Publiziert am: 11.08.2023

Mindestlohn für Lehrlinge schwächt die Berufsbildung

Die JUSO forderte medienwirksam in der Sommerpause einen branchenübergreifenden Mindestlohn für Lehrlinge von 1000 Franken. Sie wollen zuerst im Parlament einen Vorstoss einbringen, glaubt man den Berichten in den Medien. Wir dürfen davon ausgehen, dass ein solcher Vorstoss auch nach den Wahlen im Herbst im Schweizer Parlament keine Mehrheit finden wird. Ob dann die JUSO wie so oft eine Volksinitiative dazu lanciert oder es bleiben lässt, ist offen. Aber immerhin erlaubt die nicht mehrheitsfähige Idee den Jungsozialisten, die Berufslehre in Misskredit zu bringen, indem die linke Jungpartei monatelang von «Tiefstlöhnen, prekären Arbeitsbedingungen und mangelnder Betreuung und Unterstützung in der Lehre» redet bzw. sie behauptet, wie auf ihrer Homepage zu lesen ist. Ein Onlinepranger ist dort bereits eingerichtet, wo Lehrlinge anonym Missstände berichten können. Abgesehen davon, dass nicht transparent wird, wie die JUSO verhindern will, dass auch Fake News verbreitet werden, ist zu befürchten, dass das Narrativ der angeblichen Ausbeutung der Lehrlinge auch dann Verbreitung findet, wenn es nicht auf Fakten beruht.

Wem nützts? Einzig und allein der JUSO. Es schadet aber der Berufslehre, einem der zentralen Pfeiler für den Erfolg der Schweizer Wirtschaft und für die tiefe Jugendarbeitslosigkeit. Und dem Schweizer Bildungssystem, wofür wir seit Jahren von andern Staaten bewundert werden.

Die JUSO verkennt, dass die Lehre eine Ausbildung ist und kein Ausüben eines erlernten Berufs. Zudem verkennt sie den enormen Einsatz und Aufwand, den Unternehmen leisten, Lehrmeister und Lehrmeisterinnen, um Lehrlinge auszubilden. Gerade für KMU wären das Entmutigungen, ihre Ausbildungsarbeit weiterhin zu übernehmen. Weniger Lehrstellenangebote wären die Folge.

Die JUSO präsentierte ihre Idee bewusst zu einem Zeitpunkt, in dem in der Schweiz über 70 000 junge Menschen eine Berufslehre beginnen und sich nach den Medienberichten fragen, ob ihr Entscheid richtig war oder nicht ein Fehler, wenn sie doch in eine Situation kommen, in der sie angeblich «ausgebeutet» würden. Damit schwächen die Linken gerade die Berufslehre, die bereits jetzt ja damit zu kämpfen hat, dass sie neben dem gymnasialen Weg bestehen kann. Angezeigter wäre es gewesen, man hätte dagegen den Start der Berufsausbildung für so viele junge Menschen zum Anlass genommen, den Lehrpersonen, den Lehrmeistern und Lehrmeisterinnen, den Unternehmen, die Arbeitsplätze anbieten, ihnen allen zu danken, dafür, dass sie eine unglaublich erfolgreiche soziale Aufgabe übernehmen für unsere Gesellschaft. Es gibt keine bessere Integrationsmassnahme, keine bessere Massnahme gegen die Jugendarbeitslosigkeit als die Berufslehre. Sie beruht auf der grossen Bereitschaft aller Beteiligten, jungen Menschen bestmögliche Voraussetzungen zu bieten, um später ein eigenständiges, erfülltes und erfolgreiches Leben zu gestalten, und im Wettbewerb zu bestehen. Es braucht keine weiteren Regulatorien. Sondern es braucht ein verstärktes gesamtgesellschaftliches Engagement zur Attraktivität und Anerkennung der Berufsausbildung, einer entscheidenden Säule unseres Wohlstands.

*Der Zuger Nationalrat Gerhard Pfister ist Präsident Die Mitte Schweiz.

www.die-mitte.ch

www.gpfister.ch

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