Publiziert am: 02.02.2024

Die Meinung

Bitte genau hinschauen

Schweizer Rentner sind reich. Der Median des Nettovermögens der Pen­sio­niertenhaushalte liegt in der Schweiz bei 222 700 Franken. Erwerbs­haushalte kommen bloss auf einen Median von 36 200 Franken.

Schweizer Rentner sind reich. Der Median des Nettovermögens der Pensioniertenhaushalte liegt in der Schweiz bei 222 700 Franken. Erwerbshaushalte kommen bloss auf einen Median von 36 200 Franken. Pensionäre sind in der Schweiz somit um ein Vielfaches vermögender als Erwerbstätige. Das ist eine von zahlreichen interessanten Erkenntnissen, die sich aus einer Studie des Genfer Uni-Professors Philippe Wanner aus dem Jahre 2023 ziehen lassen.

Selbstverständlich ist das Vermögen ungleich verteilt. Drei Prozent der Pensioniertenhaushalte sind gemäss der Studie Wanner verschuldet, währenddem 14 Prozent über ein Vermögen von über einer Million Franken verfügen. Bei den Erwerbshaushalten sind zehn Prozent verschuldet, und bloss jeder 20. Haushalt zählt zu den Millionären. Auch das ergibt ein klares Bild: Pensionäre sind deutlich reicher als Erwerbstätige.

Gemäss einer Erhebung des Bundesamtes für Statistik aus dem Jahre 2021 sahen sich bloss 2,9 Prozent der Pensionierten gezwungen, aus finanziellen Gründen auf Güter, Dienstleistungen und soziale Aktivitäten zu verzichten. Bei den Erwerbstätigen waren es 5,5 Prozent, also fast doppelt so viele. 10,3 Prozent der Rentner verfügten nicht über ausreichend finanzielle Ressourcen, um eine unerwartete Ausgabe von 2500 Franken binnen eines Monats begleichen zu können. Bei den Erwerbstätigen waren es wiederum fast doppelt so viele, nämlich 19,3 Prozent.

Leider wird in manchen Medien immer noch häufig das Bild des bedürftigen Rentners gezeichnet, der arm ist, auf vieles verzichten muss, schwer unter der Teuerung zu leiden hat und daher dringend auf eine 13. AHV-Rente angewiesen ist. Die Wahrheit ist eine andere: Es gibt zwar arme Pensionäre, im Grossen und Ganzen geht es aber den AHV-Rentnern finanziell gut bis sehr gut, und sie sind deutlich vermögender als die Erwerbstätigen im Allgemeinen und junge Familien mit Kindern im Speziellen. Genauer hinzuschauen lohnt sich.

Logisch, dass eine 13. AHV-Rente nicht gratis zu haben ist. Mittelfristig fielen jährliche Mehrkosten von fünf Milliarden Franken an. Eine Milliarde ginge zulasten des Bundes, vier Milliarden hätte die AHV zu tragen. Weder Bund noch AHV haben diese Mittel. Höhere Steuern, steigende Lohnabzüge, wachsende Mehrwertsteuerabgaben und schmerzhafte Sparprogramme wären unumgänglich.

Und da stellt sich natürlich unweigerlich die Frage, wer unter diesen Mehrbelastungen am stärksten zu leiden hätte. Es wären primär die Erwerbstätigen. Denn nur auf ihren Einkommen werden Lohnabzüge abgezogen. Und sie konsumieren in der Regel auch mehr als Pensionäre, sodass sie bei höheren Mehrwertsteuern auch entsprechend stärker geschröpft werden.

Die Forderung nach einer 13. AHV-Rente mag auf den ersten Blick sympathisch erscheinen. Genauer hinzuschauen lohnt sich aber. Dabei stellt man rasch fest: Die Volksinitiative für eine 13. AHV-Rente ist zutiefst unsozial. Sie würde zu einer Umverteilung von arm zu reich führen. Am meisten profitieren würden die wohlhabenden Bezüger einer Maximalrente. Die grössten Opfer hätten die Jungen und Familien mit Kindern zu erbringen.

Schauen Sie bei der Abgabe Ihres Stimmzettels deshalb bitte genau hin. Sie werden rasch merken, dass es nur eine vernünftige und faire Antwort auf die Forderung nach einer 13. AHV-Rente gibt: Ein klares und überzeugtes NEIN.

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