Publiziert am: 06.10.2023

Hier gibt Energieeffizienz den Takt an

PEIK-ENERGIEBERATUNG – Im Laboratoire Dubois in La Chaux-de-Fonds verbraucht der pausenlose Betrieb der PrĂŒfgerĂ€te viel Strom. Eine PEIK-Energieberatung sensibilisierte das Unternehmen und bewirkte etwa den Austausch von Druckluftleitungen oder die UmrĂŒstung der Beleuchtung. Mit Erfolg.

Was zeichnet eine Schweizer Markenuhr aus? NatĂŒrlich ihr Design. Aber ihre Robustheit und ZuverlĂ€ssigkeit sind ihre grössten StĂ€rken: Sie ist in der Regel wasserdicht, ihr Uhrwerk und ihre Funktionen widerstehen Stössen, magnetischer Strahlung und Temperaturschwankungen, und ihre Politur ist unempfindlich gegenĂŒber salzhaltigen Umgebungen, Ă€tzendem Schweiss und anderen aggressiven Belastungen. Auch das Armband ist zahlreichen mechanischen und chemischen Belastungen ausgesetzt.

Damit eine Neuentwicklung tatsĂ€chlich all diese versprochenen QualitĂ€tsanforderungen erfĂŒllt, sind Tests notwendig. Und hier kommt seit ĂŒber 45 Jahren das Laboratoire Dubois ins Spiel, ein Familienunternehmen, das – wie könnte es anders sein – in der Schweizer Uhrenmetropole La Chaux-de-Fonds beheimatet ist.

Von 180 bis minus 70 Grad

«Uhren zu testen, ist unser KerngeschĂ€ft», erklĂ€rt Mirko Kipfer, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des mittelstĂ€ndischen Unternehmens. FĂŒr die Industrie testet und analysiert das Unternehmen auch Produkte aus der Mikrotechnik, der Elektronik oder der Medizin- und Dentalbranche. Entsprechend umfangreich und vielfĂ€ltig ist der GerĂ€tepark, zum Beispiel ein Schrank mit zwei Kammern: Die obere Kammer kann auf 180 Grad erhitzt werden, wĂ€hrend die untere minus 70 Grad kalt ist. Mithilfe eines Mini-Aufzugs werden die Objekte in Sekundenschnelle von der einen in die andere Kammer befördert, um so einen Temperaturschock zu simulieren. Auf der anderen Gangseite manipuliert ein GerĂ€t metallische UhrenarmbĂ€nder und simuliert die Abnutzung, die beim tĂ€glichen An- und Ablegen entsteht.

Systematik bringt Licht ins Dunkel

Von den vielen GerĂ€ten sind einige Tag und Nacht in Betrieb, andere eher sporadisch. Aber: Sie alle benötigen viel Strom. Dieser hohe Energieverbrauch war Mirko Kipfer und seinem Team schon lange ein Dorn im Auge. Das jĂŒngste GebĂ€ude – es stammt aus den Siebzigerjahren – war mehrmals energetisch saniert worden. Ausserdem kam auf dem neuen Flachdach eine PV-Anlage zu stehen. Auch wenn diese nur drei bis vier Prozent des verbrauchten Stroms liefert, ist Kipfer stolz auf diese Anlage. «Mir war aber bewusst, dass punktuelle Massnahmen nicht ausreichen. Um etwas zu bewirken, mĂŒssen wir unseren Energieverbrauch systematisch optimieren», erklĂ€rt Kipfer.

Deshalb beauftragte er Catherine Hildbrand, Ingenieurin bei der Firma PPlus SĂ rl in Neuenburg und akkreditierte PEIK-Beraterin. Neben den attraktiven Konditionen dieser Beratung (siehe Kasten) gab auch die Tatsache, dass das Neuenburger Energiegesetz fĂŒr Unternehmen mit einem jĂ€hrlichen Energieverbrauch ab 200 000 kWh bis Ende 2024 eine Energieanalyse vorschreibt, den Anstoss dazu. Im Sommer 2022 wurde es ernst: Stockwerk fĂŒr Stockwerk, Abteilung fĂŒr Abteilung wurde der Stromverbrauch jedes einzelnen GerĂ€ts untersucht.

Druckluft, Licht, Serverraum

«Gleichzeitig kontrollierte ich die grössten Energieverbraucher – und war ĂŒberrascht», erzĂ€hlt Catherine Hildbrand: Da das PrĂŒflabor ziemlich viel Druckluft fĂŒr den Antrieb der PrĂŒfstĂ€nde benötigt, sind die beiden GebĂ€ude von einem weit verzweigten Leitungsnetz durchzogen. Und dieses zischte buchstĂ€blich aus allen Löchern, was dazu fĂŒhrte, dass der Kompressor im Durchschnitt zu 80 Prozent lief, ohne dass Leistung angefordert wurde. Als Erstes musste also das marode Leitungsnetz erneuert werden. Auch die noch nicht erfolgte Umstellung der Beleuchtung im ersten Stock des neuen GebĂ€udes wurde schnell durchgefĂŒhrt.

Hildbrand riet dem Unternehmen weiter, das Temperaturerhaltungssystem in der Warmwasserversorgung des GebĂ€udes abzuschalten, das in BĂŒros und WerkstĂ€tten oft ĂŒberflĂŒssig ist: Die Warmwasserleitung war so ausgestattet, dass ein vier Kilowatt starkes elektrisches Heizband das stehende Wasser in den Leitungen konstant warmhielt. So floss Heisswasser, sobald der Wasserhahn aufgedreht wurde. «Jedes Jahr sparen wir so 10 000 Kilowattstunden, was nach dem aktuellen Tarif mehr als 2000 Franken entspricht», erklĂ€rt die Energieberaterin.

Eine weitere Massnahme, die sich nicht auf den Betrieb auswirkt, ist schliesslich die Erhöhung der Raumtemperatur im Serverraum von 22 auf 26 Grad, wodurch das KĂŒhlsystem entlastet wird. Auch andere kleine Massnahmen werden umgesetzt wie das Ausschalten von Bildschirmen oder das konsequente Herunterfahren von Druckern, Kaffeemaschinen oder anderen KleingerĂ€ten nach Feierabend sowie der Verzicht auf eine systematische KĂŒhlung bestimmter Anlagen.

Die OptimierungsbemĂŒhungen im alten GebĂ€ude, das etwas mehr als 100 Jahre alt ist, sind anspruchsvoller. Als Sofortmassnahme wurde ein Ventil in die Druckluftleitung eingebaut, die vom neuen GebĂ€ude kommt. Die Verbindung wird jetzt nur dann geöffnet, wenn tatsĂ€chlich Druckluft benötigt wird. Noch in diesem Jahr sollen die Leuchtstoffröhren durch LEDs ersetzt und Bewegungsmelder in den GĂ€ngen installiert werden. «Diese Energieeinsparungen mögen bescheiden sein. Doch die Bewegungsmelder erinnern das Team an die Notwendigkeit, Energie zu sparen, wo immer es möglich ist», so die Erfahrung von Mirko Kipfer.

Anschluss an das FernwÀrmenetz

Was den WĂ€rmebedarf betrifft, wurden nur wenige Massnahmen umgesetzt. In Erwartung eines möglichen, aber nicht terminierten Anschlusses an das FernwĂ€rmenetz verlĂ€sst sich das Unternehmen noch auf einen Ölkessel am Ende seiner Lebensdauer fĂŒr eines der GebĂ€ude und einen neueren, ĂŒberdimensionierten Gaskessel fĂŒr das andere. Nun wird die Möglichkeit untersucht, die beiden KreislĂ€ufe miteinander zu verbinden, um einen endgĂŒltigen Ausfall des alten Kessels durch die ÜberkapazitĂ€t des neueren Kessels auszugleichen.

Ausserdem werden vor dem Winter, ebenfalls auf Anraten des BĂŒros PPlus sĂ rl, die nackten Rohre isoliert, die durch unbeheizte Garagen fĂŒhren. Schliesslich werden nur gelegentlich genutzte RĂ€ume mit programmierbaren Thermostatventilen ausgestattet und somit nur dann geheizt, wenn sie jemand nutzt.

Fast 30 Prozent tieferer Verbrauch

Die bisherigen Massnahmen haben den Verbrauch um fast 30 Prozent oder mehr als 5000 Kilowattstunden pro Monat gesenkt. «Ohne diese Anstrengungen wĂ€ren wir noch stĂ€rker von den steigenden Energiepreisen betroffen», resĂŒmiert Kipfer. FĂŒr ihn ist klar: Ob aus KostengrĂŒnden oder gesellschaftlicher Verantwortung, er wird weiterhin in Effizienz investieren und sein Team fĂŒr einen sparsamen Energieverbrauch sensibilisieren.

Wie gross das Potenzial ist, zeigen die regelmĂ€ssigen Messungen des Stromverbrauchs: 40 Prozent fallen immer noch nachts und am Wochenende an, obwohl dann nur wenige GerĂ€te in Betrieb sind. Und selbst wĂ€hrend der zweiwöchigen Betriebsferien des Unternehmens lĂ€uft der ZĂ€hler, ohne dass man genau weiss, wohin der Strom fliesst. PEIK-Beraterin Catherine Hildbrand: «Als NĂ€chstes werden wir diese versteckten Stromfresser in Angriff nehmen.»

Pieter Poldervaart

fĂŒr nicht-verschwenden.ch

Energieeffizienz

Beratung nach Mass

Um die Schweizer Wirtschaft, Haushalte und Gemeinden darin zu unterstützen, energiesparende Massnahmen zu identifizieren und umzusetzen, hat der Bund 2022 die Kampagne nicht-verschwenden.ch lanciert. Auf dem Portal findet sich eine ganze Palette von Beratungs- und Finanzierungsangeboten, um Firmen auch langfristig beim Energiesparen zu helfen. Für individuelle Fragen steht die Infoline 0848 444 444 zur Verfügung. Die automatische Telefonzentrale nimmt Fragen auf und leitet sie an Expertinnen und Experten mit Branchenkenntnissen weiter. Diese rufen innerhalb von drei Werktagen zurück.

Ausführlicher und auf die individuellen Bedürfnisse von KMU zugeschnitten ist die PEIK-Energieberatung von EnergieSchweiz. Wer sich dafür entscheidet, erhĂ€lt für seinen Betrieb ein massgeschneidertes Angebot einer der 200 PEIK-Fachpersonen.

Von den Beratungskosten übernimmt der Bund maximal 2500 Franken. Ebenfalls geschenkt ist die HĂ€lfte des Aufwands für die optionale Begleitung durch die Energieberatenden in der Umsetzung von Massnahmen – bis zu zehn Arbeitstage.

www.peik.ch

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