Publiziert am: 03.02.2023

Duschen mit mehr Effizienz

JOULIA SA – Dass es auch anders geht, beweist die bestechend einfache Wärmerückgewinnungs-Technologie des Bieler KMU Anstatt die wertvolle Wärme des Duschwassers in den Abfluss zu spülen, gewinnt Joulias Duschrinne diese Energie zurück und sorgt auf einfache Weise für einen nachhaltigen Duschgenuss bei vollem Komfort.

Die Senkung des Energieverbrauchs ist aufgrund der globalen Klima-erwärmung wie auch der Energieknappheit in der Schweiz momentan aktueller denn je. 30 Prozent der Primärenergie wird für Haushalte – insbesondere für Heizung und Warmwasser aufgewendet. Das Potenzial einer Wärmerückgewinnung WRG im Warmwasser wird jedoch kaum realisiert. So wird bis zu 80 Prozent des Warmwassers im Haushalt allein für das Duschen verwendet, wo es nach zwei Sekunden sprichwörtlich wieder den Bach herunterfliesst. Hier setzt das Bieler Unternehmen Joulia SA an. Die Firma will der Energieverschwendung beim Duschen ein Ende setzen. «Wir haben innovative Wärmetauscher entwickelt, die die Wärmeenergie aus verbrauchtem Duschwasser zurückgewinnen», erklärt CEO Reto Schmid.

Statt die Wärme des Duschwassers in den Abfluss zu spülen, gewinnt der Joulia-Wärmetauscher die Energie zurück und sorgt für mehr Effizienz mit weniger Energieverbrauch. Er ist im Duschboden integriert und von aussen nicht sichtbar. Zudem funktioniert er ohne Strom und stellt eine klare Trennung zwischen Frisch- und Abwasser sicher. So funktioniert es: Das noch warme Duschwasser fliesst in dieser speziellen Abflussrinne über Wärmetauscherrohre. Diese Rohre sind aus Kupfer und nehmen die Wärme daher sehr gut auf. Und da in diesen Kupferrohren das kalte Duschwasser in Richtung Duschenmischer fliesst, wird dieses von rund 10 auf bis zu 30 Grad vorgewärmt, sodass dann eben wesentlich weniger Heisswasser aus dem Boiler zugemischt werden muss, um gleich warm duschen zu können. «Dadurch lässt sich der Energieverbrauch um bis zu 50 Prozent reduzieren für den gleichen Duschkomfort.»

Produktion in Biel

Ein grosser Erfolg ist ebenso die Joulia-Twinline-Technologie. «Sie funktioniert prinzipiell wie die Joulia-Inline, nur noch effizienter. Denn in dieser etwas breiteren Duschrinne stecken gleich zwei Wärmetauscher drin und sorgen so für noch mehr Effizienz. Bis zu 20 kW Wärmetauscherleistung ist in solch einer Joulia-Twinline möglich», betont Schmid. Als kleiner Vergleich: man müsste über 1666 Mal Stromsparbirnen ausschalten, um gleich viel Energie einzusparen, wie wenn man mit einer Twinline duscht. Das innovative KMU produziert in Biel Duschrinnen mit Wärmerückgewinnung, die direkt von den Installateuren verbaut werden können. «Andererseits liefern wir den Sanitärherstellern auch die trinkwasserzertifizerten Module zur Wärme-rückgewinnung, welche diese dann in ihre Duschflächen oder Reihenduschen für Sport- und Wellnessanlagen integrieren», erklärt Schmid.

«Die Energieeinsparung führt zu jährlichen Minderausgaben von circa 1000 KWH im 4-Personen-Haushalt.»

Joulia gewinnt so viel Energie zurück ,wie etwa 8 m2 Photovoltaik pro Jahr produzieren. «Dank der Wärmerückgewinnung bleibt die Wärme im Haus, während das schmutzige Duschwasser nach wie vor das Haus verlässt. Es muss also weniger Heisswasser produziert werden, was die Heizung entlastet und auch kleinere Speicher/Boiler ermöglicht.» Dies alles spart viel Energie, Geld und somit auch viel CO2 ein. «Die Energieeinsparung führt zu jährlichen Minderausgaben von circa 1000 kWh im 4-Personen-Haushalt.» So haben Verbraucher mit Wärmerückgewinnung niedrigere laufende Energiekosten.» Je nach Heizsystem und Energiekosten betragen die jährlichen Einsparungen im beschriebenen Haushalt zwischen 200 bis 300 Franken pro Jahr, sodass der Mehrpreis der Wärmerückgewinnung innert weniger Jahren schon amortisiert ist», so Schmid.

Grosses Interessein der Baubranche

Die simple Funktionsweise ohne bewegliche Teile, elegantes Design, trinkwasserzertifiziert und gut zum Installieren und Reinigen, wird von den Kunden sehr geschätzt. Die Wärmerückgewinnungs-Technologie stösst auf grosses Interesse in der Bau- und Gebäudetechnikbranche. Vertrieben werden die Duschrinnen an Sanitärinstallateure und über den Grosshandel. «Architekten, Planer und Bauherrschaften sind für uns interessante Zielgruppen. Sie verstehen sofort, wovon wir reden und begreifen die Wärmerückgewinnung und integrieren sie daher gerne in ihre Bauprojekte.»

Immer mehr sind es nun Planer, welche für grössere Wohnbauprojekte auf die WRG setzen. Denn diese wissen mittlerweile, dass der Energieaufwand fürs Warmwasser bereits höher ist als für die komplette Raumheizung. Das achtköpfige Team von Joulia ist äusserst interdisziplinär und heterogen. «Wir können viel voneinander lernen. Und mit Wieland, unserem Kupferrohrhersteller und strategischen Partner, stehen uns auch viele Experten zur Seite, wenn wir mal eine Fachexpertise benötigen», sagt Schmid. Immer wieder erhalten Praktikanten Einblick in das Unternehmen. Joulia zeichnet sich nebst der familiären Firmenkultur durch eine hohes Qualitätsbewusstsein aus: «Ein versiertes Engineering, gute Zulieferanten, strikte Qualitätskontrolle und hochmotivierte Mitarbeitende stehen bei uns ganz oben auf der Prioritätenliste.»

Gut verankert in der noch jungen Szene

Anfänglich lagen die Herausforderungen darin, eine hohe Effizienz bei der Wärmerückgewinnung zu erzielen und das Produkt zu zertifizieren. Heute liegt die Herausforderung eher darin, die Innovation am Markt bekannt zu machen und Bewusstsein zu schaffen, dass man durch Wärmerückgewinnung einen wesentlichen Beitrag zu energieeffizienten Gebäuden leisten kann. Eine Hürde stellt auch oftmals die Trinkwasserzertifizierung in anderen Ländern dar. «Oft fehlt die Prüfgrundlage und wir können unsere Komponente gar nicht prüfen lassen.» Das Potenzial der Wärmerückgewinnung ist riesig: «Wir sind zwar schon gut in der noch jungen Szene verankert, doch treffen wir immer noch auf viele Planer, Bauherrschaften und Installateure, die noch nie von Joulia oder einer Wärmerückgewinnung im Duschwasser gehört haben. Das wollen wir natürlich ändern.»

Die Vision von Joulia ist, dass das Duschen mit Wärmerückgewinnung zum Standard wird. Wirtschaftlich setzt sich die Firma zudem das Ziel, in der Schweiz und Holland die Präsenz weiter zu erhöhen und in weitere europäische Ländern zu expandieren.

Corinne Remund

www.joulia.com

Innovation aus der Schweiz

Nachhaltige Idee unter der Dusche

Die Idee der Joulia-Technologie ist 2007 unter der Dusche entstanden. Christoph Rusch, der Chief Technical Officer CTO stellte sich die Frage, warum wir die Wärme nach nur zwei Sekunden Gebrauch einfach so entsorgen? Er arbeitete damals beim Innovationshaus Creaholic, wo man das grosse Effizienzpotenzial ebenfalls sah. Industrie-designer Reto Schmid wurde auf die Idee aufmerksam. «Gemeinsam entwickelten wir das Wärmerückgewinnungs-Konzept weiter und präsentierten es Architekten und Industriellen aus dem Creaholic-Umfeld. Viele waren spontan begeistert und investierten.» Fasziniert von eleganten Lösungen und technischer Perfektion, entstand die nachhaltige Lösung Joulia. Doch auf diese guten Ideen kommt man nur, wenn man etwas ausprobieren und auch wagen darf. «Das Scheitern empfinden wir als Zwischenziel auf dem Weg zum Erfolg. Halbfertiges diskutieren, Kritik konstruktiv verwerten, möglichst schnell Fehler machen, vage Ideen mittels Prototypen bestätigen oder neue Beobachtungen machen – das treibt uns an», so Schmid.

Zahlreiche Auszeichnungen

Die Joulia SA wurde mit insgesamt 16 Preisen ausgezeichnet, welche die einfache, aber wirkungsvolle Idee der Wärmerückgewinnung direkt in der Dusche, die hochwertige Umsetzung sowie die hohe Alltagstauglichkeit loben. Höhepunkt sind für Schmid und sein Team der «Watt d’Or» des Bundesamts für Energie, welchen Joulia 2013 für ihre «Bestleistung im Energiebereich» erhalten hat. Aber auch der Design Preis Schweiz im Jahre 2015 hat die Bieler Pioniere gefreut – denn wer hätte schon gedacht, dass ein Produkt fürs Abwasser einen Designpreis gewinnt. «Mich hat letztes Jahr besonders der Sieg der Scale-up Challenge an der Swissbau gefreut. Dort konnten wir die Jury für uns gewinnen, weil unsere Lösung im Vergleich zu den vielen digitalen Mitbewerbern so einfach funktioniert und vergleichsweise viel Energie zu holen ist», freut sich Schmid. CR

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