Publiziert am: 17.11.2023

Augenoptik heisst neu Optometrie

OPTIKSCHWEIZ – Der Verband für Optometrie und Optik setzt sich für eine qualitativ und fachlich hochwertige augen-optische Versorgung der Bevölkerung ein. Der Verband und seine Mitglieder engagieren sich für einen hohen Qualitätsstandard bei Produkten und Dienstleistungen und für eine nachhaltige Aus- und Fortbildung der dafür erforderlichen Fachkräfte.

Ein optimales Sehvermögen ist ein zentraler Aspekt von Lebensqualität. Das moderne Leben und die durchgehende Digitalisierung des Alltags stellen auch an unsere Augen hohe Ansprüche: Von nah bis fern jederzeit stets alles scharf im Blick zu haben, erfordert eine Sehleistung, die in vielen Fällen Unterstützung braucht. Dazu Gregor Maranta, Zentralpräsident von OPTIKSCHWEIZ: «Über drei Viertel aller 14- bis 74-Jährigen tragen hierzulande Brillen oder Kontaktlinsen.» Zu diesem Umstand trägt einerseits die Tatsache bei, dass die Schweizer Bevölkerung durchschnittlich immer älter wird und die natürliche Alterssichtigkeit – Nachlassen der Fähigkeit, auf kurze Distanzen zu fokussieren – lässt alle früher oder später zur Sehhilfe greifen. Andererseits nehmen Sehkorrekturen auch bei den jungen Generationen zu. Dies ist zu einem grossen Teil durch die beschriebenen erhöhten Anforderungen an das visuelle System bedingt. Ob besonders die Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern und Jugendlichen zunimmt, ist fachlich noch umstritten. Möglich ist hingegen, einer sich abzeichnenden starken Kurzsichtigkeit mit therapeutischen Massnahmen (Myopiemanagement) zu begegnen. Alternativ zu Medikamenten zeigen hier optometrische Lösungen nachweisliche Erfolge.

Vom Handwerks- zum Gesundheitsberuf

Der technische Fortschritt hat auch die Augenoptik in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Der Handwerksberuf von einst ist zu einem mittlerweile auch gesetzlich geregelten Gesundheitsberuf geworden. «Eine gründliche Untersuchung der wichtigsten Augengesundheitsparameter gehört künftig zu jeder Brillenglasversorgung oder Kontaktlinsenanpassung», stellt Maranta fest. So werden gesundheitlich verdächtige Entwicklungen frühzeitig erkannt, rechtzeitig medizinisch beurteilt und bei Bedarf auch behandelt. Vermieden wird auch das Risiko, dass eine krankhaft bedingte Sehverschlechterung mit einer Sehhilfe kurzfristig kompensiert und die notwendige Abklärung dadurch riskant verzögert wird.

«Die Gesundheit ist ein übergeordnetes Gut, über das die Privatwirtschaft nicht allein entscheiden kann und darf.»

In einer immer älter werdenden Gesellschaft ist die gezielte Vorsorge eine der zentralen Aufgaben des Gesundheitssystems. Dies, um Lebensqualität zu erhalten, aber auch, um den wachsenden Gesundheitskosten zu begegnen. Ein kritisches Auge auf mögliche krankhafte Entwicklungen hatten schon die diplomierten Augenoptiker/innen, welche bis 2007 ihre höhere Fachausbildung abschlossen. Die Absolventinnen und Absolventen des Fachhochschul-Studiengangs Optometrie, der den früheren Bildungsweg über die höhere Fachprüfung (HFP) ablöste, sind hierfür auch umfassend geschult. Die Ausbildung wie auch die Kompetenzen der Optometrist/innen BSc. (Bachelor of Science in Optometrie) werden seit 2020 vom bundesweiten Gesundheitsberufegesetz geregelt.

Wandel in den Verbandsaufgaben

Die tiefgreifenden Veränderungen in Technologie, Gesellschaft und Beruf stellen auch an den Verband wandelnde Aufgaben und Anforderungen. Heute ist OPTIKSCHWEIZ eine dienstleistungsorientierte Organisation, die vor allem die berufliche Entwicklung und die juristischen Rahmenbedingungen von Beruf und Branche im Fokus hat. Wirtschaftliche Interessen und Aufgaben der unabhängigen Fachgeschäfte werden von verschiedenen Einkaufs- und Marketinggruppen (wie zum Beispiel Dynoptic, Team93 u.a.m.) wahrgenommen. Von 1974 bis 2007 hatte OPTIKSCHWEIZ auch die Schweizerische Höhere Fachschule für Augenoptik SHFA unterhalten, die der Vorbereitung auf die höhere Fachprüfung (HFP) in Augenoptik diente. Mit dem Systemwechsel in der höheren Berufsbildung – Ablösung des früheren HFP-Titels dipl. Augenoptikerin durch den Fachhochschulabschluss in Optometrie – liegt diese nun in der öffentlichen Hand. «Das ist auch richtig so», findet Maranta. «Die Gesundheit ist ein übergeordnetes Gut, über das die Privatwirtschaft nicht allein entscheiden kann und darf.» Mit diesem Schritt hätten alle viel gewonnen, so Maranta. Die Ausbildung an der Fachhochschule richte sich nicht nur an den Erfordernissen der Gesundheit aus, sondern vor allem auch an den Bedürfnissen der Branche. «Ein Verband muss nicht nur mit der Zeit gehen, er muss ihr vielmehr vorausspuren und sich den langfristigen Anforderungen des Marktes und seiner Mitglieder anpassen.»

In der beruflichen Grundbildung war OPTIKSCHWEIZ bis 2017 alleinige Organisation der Arbeitswelt (OdA) für diesen Beruf – inklusive aller Verantwortung von den Bildungseinrichtungen bis hin zur reibungslosen Abwicklung der kantonalen Abschlussprüfungen. Zusammen mit dem Augenoptik Verband Schweiz, in welchem sich die grossen Kettenfirmen der Branche formiert haben, wurde 2017 der Verein Berufliche Grundbildung Augenoptik VBAO als gemeinsame, paritätisch geführte neue Organisation der Arbeitswelt OdA für die gesamte Branche im Bereich der Augenoptik Grundbildung gegründet. Die früher vierjährige berufliche Grundbildung wurde überarbeitet und auf drei Jahre verkürzt. Die 2022 gestartete neue Ausbildung als Augenoptiker/-in EFZ ist sehr attraktiv. Über 300 Nachwuchskräfte pro Jahr steigen seither in den Beruf ein.

An Bedeutung und Umfang zugenommen haben die Herausforderungen und Aufgaben von OPTIKSCHWEIZ im Zusammenhang mit den regulatorischen Rahmenbedingungen von Beruf und Branche. Ob Medizinprodukterecht, Datenschutz oder wandelnde kantonale Gesundheitsvorschriften – Regulierungen und Bürokratie nehmen überall zu. «Damit wächst auch der Bedarf nach verbandlichen Hilfestellungen bis hin zur juristischen Beratung», weiss Maranta.

Schlanke Organisationim «Miliz-System»

OPTIKSCHWEIZ ist seit jeher eine kleine bzw. schlanke Organisation. Geschäfts- und Infostelle des Verbandes umfassen nur gerade 350 Stellenprozente, inklusive mandatorisch eingebundene Mitarbeitende. An Umfang und Bedeutung zugenommen haben in den letzten Jahren die Mandate für juristische Beratung. Viel Arbeit wird aber nach wie vor von aktiven Verbandsmitgliedern als Funktionäre in Kommissionen und Arbeitsgruppen geleistet. «Ein Milizsystem hat Sonnen- und Schattenseiten», betont Christian Loser, Geschäftsführer von OPTIKSCHWEIZ. «Der grosse Vorteil ist, dass verbandliche Aufgaben und Entscheidungen von Fachleuten getragen werden, welche die Probleme und Bedürfnisse der Praxis aus eigener Hand kennen.»

«Über drei Viertel aller 14- bis 74-jährigen tragen hierzulande Brillen oder Kontaktlinsen.»

Von künstlicher Intelligenz und Telemedizin bis zu weiterer, EU-bedingter Regulierung und Bürokratie – die Herausforderungen bezüglich Beruf und Branche, und damit auch für OPTIKSCHWEIZ, werden in den nächsten Jahren sicher nicht geringer werden. CR/pd

www.optikschweiz.ch

www.vbao.ch

DAS MACHT OPTIKSCHWEIZ

Aktiv in nationaler und internationaler Entwicklung

Seit 1905 vertritt OPTIKSCHWEIZ – gegründet als Schweizerischer Optikverband – die Interessen der Augenoptikerinnen und Augenoptiker in der Schweiz. Hauptaufgabe ist die Sicherung und Förderung der Aus- und Weiterbildung auf allen Stufen. Darüber hinaus bietet der Verband seinen Mitgliedern eine ganze Reihe von Servicefunktionen juristischer, betriebswirtschaftlicher und kommunikativer Art bis zur Ombudsstelle. Flankierend dazu setzt OPTIKSCHWEIZ die berufspolitischen Leitplanken in der Schweiz und nimmt als Mitglied des European Council of Optometry and Optics (ECOO) auch an der internationalen Entwicklung der Augenoptik aktiv teil. Mit 630 Aktivmitgliedern – mehrheitlich selbstständige Inhaber oder Teilhaber/innen – und 649 Fachgeschäften (Hauptbetriebe und Filialen) ist OPTIKSCHWEIZ in der optischen Branche mit total 1014 Geschäften stark vertreten. Aktuell stehen branchenübergreifend über 1000 Lernende in der beruflichen Grundbildung.

CR

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