Publiziert am: 06.10.2023

«Durchbeissen hat sich gelohnt»

SWISSSHRIMP – Nach anfänglichen Erfolgen mussten die Schweizer Pioniere aus Rheinfelden lernen, mit Rückschlägen umzugehen. Nun sind die Produzenten erntefrischer Garnelen wieder auf Kurs – und streben neue Ziele an.

Im Herbst 2018 nahm die SwissShrimp AG, ein Start-up in Rheinfelden, ihre Crevettenaufzucht in Betrieb (die sgz berichtete). Bis heute orientieren sich die Züchter von Schweizer Garnelen konsequent an den «Zielen für nachhaltige Entwicklung». Die Swiss Shrimps werden ohne Beifang von Fisch frisch geerntet, für sie werden weder Mangrovenwälder abgeholzt noch Antibiotika eingesetzt, und sie werden – anders als die übrigen 99 Prozent der in der Schweiz konsumierten 8000  Tonnen – auch nicht per Langstreckentransport tiefgekühlt importiert.

Swissness pur

Mit dieser auf pure Swissness und kompromisslose Frische ausgelegten Produktion vermochten die jungen Pioniere sich zwei unschlagbare Positionierungsvorteile zu sichern. Und damit – auch wenn ihr Produkt sich im obersten Preissegment bewegt – eine Kundschaft zu erreichen, die sich von privaten Freunden gehobener Kulinarik bis zur Spitzengastronomie in ihren Bann ziehen lässt. So schwört etwa der im Restaurant Löwen im solothurnischen Messen tätige Chefkoch Jonas Ingold auf die im Geschmack nussig bis leicht salzig, im Biss knackig, feinfaserig und besonders saftigen Garnelen aus Schweizer Produktion.

Neues Know-how muss her

Mit der überschüssigen Abwärme der benachbarten Saline Riburg (Schweizer Salinen AG) versorgt, peilte die SwissShrimp AG eine Produktion von 90 Tonnen im Jahr an. Eine Marke, die bisher nicht annähernd erreicht werden konnte. «Wir sind noch nicht an unserem Ziel angekommen», bilanziert Co-Gründer und Verwaltungsrat Rafael Waber. «Nach zwei anstrengenden Corona-Jahren mussten wir feststellen, dass das Know-how in unseren eigenen Reihen schlicht nicht ausgereicht hat, die angepeilte Jahrestonnage zu erreichen.»

Was war geschehen? Die Garnelen wuchsen zu langsam, und allzu viele von ihnen gingen zugrunde. «Im Wissen, dass ein gewisses Auf und Ab innerhalb eines Pionierprojekts völlig normal ist, packten wir auch diese Herausforderung mit vereinten Kräften an», sagt Waber heute. «Nach einer mehrwöchigen Analysephase der neu rekrutierten Fachspezialisten» – darunter nach langem Suchen ein mit der Larvenproduktion vertrautes, bereits in der Schweiz arbeitendes Paar aus Ecuador – «konnten wir im ersten Halbjahr 2023 ein griffiges Massnahmenpaket zur Verbesserung der Wasserqualität definieren und direkt mit der Umsetzung beginnen. Anpassungen innerhalb der Anlagetechnik und verbesserte Prozesse bringen nun ein schnelleres Wachstum der Shrimps und – noch viel entscheidender – erhöhen die Überlebensrate signifikant.»

Mehr Unabhängigkeit

Zudem haben die Verantwortlichen der SwissShrimp AG entschieden, gemeinsam mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ein umfassendes Projekt zu lancieren. Dessen Ziel: ein stabiler, prognostizierbarer Produktionsprozess von der Postlarve bis zum erntereifen Shrimp. Zusätzlich soll durch den Aufbau einer eigenen Hatchery, einer Brutstätte für die bisher aus dem Ausland importierten Larven, mehr Unabhängigkeit erlangt werden. Aufgrund dieser Ziele werden derzeit neue Zeichnungsscheine angeboten (siehe Kasten).

Langer Atem nötig

Die Pioniere von Swissshrimp haben einen langen Atem gebraucht, um ihr Ziel, Schweizer Shrimps für den Schweizer Markt, zu erreichen. Nun mussten sie quasi zurück auf Feld eins. Nach dem kompletten Leeren der Becken – und dem monatelangen Fehlen jeglicher Umsätze – sind sie heute bereit für einen Neustart. Wachstumsschmerzen, Fachkräftemangel – man finde in der Schweiz einmal Shrimps-Biologen – und schlaufenartige Pionierarbeit: Das Jungunternehmen SwissShrimp AG kennt all dies. Und dennoch sagt Waber: «Das Durchbeissen hat sich gelohnt.» Auch dies ist wohl typisch für Schweizer KMU. Wie auch bald wieder erntefrische Garnelen, made in Switzerland.Gerhard Enggist

www.swissshrimp.ch

IMAGE-INVESTMENT

Mehr Kapital

Beteiligung an einem Pionierprojekt im Bereich Foodtech, Nachhaltigkeit und viel Swissness: Wer sich am Start-up Swissshrimp beteiligt, geht ein Investment ein, das sich auch aufs eigene Image auswirken kann. Nun können, mit Zeichnungsfrist bis zum 15. November 2023, maximal 10 000 neue Aktien gezeichnet werden. Infos unter:

www.swissshrimp.ch/investment

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