Publiziert am: 19.01.2024

Auf dem Weg zur Normalität

Arbeitslosenzahlen 2023 – Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag letztes Jahr bei zwei Prozent. Das ist der tiefste Wert seit 2001. Gleichzeitig verzeichnet die Arbeitslosenversicherung einen Einnahmenüberschuss von 2,79 Milliarden Franken.

Trotz einer leicht nachlassenden Arbeitskräftenachfrage vermelden nach wie vor viele Unternehmen Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften. Während die konjunkturell bedingte Knappheit etwas abnehmen dürfte, bleiben strukturelle Ursachen der Fachkräfteknappheit relevant. So verlassen aktuell mehr Personen in der Schweiz den Arbeitsmarkt durch Pensionierung, als junge Arbeitskräfte neu auf den Arbeitsmarkt gelangen.

Die Erwerbsbeteiligung liegt in der Schweiz im internationalen Vergleich sehr hoch und sie stieg seit 2010 weiter an. Massgeblich für eine hohe Erwerbspartizipation sind gute Rahmenbedingungen, damit sich die Arbeitnehmenden an veränderte Bedingungen im Arbeitsmarkt anpassen können und damit sie motiviert bleiben, ihre Arbeitskraft anzubieten.

Tiefste Quote seit ĂĽber 20 Jahren

Die positive Arbeitsmarktentwicklung des Vorjahres (2022) setzte sich zu Beginn des Jahres 2023 noch fort, bevor ab März eine allmähliche Normalisierung eintrat. Die saisonkorrigierte Arbeitslosenquote erhöhte sich im Jahresverlauf moderat von 1,9 (Januar 2023) auf 2,2 Prozent (Dezember 2023). Die Arbeitslosenquote im Jahr 2023 betrug insgesamt zwei Prozent, was dem tiefsten Wert seit 2001 (damals 1,7 %) und einer Abnahme um 0,2 Prozentpunkte gegenüber 2022 (2,2 %) entspricht. Das zeigen die neusten Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO).

Die Arbeitslosenzahl für 2023 beläuft sich im Jahresdurchschnitt auf 93 536 Personen und liegt damit um 6041 Personen (–6,1 %) tiefer als 2022. Ab Januar ging die Zahl der registrierten Arbeitslosen kontinuierlich zurück, ausgehend von einem mit Blick auf die letzten Jahre bereits unterdurchschnittlichen Anfangsniveau (100 776 Personen). Im Juli erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen erstmals im Jahresverlauf wieder, dies einerseits als Folge der Trendwende und andererseits auch aus saisonalen Gründen. Mit 106 859 Personen lag die Arbeitslosenzahl Ende Dezember 2023 um 9918 beziehungsweise um 10,2 Prozent über dem Wert von Dezember 2022.

Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen blieb gleich

Die Anzahl der Stellensuchenden liegt im Jahresdurchschnitt 2023 bei 160 087 und damit ebenfalls deutlich unter dem Durchschnittswert aus dem Vorjahr (–15 462 / –8,8 %). Die monatlichen Zahlen der Stellensuchenden entwickelten sich 2023 ähnlich wie die Arbeitslosenzahlen. Ende Dezember 2023 lag die Zahl der Stellensuchenden mit 176 979 um 9075 respektive um 5,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Die Jugendarbeitslosenquote (15- bis 24-Jährige) liegt mit einem Jahresdurchschnittswert von zwei Prozent genau gleich hoch wie im Jahr 2022. Die Arbeitslosenquote der älteren Arbeitnehmenden (50- bis 64-Jährige) hat mit einem Jahresdurchschnitt von 1,9 Prozent abgenommen (–0,3 Prozentpunkte gegenüber 2022).

Wie vor der Coronapandemie

Der Umfang der ausbezahlten Kurzarbeitsentschädigung (KAE) entwickelte sich gegenüber 2022 weiter deutlich zurück. Bisher wurde für das Jahr 2023 KAE in der Höhe von rund 50 Millionen Franken ausbezahlt, was im Vergleich zum Vorjahr mit Ausgaben von 384 Millionen Franken einer markanten Reduktion und wieder ungefähr den Zahlen vor der Coronapandemie entspricht. Ausgehend von 3289 Arbeitnehmenden (228 Betriebe), für die im Januar 2023 KAE ausbezahlt wurde, hat sich die Beanspruchung der KAE in der ersten Jahreshälfte sukzessive verringert. Im Oktober 2023 (aktuellster verfügbarer Monat) wurde bisher für 2635 Arbeitnehmende (97 Betriebe) KAE abgerechnet. Diese Werte dürften noch leicht ansteigen, da die Unternehmen drei Monate Zeit haben, um ihre Abrechnungen einzureichen. Gemessen an den Voranmeldungen für KAE dürfte in der zweiten Jahreshälfte 2023 wieder etwas mehr KAE beansprucht werden als im Sommer, dies insgesamt jedoch weiterhin auf moderatem Niveau.

Gesamtertrag von gut neun Milliarden Franken

Der Ausgleichsfonds der Arbeitslosenversicherung wird das Rechnungsjahr 2023 gemäss aktuellen Schätzungen bei einem Gesamtertrag von 9,18 Milliarden Franken (2022: 9,64 Mrd.) und einem Gesamtaufwand von 6,39 Milliarden Franken (2022: 7,33 Mrd.) mit einem Einnahmenüberschuss von 2,79 Milliarden Franken (2022: Einnahmenüberschuss 2,31 Mrd.) abschliessen.

Die Haupteinnahmen bestehen unter anderem aus den Beiträgen der Versicherten und Arbeitgeber von 7,89 Milliarden Franken (2022: 7,94 Mrd.) und dem Covid-19-Bundesbeitrag, speziell für die Nachzahlungen des Ferien- und Feiertagsanteils auf Kurzarbeitsentschädigungen von 0,53 Milliarden Franken (2022: 0,90 Mrd.).

Die Hauptausgaben beinhalten die Arbeitslosenentschädigungen, die sich 2023 auf 4,28 Milliarden Franken beliefen (2022: 4,79 Mrd.), sowie Kurzarbeitsentschädigungen von 0,58 Milliarden Franken (2022: 0,90 Mrd.).

Leichte AbkĂĽhlung erwartet

Für 2024 erwartet das SECO eine leichte Abkühlung der Wirtschaft. Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim SECO, sprach in der Tagesschau von SRF von «verschiedenen Gegenwinden, die dazu führen, dass die Beschäftigung im laufenden Jahr 2024 nicht mehr so stark zunehmen wird wie 2023». Insbesondere im Industriesektor werde das zu spüren sein. Insgesamt werde der Arbeitsmarkt aber auch 2024 robust bleiben. Zürcher rechnet mit einer Arbeitslosenquote um die 2,2 beziehungsweise 2,3 Prozent im laufenden Jahr.pd/sgz

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