Publiziert am: 03.11.2023

Mehr Markt – und mehr Digitalisierung

DIE POST – Der Schweizerische Gewerbeverband sgv hat seit jeher eine vollständige Liberalisierung aller Postdienstleistungen gefordert. Gleichzeitig hat der sgv auch immer wieder gefordert, dass sich die Post auf das Kerngeschäft beschränkt und auf das Gewerbe konkurrenzierende Angebote verzichtet.

Die Brief- und Paketpreise der Post steigen 2024 erneut. Das bekommen insbesondere Kleinunternehmer zu spĂĽren. Im Gegenzug ist die Post weiterhin auf Einkaufstour. Aufgrund der anhaltend sinkenden Briefmengen beabsichtigt sie, die beiden Schweizer Logistikunternehmen Quickmail und Quickpac zu ĂĽbernehmen.

Eine Expertenkommission forderte Ende Februar 2023 die Modernisierung der Grundversorgung mit Post- und Zahlungsverkehrsdiensten. Bis ins Jahr 2030 werde das heutige Angebot weder für die Bevölkerung noch für die Unternehmen zeitgemäss sein, so die Kommission. Diese Lagebeurteilung ist sicher richtig, nicht aber unbedingt die Forderung, dass physische Briefe nur noch als B-Post und drei Mal wöchentlich zugestellt werden sollen.

Grundversorgung politisch motiviert

Der Bund garantiert Grundleistungen bei Postdiensten und Diensten des Zahlungsverkehrs. Diese Grundversorgung ist aber politisch definiert und nicht vom Markt festgelegt. Die Zukunft der Post ist aber vom Markt her zu beantworten. Der Schweizerische Gewerbeverband sgv hat seit jeher eine vollständige Liberalisierung aller Postdienstleistungen gefordert. Gleichzeitig hat der sgv auch immer wieder gefordert, dass sich die Post auf das Kerngeschäft beschränkt und auf Angebote, die das Gewerbe konkurrenzieren, wie z. B. Papeteriewaren, verzichtet.

Alternativen für postalische Zugangspunkte fördern

Die Erreichbarkeit der postalischen Grundversorgung und der Zahlungsdienstleistungen soll in Zukunft differenzierter sichergestellt werden als heute. Die Kundinnen und Kunden müssen an ihrem Wohn-, Einkaufs- oder Arbeitsort flexibel und bedarfsgerecht versorgt werden. Die Grundversorgungsdienste müssen für sämtliche Bevölkerungsgruppen in allen Regionen in angemessener Distanz erreichbar sein. Betreffend physischer Zugangspunkte sind dabei verschiedene Alternativen aufgezeigt worden, wie z. B. die Abwicklung von Postdienstleistungen in Lebensmittelgeschäften oder ähnlichen Geschäften. Diese Zugangspunkte haben vielfach den Vorteil, dass die Öffnungszeiten länger sind als bei den herkömmlichen Postdienststellen, die es aus Sicht des sgv je länger je weniger in der heutigen Form braucht.

Zu Alternativen gehören insbesondere auch postalische Dienstleistungen, die am Ort des Kunden bzw. der Kundin erbracht werden können, wie z. B. der Hausservice (Zahlungen entgegennehmen u.a.m.). Nur wenige Haushalte/Unternehmen gehören in dieses Segment. Eine Postdienstleistung kann genauso gut in einer Agentur oder über elektronische Kanäle angeboten werden. Das stärkt den Wettbewerb und verbessert in der Folge das Angebot für die Kunden – auch ausserhalb der Zentren.

Zugänge für private Dienstleister sicherstellen

Zudem soll die Post privaten Postdienstleistern den Zugang zu ihrer Infrastruktur (z. B. Postfächern, Zugang zu Briefkästen etc.) zur Verfügung stellen. Sogenannte Multi-Access-Punkte würden den Zugang zu verschiedenen Angeboten an Dienstleistungen deutlich verbessern. Das gilt gerade für ländliche Gebiete.

Den Zahlungsverkehr wickeln Unternehmen heute fast ausschliesslich digital ab. FĂĽr gewisse Regionen braucht es weiterhin den Hausservice, der z. B. bei Detailhandelsunternehmen oder der Gastronomie Tageseinnahmen (Bargeld) abholt.

Digitalisierung weiterentwickeln

Das Angebot beim Post- und beim Zahlungsverkehr soll sich in Zukunft noch stärker an den Bedürfnissen der digitalen Gesellschaft ausrichten. Gerade beim Zahlungsverkehr könnten sich neue Perspektiven ergeben, wenn dieser z. B. öffentlich ausgeschrieben wird.

Dieter Kläy,

Ressortleiter sgv

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