmen. Der Kanton Zürich setzt auf eine Kampagne, um vermehrt Frauen anzusprechen.

«Wir müssen nun das Potenzial der Frauen nutzen, um den Innovationsstandort Zürich zu stärken.» Das sagte die Zürcher Volkswirtschaftdirektorin Carmen Walker Späh im letzten Dezember laut «NZZ» bei der Vorstellung des aktuellen Monitorings ihres Amts für Wirtschaft und Arbeit. Der wissensbasierte Wirtschaftssektor sei für den künftigen Wohlstand von entscheidender Bedeutung. Frauen müssten deshalb deutlich stärker in den technologischen Berufsfeldern vertreten sein, damit sie die Zukunft mitgestalten könnten. «Wenn es uns gelingt, dass mehr Frauen ICT-Berufe wählen, leisten wir einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Fachkräftemangel und zur Standortentwicklung.»

Die Zürcher Regierungsrätin kündigte ausserdem eine Kampagne zusammen mit dem Verband Digital Switzerland und der ICT-Berufsbildung an. Der Titel: «Woman in Tech». Diese soll dazu beitragen, dass mehr junge Frauen Tech-Berufe wählen und mehr Frauen Angebote zum Quereinstieg in Tech-Berufe nutzen.

93 Studiengänge

Der Fachkräftemangel bei den digitalen Berufen ist auch im Kanton Waadt ein grosses Thema. Kürzlich beleuchtete eine ausführliche Studie die damit einhergehenden Herausforderungen, Chancen und mögliche Massnahmen. Das erste Ergebnis der Waadtländer Studie ist sehr positiv und ermutigend: Der Kanton Waadt hat es geschafft, sein Bildungsangebot auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes im digitalen Sektor abzustimmen und mit der raschen Entwicklung in diesem Bereich Schritt zu halten. Es gibt 93 Studiengänge im digitalen Bereich mit 966 ausgebildeten Personen pro Jahr, von denen 90 Prozent aus der Schweiz kommen. Die zweite Feststellung: Der Mangel ist in erster Linie quantitativ. Es fehlt an ausgebildeten Personen und insbesondere an Frauen. Die Studie stellt auch einen Mangel an Bewerbern in mehreren digitalen Studiengängen und einen Mangel an schulischen Ausbildungsplätzen für Informatiker fest.

Frauen ermutigen

Eine der Erkenntnisse ist, dass die Partnerschaft zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor verstärkt werden soll, insbesondere im Rahmen der Entwicklung der Weiterbildung. Parallel dazu will der Kanton Sensibilisierungskampa-gnen durchführen, die sich an Jugendliche richten, um ihnen die Vorteile und Perspektiven der digitalen Berufe vorzustellen, aber auch Frauen stärker ermutigen, schon in jungen Jahren in wissenschaftliche Berufsausbildungsgänge einzusteigen. Im Bereich Bildung ist Folgendes geplant:

• Digitale Bildung: Dieses wichtige Programm des zuständigen Amts befindet sich in der Einführungsphase. Es zielt darauf ab, allen Schülern einen Grundstock an digitalen Kenntnissen und Fähigkeiten zu vermitteln. In diesem Sinne fördert das Programm auch die Ausbildung in digitalen Berufen.

• Förderung von MINT-Fächern: Die Stärkung von Mathematik, Naturwissenschaften und technischen Fächern (MINT) ist entscheidend, um junge Menschen auf digitale Karrieren vorzubereiten. Im Frühjahr 2024 wird eine MINT-Messe stattfinden, die sich an Schüler der 5. bis 8. Klasse richtet.

• Aufwertung der Berufsbildung: Die geplante Erhöhung der Anzahl der Lehrstellen für Informatikerinnen und Informatiker an Schulen um 200 bis 2027 wird dazu beitragen, die Nachfrage zu befriedigen.

Arbeitsmarkt verpflichtet

Der Fachkräftemangel betrifft auch die Wirtschaft stark. Deshalb sind folgende Massnahmen geplant:

• Anpassung des Bildungsangebots mithilfe der Wirtschaftsakteure: Die Bildungsprogramme müssen in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Wirtschaftsverbänden, insbesondere im Bereich der Weiterbildung, angepasst werden, um den neuen Bedürfnissen der Wirtschaft, insbesondere im Zusammenhang mit der digitalen und energetischen Umstellung, gerecht zu werden.

• Berufliche Neuqualifizierung von Arbeitssuchenden durch die Entwicklung von Umschulungswegen zu Berufen, die in der Wirtschaft benötigt werden.

• Einrichtung einer prospektiven Überwachung der Wirtschaftssektoren, Arbeitsplätze und Berufe der «Wirtschaft von morgen».

Nur durch gemeinsame Anstrengungen des Staates und der Unternehmen können diese grossen Herausforderungen im Bereich der digitalen Berufe bewältigt werden.

pd/sgz

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