Publiziert am: 21.03.2014

Die Schweiz verändert sich schnell

AREALSTATISTIK – Die Bodennutzung hat sich in den letzten 24 Jahren stark verändert.

Die neuen, Ende letzten Jahres vom Bundesamt für Statistik publizierten Resultate der Arealstatistik haben in der Presse keine grosse Resonanz ausgelöst. Dies ist überraschend, hat sich doch die Bodennutzung in den letzten 24 Jahren stark verändert: In der Tat wurde nicht weniger als ein Siebtel der Schweiz umgepflügt: Mehr Siedlungs- und Waldflächen, weniger Landwirtschaftsflächen und ein massiver Gletscherschwund. Da ist politischer Zündstoff für die künftige Bodennutzung geradezu vorprogrammiert.

Die Gewinner: Siedlungsflächen und Wald

Während 24 Jahren hat die Siedlungsfläche der Schweiz um 584 Quadratkilometer zugenommen. Dies entspricht der Grösse des ganzen Genfersees oder über elf Fussballfeldern pro Tag. Damit ist der Anteil der Siedlungsfläche an der Gesamtfläche der Schweiz von 6,0 auf 7,5 Prozent angestiegen. Anders formuliert sind 92,5 Prozent unseres Territoriums nach wie vor nicht überbaut und damit mehr oder weniger naturbelassen. So viel zum Thema Zubetonierung der Schweiz: Subjektive Wahrnehmung und objektive Fakten klaffen weit auseinander.

«zwischen 1997 und 2009 gabs Dreimal mehr Golfplätze.»

Die neuen Siedlungsflächen waren früher je etwa ein Drittel Naturwiesen und Ackerland, der Rest verteilt sich auf andere vorwiegend landwirtschaftliche Nutzungen. 52 Prozent der neuen Siedlungsflächen wurden mit Gebäuden überbaut, 17 Prozent als neue Verkehrsflächen genutzt und die übrigen rund 30 Prozent für besondere Siedlungsflächen, Industrieareale oder als Erholungs- und Grünanlagen. Zum Wachstum der Erholungsanlagen haben insbesondere auch die Golfplätze beigetragen, deren Fläche sich im zweiten Zeitintervall von 1997 bis 2009 fast verdreifacht hat.

Zu den Gewinnern gehört auch der Wald, der in 24 Jahren um 3,1 Prozent zugelegt hat, was 385 Quadratkilometer oder der zehnfachen Grösse des Bielersees oder fast acht Fussballfeldern pro Tag entspricht. Die Veränderung war zwischen 1985 und 1997 mit 2,2 Prozent stärker als in der darauffolgenden Periode (1997 bis 2009) mit nur noch 0,9 Prozent. Der Zuwachs des Waldes beschränkte sich hauptsächlich auf den Alpenraum durch natürliche Einwaldung von Alpwirtschaftsflächen, während im Mittelland und Jura in der zweiten Periode sogar eine leichte Abnahme der Waldfläche zu beobachten war.

Die Verlierer: Kulturland 
und Gletscher

Es ist allgemein bekannt und die Bauern erwähnen es bei jeder passenden (und auch unpassenden) Gelegenheit: Zwischen 1985 und 2009 gingen in der Schweiz pro Sekunde 1,1 Quadratmeter Kulturland verloren. Die landwirtschaftliche Gesamtfläche verringerte sich dadurch um 5,4 Prozent. Dies entspricht einer Fläche von 850 Quadratkilometern, vergleichbar mit der zehnfachen Grösse des Zürichsees oder 15 Fussballfeldern pro Tag. Der Verlust war im Zeitraum zwischen 1985 und 1997 mit 3,3 Prozent etwas stärker ausgeprägt als 1997 bis 2009 mit noch 2,2 Prozent. Die verschwundenen Landwirtschaftsflächen wurden mehrheitlich in Siedlungsflächen und zu einem kleineren Teil in Wald, Gehölze und unproduktive Flächen verwandelt.

Schlechte Nachrichten gibt es zudem für die steigeisenbewehrten Hochtourengänger: Die Gletscher finden sich in der Schweiz auf einem dramatischen Rückzug. In 24 Jahren haben sie einen Viertel ihrer Fläche verloren. Der Gletscherschwund im Ausmass von 390 Quadratkilometern entspricht in etwa der Zunahme des Waldes und damit ebenfalls der zehnfachen Grösse des Bielersees oder täglich fast acht Fussballfeldern. Da ist die Tatsache, dass dies ein weltweites Phänomen ist und der Kilimanjaro in absehbarer Zeit seine berühmte Eiskappe gänzlich verlieren wird, nur ein kleiner Trost.

Rudolf Horber, Ressortleiter sgv

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