Publiziert am: 02.02.2024

Jeder Zweite finanziert sein Auto fremd

Auto-Leasing – Nur noch die Hälfte der Autobesitzer gibt ihr eigenes Geld für den Autokauf aus, jeder Zweite finanziert sein Privatauto nicht selbst. Das zeigt eine Umfrage von Comparis. Dabei gibt es markante Unterschiede in den Regionen sowie in den Alters- und Einkommensklassen.

Gemäss einer Umfrage des Online-Vergleichdiensts Comparis.ch haben lediglich 45 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer beim Autokauf ihr eigenes Geld ausgegeben. Dabei gibt es Unterschiede beim Geschlecht sowie in den Regionen: Während nur 40 Prozent der Männer ihr Fahrzeug mit eigenem Geld erworben haben, sind es bei den Frauen immerhin 51 Prozent. Und während rund 50 Prozent der Deutschschweizer ihr Auto nicht aus eigenen Mitteln finanzieren, greifen in der Romandie (66 Prozent) und im Tessin (79 Prozent) deutlich mehr Personen zur Fremdfinanzierung.

«Für Teileder Bevölkerunghat das Auto offenbar seine Rolle als Statusobjekt verloren.»

«Das deckt sich mit der generellen Verschuldung in den Sprachregionen», betont Comparis-Mobilitätsexperte Sandro Spaeth. In der lateinischen Schweiz seien neben dem Leasing auch Ratenzahlung, Kreditnahme, Darlehen bei Familien und Freunden oder Kontoüberziehungen weiter verbreitet als in der Deutschschweiz.

31 Prozent leasen

Die beliebteste Finanzierungsform beim Auto ist das Leasing – Ende 2022 waren rund 640 000 geleaste Fahrzeuge auf den Schweizer Strassen unterwegs. So haben auch 31 Prozent der Befragten ihr Fahrzeug auf diese Weise finanziert. Besonders die jüngeren Autokäufer ermöglichen sich ihr Fahrzeug mit einem Leasing-Vertrag: Bei den Befragten unter 55 Jahren lag die Leasing-Quote bei über einem Drittel, von den über 55-Jährigen waren es lediglich 18 Prozent.

Hingegen haben nur neun Prozent der Befragten ihr Auto über einen Kredit finanziert, sieben Prozent bezogen dazu ein Darlehen bei der Familie oder Freunden. Spannend dabei: Junge (18- bis 35-Jährige) fragen die Familie viel öfter um Geld als die Altersgruppe über 35 Jahren.

Je nach Einkommen

Natürlich spielen auch die Einkommensverhältnisse eine entscheidende Rolle. In den mittleren und höheren Einkommensklassen ist das Leasing viel verbreiteter als bei tiefen Haushaltseinkommen bis 4000 Franken monatlich. In der Einkommensklasse über 8000 Franken monatlich entschieden sich 37 Prozent für ein Leasing, in der Einkommensklasse zwischen 4000 und 8000 Franken sind es noch 30 und unter einem Monatslohn von 4000 Franken nur noch 19 Prozent. Auch das ist für Sandro Spaeth nicht überraschend: «Leasing ist oft eine kostspielige Variante, bei der zusätzlich eine teure Vollkaskoversicherung vorgeschrieben ist.»

Entsprechend umgekehrt ist das Bild beim Kauf mit eigenen Mitteln: In der Einkommensklasse bis 4000 Franken haben 56 Prozent der Befragten ihr Auto selbst bezahlt, in den höheren Einkommensklassen sind es nur rund 40 Prozent. Allerdings besitzen in der tiefsten Lohnklasse lediglich 58 Prozent der Befragten überhaupt ein eigenes Auto, während Menschen mit höheren Einkommen häufiger motorisiert sind: 81 Prozent der Befragten mit einem Einkommen zwischen 4000 und 8000 Franken besitzen ein Auto, bei über 8000 Franken sind es sogar 88 Prozent. Ebenfalls spannend ist, dass Menschen, die in Mehrpersonenhaushalten wohnen, deutlich öfter zur Fremdfinanzierung greifen (51 Prozent) als Autofahrer in Paar- und Einpersonenhaushalten (27 respektive 36 Prozent). Hingegen ist der Anteil der aus eigenen Mitteln bezahlen Fahrzeuge bei kinderlosen Haushalten mit 54 Prozent markant höher als bei Familien (32 Prozent).

Abos sind eine Randerscheinung

Lediglich einen sehr geringen Anteil haben Autoabos, bei denen die Kunden zu einem monatlichen Fixbetrag ein Auto für einen definierten Zeitraum erhalten, inklusive sämtlicher Nebenkosten wie Reifen, Versicherungen und Service. Nur drei Prozent der von Comparis befragten Autohalter haben sich für dieses Abo-Modell entschieden. «Ein Autoabo eignet sich oft nur für eine zeitlich sehr beschränkte Dauer. Sonst wird diese flexible Lösung schnell teurer als ein Leasing oder ein Barkauf», kommentiert Sandro Spaeth.

Abgesehen vom zinslosen Darlehen bei Familie und Freunden sei aber grundsätzlich jede Fremdfinanzierung teurer als der Barkauf. «Wer etwa für den Arbeitsweg unbedingt ein Fahrzeug braucht, aber die notwendigen Mittel dazu nicht hat, sollte ein möglichst günstiges beziehungsweise ein Occasionsfahrzeug wählen oder auch Carsharing prüfen», rät der Comparis-Experte. Zudem gelte es, im Fall von Leasing oder Abo die Vertragslaufzeit und die Kilometerbeschränkung zu beachten.

Tiefe Unterhaltskosten

Ausserdem hat die von Comparis beauftragte und vom Marktforschungsinstitut Innofact bei 1000 Personen durchgefĂĽhrte Umfrage ergeben, dass Herrn und Frau Schweizer vor allem tiefe monatliche Unterhaltskosten und eine flexible VerfĂĽgbarkeit des Fahrzeugs wichtig sind. Die freie Wahl von Versicherung und Wartung, der Anschaffungspreis und ĂĽberhaupt der Besitz des Autos werden hingegen als etwas weniger wichtig betrachtet.

Zudem ist es gut der Hälfte der Umfrageteilnehmern egal, ob es sich beim eigenen Gefährt um einen Neuwagen handelt oder nicht. «Für Teile der Bevölkerung hat das Auto offenbar seine Rolle als Statusobjekt verloren», schlussfolgert Spaeth deshalb. Wenn Schweizer ganz auf ein eigenes Fahrzeug verzichten, so seien bei rund zwei Dritteln der Befragten finanzielle Gründe dafür ausschlaggebend.

Dave Schneider

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