Publiziert am: 12.05.2023

Ein sinnvoller Weg

RENTENINITIATIVE– Trotz knappem JA zur jüngsten Revision bleibt die AHV ein Sanierungsfall. Zentrale Frage­stellung hierbei: Wollen wir länger arbeiten oder massiv mehr zahlen? Der Gewerbeverband unterstützt die Renteninitiative der Jungfreisinnigen, die in der Junisession vom Nationalrat beraten wird.

Gut 30 000 Stimmen gaben den Ausschlag. Aufgrund des knappen JA zur AHV 21 werden der staatlichen Altersvorsorge ab kommendem Jahr höhere Mehrwertsteuereinnahmen zugeführt. Und das Frauenrentenalter wird ab 2025 schrittweise an jenes der Männer angepasst. Gesamthaft entlastet das den AHV-Finanzhaushalt um jährlich rund zwei Milliarden Franken. Ein ordentlicher Betrag! Aber leider nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Weitere Reformen unumgänglich

Bereits gegen Ende dieses Jahrzehnts wird die AHV wieder rote Zahlen schreiben. Im Verlauf des kommenden Jahrzehnts werden die AHV-Defizite dann sehr rasch anwachsen. Der Kapitalstock der AHV, der im letzten Jahr noch bei 40 Milliarden Franken lag, wird innert relativ kurzer Zeit wegschmelzen. Weitere AHV-Reformen sind daher unumgänglich.

Drei mögliche Ansätze

Grundsätzlich gibt es drei Ansätze, mit denen sich die AHV-Finanzen langfristig und nachhaltig ins Lot bringen lassen:

1. Rentenkürzungen: Das Anpassen der Leistungen an die verfügbaren Mittel wäre technisch problemlos umsetzbar. Politisch ist dieser Ansatz aber chancenlos, weshalb er wegfällt.

2. Höheres Rentenalter: Ein Ansatz mit einer doppelten Wirkung, weil gleichzeitig die Einnahmen erhöht und die Ausgaben gesenkt werden. Für viele Erwerbstätige nicht sehr erstrebenswert. Aber wohl immer noch besser als Wohlstandseinbussen.

3. Mehreinnahmen: Unabhängig der Quelle – höhere Lohnabzüge, höhere Mehrwertsteuersätze, neue und höhere Steuern – ist dieser Ansatz der schmerzvollste, da er unser verfügbares Einkommen und damit auch unseren Lebensstandard senkt. Denn die zu stopfenden AHV-Löcher sind derart gross, dass massiv mehr Geld eingefordert werden muss. Das bekäme jedermann zu spüren.

Länger arbeiten oder mehr zahlen

Alle übrigen denkbaren Ansätze wie etwa das Erschliessen von Nationalbankgeldern, eine höhere Zuwanderung oder ein staatlich gepushtes Wirtschaftswachstum funktionieren nicht wirklich oder sind politisch nicht umsetzbar. Damit haben wir effektiv nur die Wahl zwischen zwei Optionen, die per se keine Begeisterungsstürme auslösen: länger arbeiten oder massiv mehr zahlen.

Was ist das kleinere Übel? Für den Schweizerischen Gewerbeverband sgv ist es ganz klar die schrittweise Erhöhung des Rentenalters. Dies aus mehreren Gründen:

• Die Finanzprobleme der AHV lassen sich nachhaltig lösen, weil gleichzeitig die Einnahmen erhöht und die Ausgaben reduziert werden.

• Die Kaufkraft der Konsumenten bleibt erhalten, Wohlstandseinbussen lassen sich verhindern.

• Die ausbezahlten Nettolöhne müssen nicht aufgrund steigender Lohnnebenkosten gesenkt werden, eine gute Arbeitsmoral bleibt so erhalten.

• Es kann ein wertvoller Beitrag zur Entschärfung des Fachkräftemangels geleistet werden.

• Der Zuwanderungsdruck wird gemildert.

• Die Zeit im Ruhestand kann weiter ansteigen, da die Lebenserwartung weiterhin ansteigt und nur ein Teil dieses Anstiegs zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit eingesetzt werden muss.

• Die Renten der zweiten Säule können wieder erhöht werden, da auch hier länger Beiträge einbezahlt werden.

• Die heutige Flexibilität im Rentensystem lässt es zu, dass weiterhin auf das individuell passendste Rücktrittsalter hingesteuert werden kann.

• Entlastung der Jungen, denen die Aufgabe zukommt, die AHV-Renten der ganzen Babyboomergeneration zu finanzieren.

Aufgrund all dieser Überlegungen unterstützt der sgv die Renteninitiative der Jungfreisinnigen, die in der Junisession vom Nationalrat beraten wird und die eine angemessene, schrittweise Erhöhung des Rentenalters einfordert.

Kurt Gfeller, Vizedirektor sgv

www.renten-sichern.ch

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