Publiziert am: 03.02.2023

Flatrate fürs Auto wird immer beliebter

Auto-Abos – Wer ein Auto nicht besitzen, sondern nur nutzen will, könnte mit einem Auto-Abo glücklich werden. Dieses Modell ist flexibel, bequem und risikofrei, dafür in der Regel etwas teurer.

Die Digitalisierung ändert unser Konsumverhalten nachhaltig. Wir nutzen heute beispielsweise wie selbstverständlich Streaming-Dienste, anstatt Musik-CDs oder Filme auf DVD zu kaufen. Computer-Software wird in der Regel nicht mehr gekauft, sondern abonniert.

Dass sich dieser Trend nun auch auf das Auto ausweitet, überrascht Fachleute nicht. «Auto-Abos schliessen die Risiken aus, die beim konventionellen Autokauf mitgekauft werden», sagt Ferdinand Dudenhöffer, Autoforscher und Leiter des CAR-Instituts in Duisburg. Auch Andrea Auer, Mobilitätsexpertin des Schweizer Online-Vergleichsdiensts Comparis, betont die Vorteile eines Auto-Abos: «Ein Abo ist zwar teurer als ein Kauf. Doch der Flexibilitäts- und Zeitgewinn machen die Flatrate für viele Autofahrer trotz Aufpreis attraktiv.»

Wie bei einem Leasing bezahlt man bei einem Auto-Abo einen festen monatlichen Betrag. In beiden Modellen gehört einem das Auto nicht. Doch während Leasing-Kunden das Fahrzeug nach einem bestimmten Zeitraum durch das Bezahlen einer Restsumme kaufen können, bleibt es beim Abonnement immer im Besitz des Anbieters. Dafür regeln diese alles, was während der Abo-Dauer rund ums Auto anfällt: Der Kunde muss sich weder um Steuern, Versicherung oder Zulassung des Autos kümmern, genauso wenig wie um die Reifen samt Reifenwechsel, technische Defekte oder die Wartung des Fahrzeugs. Wie bei einem Mietwagen muss der Kunde nur tanken, der Rest übernimmt der Abo-Anbieter.

Wachsender Markt

Das entspricht dem heutigen Zeitgeist. Ein Auto-Abo ist schnell und flexibel, man muss sich weder durch Verkaufskataloge wühlen noch mit dem Garagisten verhandeln – dafür bezahlt man aber auch etwas mehr, gerade bei einer längeren Abo-Dauer. Wie bei einem Mietwagen lässt sich das Wunschfahrzeug einfach online reservieren, allerdings hat der Kunde keine Möglichkeit, das Auto nach individuellem Wunsch zu konfigurieren. Dafür kann bei vielen Anbietern das Auto nach einer gewissen Laufzeit gewechselt werden – so kann man unterschiedliche Modelle ausprobieren, stets die neueste Variante fahren und die Antriebsart (Verbrenner, Hybrid, Elektro) ändern. Und anders als beim Leasing kann ein Auto-Abo sehr kurzfristig ohne Überprüfung der Kreditwürdigkeit und auch für eine sehr kurze Laufzeit abgeschlossen werden.

Kein Wunder, wächst die Zahl der Anbieter stetig. «Der Markt für Auto-Abos entwickelt sich sehr dynamisch», analysiert Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. In der Schweiz gibt es aktuell etwa 35 Anbieter. Das sind in erster Linie auf Abos spezialisierte Unternehmen wie Carify, Carvolution, Clyde oder Movedo. Auch viele Autohersteller bieten inzwischen direkt solche Abos an, in der Schweiz sind das BMW/Mini, Hyundai, Mercedes-Benz, Porsche, Renault und Toyota sowie die Importeure Amag und Emil Frey.

Klassische Autovermieter wie Hertz, Enterprise oder Europcar offerieren ebenfalls ein Abo-Modell. Und sogar bei einigen Garagen lässt sich ein Auto abonnieren, etwa bei Auto Kunz im Aargau, Garage Keigel in Basel-Land oder Von Rotz Autowelt im Kanton St. Gallen.

Beschleuniger der E-Mobilität

Es verwundert nicht, dass bei so vielen Anbietern auch die Preise stark variieren. «Die einen Anbieter besitzen die Autos selbst, die andern bieten vor allem die Plattform für Garagisten an, die dann ihre Autos online stellen. Und dort kann es sein, dass ein Angebot beträchtlich günstiger oder auch teurer wird», erklärt Comparis-Expertin Andrea Auer, die 2021 für den «Kassensturz» die Angebote von fünf Anbietern unter die Lupe nahm, allerdings mit einer für Abos ungewöhnlich langen Laufzeit, die das Testergebnis verzerrt.

Denn finanziell sind Auto-Abos allenfalls bei einer kurzen Dauer im Vorteil: «Bei einer Haltedauer von 12 Monaten schneidet das Auto-Abo im Vergleich zum Leasing und Kauf mit Abstand am günstigsten ab», sagt Anbieter Carify. «Ab 2 bis 5 Jahren lohnt sich eher ein Leasing und ab 5 Jahren ein Kauf.» Deshalb ist auch die Laufzeit bei vielen Anbieter beschränkt, etwa auf 36 oder 48 Monate.

Einfach, flexibel und sorgenfrei, dafür in der Regel etwas teurer: Wer ein Auto nicht besitzen, sondern nur benutzen will, kann mit einem Auto-Abo im wörtlichen Sinn gut fahren. Für Autoforscher Ferdinand Dudenhöffer hat dieses Modell aber auch noch einen weiteren Vorteil: «Mit Auto-Abos lässt sich die Akzeptanz von Elektroautos deutlich steigern.» Sein Institut hat in Deutschland dazu 1000 Online-Interviews durchgeführt. Fast die Hälfte der Befragten sind überzeugt, dass ein Auto-Abo den Umstieg auf ein E-Auto deutlich erleichtern könnte. In der Gruppe, die bereits ein Auto-Abo nutzen, konnten sich 93 Prozent einen Wechsel auf E-Antrieb durchaus vorstellen.

Einige Abo-Anbieter haben diesen Trend ebenfalls erkannt und planen entsprechend. Das zur Amag-Gruppe gehörende Unternehmen Clyde etwa wird ab 2024 nur noch Elek-troautos zum Abo anbieten. Für Dudenhöffer klar die richtige Strategie: «Auto-Abos und E-Autos zu kombinieren ist eine Win-win-Strategie.»

Dave Schneider

Online vergleichen

Durchblick im Angebote-Dschungel

Um herauszufinden, welches Auto-Abo am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt, bieten sich Online-Vergleichsportale wie flexdrive.ch oder AutoAboCheck.ch an. Allerdings ist dabei selten transparent, ob die Plattform in irgendeiner Form mit einem der Abo-Anbieter verbunden ist. Eine interessante Möglichkeit ist da Online-Auto-Abo-Vergleich des TCS. Vorteile: Das Vergleichsportal ist gratis, neutral und objektiv. Nachteile: Es können nur Angebote von den sieben Anbietern Carvolution, Flatdrive, Clyde, Carify, Upto, e-Joy und Vivelacar verglichen werden.

www.tcs.ch/de/produkte/rund-ums-auto/auto-abo-vergleich

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