Publiziert am: 28.04.2023

Seit der Gründung der Zeit voraus

KYBURZ SWITZERLAND AG – Das international tätige Unternehmen entwickelt und produziert qualitativ hochstehende Elektrofahrzeuge für Zustell- und Industriebetriebe sowie für Privatpersonen. Mit dem MultiLife-Prinzip erhalten Kyburz-Produkte ein zweites Leben und das Zürcher KMU zeigt, dass reparierbare langlebige Produkte durchaus wirtschaftlich sind.

Hundert Prozent elektrisch, stabil, sicher, schnell, nachhaltig, autonom, langlebig und damit profitabel: Dies zeichnet die Elektrofahrzeuge der Kyburz Switzerland AG aus: Sie stehen in diversen Bereichen im Einsatz – beispielsweise als Zustellfahrzeuge der Post (vgl. Kasten). Die Seniorenfahrzeuge fallen etwas weniger auf, leisten aber vielen Menschen im Alter gute Dienste. Bei Gemeinden und Städten kommen Kyburz-Fahrzeuge häufig zum Einsatz und zunehmend entdecken Gewerbe- und Industriebetriebe die vielfältigen und flexiblen Einsatzmöglichkeiten der Fahrzeuge. Das KMU mit Hauptsitz in Freienstein im Kanton Zürich ist seit über 30 Jahren führend in der Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen für Zustell- und Industriebetriebe sowie für Privatpersonen. «Wir konzentrieren uns auf hochwertige, langlebige Produkte, die auf die Umwelt einen positiven Einfluss haben. Das stetige Bestreben, die Produkte nachhaltiger zu machen, lassen uns neue Technologien ausprobieren und neue Wege gehen», erklärt CEO Martin Kyburz seine Erfolgsstrategie. Dazu gehört ferner die Augenhöhe mit Lieferanten und Kunden.

Service – ein Kernanliegen

Neben der Produktion ist der Service ein wichtiges Standbein der Firma. Mehrjährige Wartungsverträge für ganze Fahrzeugflotten garantieren auch finanziell Kontinuität. «Zu einem hochwertigen Produkt gehört ein guter Kundenservice. Denn der zuverlässige Unterhalt eines Fahrzeugs erhöht nicht nur die Lebensdauer der einzelnen Fahrzeuge, sondern steigert auch deren Zuverlässigkeit», betont Kyburz. Der Aufwand für die Wartung von Elektrofahrzeugen ist grundsätzlich kleiner als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. «Der bürstenlose Asynchronmotor der Kyburz-Fahrzeuge läuft über Jahre ohne Revision. Die Batterien werden elektronisch überwacht und arbeiten über Jahre zuverlässig.»

Ein selbst entwickeltes Flotten-Management-System kann markenunabhängig in Kleinfahrzeuge, Autos, Lastwagen und Maschinen eingebaut werden. Mit dem zusätzlichen Wissen setzen Baufirmen und Transportunternehmen ihre Ressourcen zielgerichtet ein, erhöhen die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit und vereinfachen Abrechnungen.

«Swiss made» als Stärke

Gründer Martin Kyburz hat sich als Maschinenmechaniker und studierter Elektroingenieur schon immer für Mobilität interessiert. «Als ich damals anfing, arbeiteten bereits Zehntausende Ingenieure an Diesel- und Benzinfahrzeugen – und ich wollte nicht dazugehören. Ich habe mich für die Herstellung von Elektrofahrzeugen entschieden», erklärt der Chef seine Beweggründe. Das war 1991. Nach über 30 Jahren trifft das Unternehmen, das einen Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Franken erzielt, voll den Nerv der Zeit und ist in Bestform: Im Jahr 2022 wurden knapp 3300 Fahrzeuge und Anhänger ausgeliefert. 60 Prozent davon fanden ihre Abnehmer in der Schweiz. 444 Fahrzeuge wurden auf fremde Kontinente geliefert (Australien/Japan). Der Rest – 26 Prozent – fahren in Europa (Ungarn/Österreich/Finnland/Deutschland/Niederlande/Slovenien/Dänemark/ Liechtenstein). Kyburz beschäftigt aktuell rund 180 Mitarbeitende – einen Grossteil in Embrach und Freienstein, weitere in den Servicestellen in Horw (LU) und Lonay (VD) sowie in der Niederlassung in Melbourne (Australien). Die Fahrzeuge montiert das KMU heute in Embrach im Zürcher Unterland. Doch die Bauteile werden nicht alle in der Schweiz hergestellt. «Die Batterie kommt aus China, das Chassis aus Tschechien, der Motor aus Deutschland und ein Teil der Elektronik aus England, aber alle Teile werden in der Schweiz zusammengebaut, auch diejenigen für Australien», führt Daniel Honegger stolz aus. Gemäss dem Marketingmitarbeiter besteht die Stärke von Kyburz zweifellos in «Swiss made»: «Dies ist sicher für Kunden in der Schweiz eine zusätzliche Motivation zum Kauf eines Kyburz-Fahrzeugs. Da wir ein Schweizer Unternehmen sind, sind unsere Kunden bereit, ein bisschen mehr Geld auszugeben. Dafür erwarten sie aber auch ein Produkt von sehr guter Qualität.»

Das Unternehmen wurde immer wieder mit Preisen ausgezeichnet: 2011 mit dem Innovationspreis der Post, 2013 wurde es vom Magazin Bilanz zum innovativsten Unternehmen der Schweiz gewählt und 2022 gewann das KMU den Prix SVC 2022. Für Martin Kyburz sind die Auszeichnungen eine grosse Ehre, Motivation und nicht zu unterschätzende Türöffner, doch ist seine persönliche Arbeit nicht auf solche Preise ausgerichtet. «Ich versuche Problemstellungen zu lösen, die den Menschen und der Natur helfen.»

Batterie-Recycling als Game Changer

Der grosse Meilenstein des Zürcher Unternehmens erfolgte im Herbst 2022, als es als offizieller Batterie-Recycler anerkannt wurde. Kyburz fühlt sich der Kreislaufwirtschaft und dem Rohstoffkreislauf verpflichtet. «Die zunehmende weltweite Nachfrage nach Batterien wird auf absehbare Zeit auf die Förderung von Rohstoffen angewiesen sein. Umso wichtiger ist es, die einmal geförderten Materialien wiederholt einzusetzen», erklärt Kyburz. «Unser Batterierecycling erlaubt es, über 91 Prozent der Rohstoffe aus den Batterien zurückzugewinnen in einer Reinheit, die die Produktion neuer Batterien ermöglicht.» Das Kyburz-Recyclingverfahren für Lithium-Ionen-Batterien ist das effizienteste weltweit. Es gewinnt nicht nur die Rohstoffe in möglichst reiner Form zurück, es funktioniert auch ohne Zugabe von Chemie und ohne Einsatz von thermischer Energie. «Nach dem Aufsägen der Kunststoffummantelung werden die Anode und die Kathode rein mechanisch von der Separatorfolie getrennt. Die Beschichtung (Grafit und Lithiumeisenphosphat) der Aluminium- und Kupferfolien wird durch Einlegen in Wasser abgelöst», sagt Kyburz. Der Prozess ist grundsätzlich für verschiedene Batterietypen anwendbar. Erste Versuche haben gezeigt, dass das wiedergewonnene Material die Reinheit erreicht, die für die Herstellung neuer Batterien benötigt wird.

Zudem erhalten die Fahrzeuge mit dem «MultiLife-Prinzip» mehrere Leben. So werden gebrauchte Fahrzeuge nach 8 Jahren hartem Einsatz zurückgekauft. Sie werden zerlegt und die einzelnen Teile (auch die Batterien) geprüft und gereinigt. «Aus diesen Teilen bauen wir wieder Fahrzeuge und schenken ihnen damit ein zweites Leben.» Diese 2ndLife-Fahrzeuge fahren wieder mehrere Jahre. Durch die Wiederverwendung verteilt sich der Anteil der grauen Energie, die bei der Teileproduktion eingesetzt wurde, auf mehr Lebensjahre oder Kilometer. «Batterien mit abnehmender Kapazität eignen sich nicht mehr für den Einbau in Fahrzeugen, da die Masse, die beschleunigt werden muss, ja gleichbleibt. Im stationären Einsatz leisten sie in ihrem dritten Leben aber als Hausspeicher noch jahrelang gute Dienste», stellt Kyburz fest. Die vierte Station der Batterie im Rahmen des «MultiLife»-Konzepts ist die Zerlegung in die einzelnen Rohstoffe zur Produktion neuer Zellen, die neuwertige Charakteristika aufweisen.

Der Kreislaufwirtschaft verpflichtet

Nebst dem eRod – dem ersten echten Auto des Schweizer Unternehmens – arbeiten die leidenschaftlichen Tüftler auch an autonomen Fahrzeugen. «Unsere Forscher entwickeln einen autonomen Schlepper, der Anhänger in Montagehallen und auch ausserhalb autonom befördern kann. Die Anhänger können also autonom an- und abgekuppelt werden.» Das Fahrzeug lädt sich selbst, wenn die Batterie erschöpft ist. «Diese Technologie haben wir schon auf unsere anderen Fahrzeuge gebaut. Zielsetzung ist ein autonomes Fahrzeug für Senioren.» Gerade im Bereich Energie, Speicherung, Transport und Fahrzeuge ist noch viel Grundlagenarbeit erforderlich, um die Energiewende zu schaffen. Diese Chance nimmt das KMU täglich mit viel Innovationsgeist und nachhaltigem Fingerspitzengefühl wahr: «Die Weiterentwicklung der Fahrzeuge und die Affinität Innovationen gegenüber werden es ermöglichen, die Fahrzeuge in Zukunft noch nachhaltiger an den Markt bringen zu können», ist Kyburz überzeugt. «Umweltveränderungen können nur durch nachhaltiges Wirtschaften positiv beeinflusst werden. Diese Einsicht setzt sich zunehmend in der Industrie, im Gewerbe und in der Politik durch.» Corinne Remund

www.kyburz-switzerland.ch

INTERNATIONALER ERFOLG

Post – dem Elektroantrieb verschrieben

Pöstler auf der ganzen Welt liefern in den Zustellfahrzeugen von Kyburz die Post aus. Das Zürcher Unternehmen ist seit 2010 Partner der Schweizerischen Post. Aktuell sind 6300 Fahrzeuge von Kyburz in Betrieb. Über die Jahre konnten neben den grösseren Batterien für mehr Reichweite auch die Nutzlast und das Ladevolumen der Fahrzeuge und Anhänger gesteigert werden. «Das grösste Modell, der DXC in Kombination mit dem Anhänger PAH-F ermöglicht den Transport von bis zu 420 kg Ladegut auf ca. 2,5 m3 Raum», erklärt CEO und Gründer Martin Kyburz. Besonders schätzen die Post sowie andere Kunden die einfache Bedienung der Fahrzeuge. «Die automatische Feststellbremse hält das Fahrzeug auch am Hang still, solange der Zusteller beschäftigt ist. Das dreirädrige Fahrzeug muss – im Vergleich zum Zweirad – nicht bei jedem Halt auf einen Ständer gestellt werden. Die eingesparte Zeit steigert die Effizienz», so Kyburz. Die kundenspezifischen Aufbauten für den Transport der landesüblichen Transportbehältnisse dürfen sicher zu den Stärken von Kyburz gezählt werden. Dabei vergeht von der Abklärung der Bedürfnisse bis zur Präsentation von Prototypen nur wenig Zeit.

Kyburz Switzerland hat sich auch in einem Markt ausserhalb der Schweiz gut etabliert. «Wir sind international in den letzten zehn Jahren stetig gewachsen», freut sich der Chef. So sind heute rund 10 000 Postzustellfahrzeuge jeden Typs und Marke im Einsatz: In Island, Ungarn oder Holland, in Finnland bis Australien und Neuseeland. «Bei Kunden auf anderen Kontinenten stehen vor allem die Funktionalität, die Sicherheit und die Kosten im Vordergrund», weiss Kyburz. Die Schweizerische Post ist so überzeugt von den Kyburz-Elektrofahrzeugen, dass sie 2013 sogar eine Briefmarke mit dem elektrischen Lastendreirad DXP herausgab. CR

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