Publiziert am: 22.03.2024

Stabil und ewig – Sprosse für Sprosse

HOLZHANDWERK – Die Gubler-Leitern aus Hörhausen haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Sie stehen seit über 100 Jahrenfür qualitativ hochstehendes Schweizer Handwerk. Durch geballtes Fachwissen und traditionsreichem Handwerk entsteht ein ästhetisches Produkt, das modernen Anforderungen bestens gewachsen ist. Ganz ohne Chemie sind die Leitern zu 100 Prozent recycelbar.

Die traditionellen Gubler-Leitern aus Holz entstehen seit über 100 Jahren in Hörhausen im Thurgau. Das Unternehmen wurde 1900 als Wagnerei gegründet und war bis 2018 in Familienbesitz. Seit dem 1. Januar 2023 ist Roman Beer neuer Eigentümer und Geschäftsführer von Gubler-Leitern. Damit führte er die aus der Konkursmasse der Eugster AG stammende Firma als neues Unternehmen weiter, welche zuvor von der Thomas Sutter AG geführt wurde. Gubler-Leitern stehen für unverkennbare Schweizer Werte wie Qualität, Zuverlässigkeit, Beständigkeit und Innovation. «Unsere Leitern sind lokale und äusserst nachhaltige Produkte – der eigens entwickelte Beschlag, der Brandstempel sowie die Machart sind typisch für unsere Holzleitern», erklärt Beer. Er hat sich das Know-how selbst angeeignet im Stile von «Learning by doing». Das alte Handwerk fasziniert ihn: «Wir stellen die Leitern mit den ursprünglichen 50-jährigen Maschinen her, und fertigen sie auch wie damals. Wir produzieren zwischen 350 bis 400 Neuleitern pro Jahr – hinzu kommen noch rund 100 Reparaturen.» Die Holzleitern werden in jeglichen Grössen und Formen produziert und vertrieben. «Wir fabrizieren alles: Von Bockschiebeleitern zwei- und dreiteilig, Baumleitern, Trennleitern über Bockleitern mit Sprossen oder Stufen, aber auch Buschbaumleitern, Dachleitern bis hin zu individuellen Spezialanfertigungen.»

«Wir stellen die Leitern mit den gleichen Maschinen her, wie sie vor 50 Jahren produziert wurden.»

Holz ist stabil und elastisch und somit der ideale Baustoff für Leitern. Beim Gewicht kann es mit Aluminium mithalten, leitet aber keine Elektrizität weiter. Gärtnerinnen und Landwirte wiederum schätzen das Arbeiten draussen im Winter mit den Gubler-Leitern, da Sprossen und Holme beim Berühren warm sind. Von Holz bekommt man – im Gegensatz zu anderen Materialien – auch keine schwarzen Finger. «Da wir regionale Rohstoffe verwenden und sie lokal verarbeiten, sind wir auch punkto Nachhaltigkeit mit unseren Produkten sehr zeitgemäss unterwegs», sagt Beer.

Produzieren wie die Gründerväter

Die Holmen bestehen aus Fichtenholz. «Seit über 50 Jahren arbeiten wir erfolgreich mit der Sägerei Keller aus Unterstammheim zusammen. Nur die sorgfältige Auswahl der passenden Bäume im Wald und der spezifische Einschnitt des Holzes, exakt entlang der Jahreslinien, garantieren die unvergleichliche Stabilität der Holmen. Selbst bei den längsten Leitern bestehen die Holmen aus einem durchlaufenden Stück Holz», so Beer. Und er ergänzt: «Die Fichtenstämme werden extra nur für uns gefällt. Die Bäume sind zwischen 150 und 200 Jahre alt. Sie müssen astfrei sein, bis zu neun Meter lang und möglichst gerade gewachsen, ebenso wie das Eschenholz für die Sprossen.» Übrigens, der Sprossen-Abstand bei den Gubler-Leitern beträgt immer 26,5 Zentimeter.

Beer entscheidet direkt in der Sägerei, wie lange die Holmen sein müssen und wie der Stamm eingeschnitten wird. Danach wird der Stamm mit der Bandsäge der Mantellinie entlang aufgeschnitten zu Bohlen und Brettern. Aus den Bohlen werden anschliessend Holmen-Rohlinge, die erst nach eineinhalb Jahren Trocknungszeit gebraucht werden können. Der erste Schritt der eigentlichen Produktion besteht daraus, die Holmen auf die gewünschte Länge zuzuschneiden. «Wichtig ist dabei, dass Äste, Risse oder sonstige Holzfehler herausgeschnitten werden», erklärt der Fachmann. Danach kommen Hobel- und Kehlmaschine zum Einsatz und bearbeiten die Holmen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist das Ausbrennen der Harzgalle sowie das sogenannte Harzgallenflicken. Parallel dazu werden die Sprossen produziert. Danach gilt es, Sprossen und Holme zu verleimen. Schliesslich werden die Leitern beschriftet und das Gubler-Logo mittels Brandstempel eingebrannt.

Die fertigen Leitern erhalten zu guter Letzt ein Ölbad, um damit ihre Beständigkeit zu besiegeln. Als krönender Abschluss werden der eigens entwickelte Beschlag aus Alu und Chrom sowie die Spreizsicherung montiert. «Wir entwickeln unsere Beschläge fortlaufend und produzieren sie lokal. Unsere Aluminiumbeschläge sind ultraleicht und halten dauerhaft. Für maximale Sicherheit erfüllen alle unsere Leitern die DIN-Norm 131», betont Beer. Ganz wichtig ist die sogenannte Qualitätssicherung respektive das Testen der Leitern auf ihre Funktion: «Die Qualität hat einen sehr hohen Stellenwert – denn wir dürfen uns bei unseren Leitern keine Fehler leisten, geht es doch um die Sicherheit der Benutzer.» Bei der Produktion sind teilweise 50-jährige, solide Maschinen aus Gusseisen, aber auch topmoderne Maschinen oder solche der Marke «Eigenbau» im Einsatz.

Handwerk, das ein Leben lang hält

Gubler-Leitern sind nicht nur für ihren guten Namen und Qualität bekannt, sondern auch wegen ihrer Langlebigkeit. «Dauerhaftigkeit, Stabilität und angenehmes Gewicht machen eine gute Leiter aus», so Beer. Zu seinem Geschäftsbereich gehört auch das Reparieren der zum Teil 40- bis 50-jährigen Gubler-Leitern. Wobei auch die Eigentümer viel dazu beitragen können, dass das gute Stück länger hält: «Die Leiter stehend und vor Regen geschützt lagern, am besten draussen in einem Unterstand, wenn nötig das Holz anschleifen und nachölen», rät der Fachmann. «Bei guter Pflege halten sie ein Leben lang.»

«Wir dürfen uns bei unseren Leitern keine Fehler leisten, es geht um die Sicherheit der Benutzer.»

Beer produziert seine Gubler-Leitern als Einmannbetrieb, bei Not am Mann unterstützt ihn sein Vater. Der gute Name, die hohe Wertigkeit, Qualität und Langlebigkeit der Leitern sorgen dafür, dass sich Beer in einem Nischenmarkt behaupten kann und wettbewerbsfähig bleibt. «Wir müssen aber auch innovativ bleiben, neue Ideen auf den Markt bringen und mit der Zeit gehen.» Als grösste Herausforderung erachtet der Unternehmer die fortlaufend angepassten Vorschriften und Regulierungen, damit seine Leitern immer den neusten Stand der Sicherheit erfüllen. Er hofft, dass die Marke Gubler und damit das gute alte Holzhandwerk noch lange auf dem Markt gefragt ist und das Wissen, die Tradition und dieses einmalige Handwerk noch lange weiterleben.

Corinne Remund

www.gublerleitern.ch

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