Publiziert am: 17.11.2023

Bargeld ist geprägte Freiheit

ZAHLUNGSVERKEHR – Die Freiheitliche Bewegung Schweiz (FBS) fordert mit zwei Initiativen den Erhalt des Bargelds – komme, was wolle. Der Schwei­ze­rische Gewerbeverband sgv unterstützt das Anliegen, will Bargeld aber nicht allen aufzwingen.

Für die Freiheitliche Bewegung Schweiz (FBS) ist eine Art «Krieg» gegen die Verwendung von Bargeld im Gange – also gegen Münzen und Banknoten. Aus diesem Grund hat die Bewegung zwei Volksinitiativen eingereicht, um das Überleben des Bargelds zu sichern. Bekanntlich lieben die Schweizer ihr Bargeld.

Die Diskussion ist wichtig – und hat auch für KMU eine Bedeutung. In den letzten Jahren haben sich die elektronischen Zahlungsmittel stark entwickelt, wobei die Gebühren oft die Kosten für die Verwaltung einer Bargeldkasse übersteigen. Grosse Einzelhändler kommen dabei günstiger weg. Entscheidend ist die Frage, was passieren würde, wenn der Bargeldumlauf bei Zahlungen nicht mehr gewährleistet wäre.

Genügende Menge

Doch von vorne: Die erste Volksinitiative der FBS, «Ja zu einer freien und unabhängigen Schweizer Währung in Form von Münzen oder Noten (Bargeld ist Freiheit)», ist im März 2023 zustande gekommen. Sie verlangt einerseits, dass Münzen oder Banknoten immer in genügender Menge zur Verfügung stehen und anderseits, dass ein allfälliger Ersatz des Schweizerfrankens durch eine andere Währung Volk und Ständen zur Abstimmung unterbreitet wird.

Der Bundesrat will zu dieser Initiative einen direkten Gegenentwurf vorlegen, der sich nun bis etwa Mitte Dezember 2023 in der Vernehmlassung befindet. Dieser Gegenentwurf präzisiert und übernimmt lediglich die Forderungen der Initiative, welche zu keinen grundlegenden Änderungen in der Praxis führen.

Laut Bundesrat ist die Bargeldversorgung der Wirtschaft und der Gesellschaft nämlich gewährleistet. Die Zahlen untermauern diese Aussage – zumindest im Moment. Im Jahr 2007 belief sich der Notenumlauf auf rund 39 Milliarden Franken oder 6,7 Prozent des BIP, im Jahr 2022 auf 87 Milliarden Franken oder 11,3 Prozent des BIP. Berücksichtigt man alle Bargeldbestände – also auch die Münzen – kommt man für das Jahr 2022 gar auf 90 Milliarden Franken. Die Schweizerische Nationalbank SNB kommt ihrem gesetzlichen Auftrag also nach, die Wirtschaft mit Bargeld zu versorgen. Und es ist somit durchaus möglich, dies auch in der Verfassung zu verankern.

Präzisere Formulierung

Die FBS verleiht ihrer Forderung nun mit einer zweiten Initiative Nachdruck, weil der Text der ersten Initiative nicht präzise genug war, um die Befürchtung der Bargeldabschaffung zu zerstreuen. Die Initiative «Wer mit Bargeld bezahlen will, muss mit Bargeld bezahlen können (Ich zahle bar)» fordert deshalb eine Akzeptanzpflicht für Barzahlungen. Die Initianten befürchten, dass in der Schweiz bald kein Bargeld mehr abgehoben und nicht mehr bar bezahlt werden kann. Eine grosse Sorge ist auch, dass die Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten der Zahlungstransaktionen stark zunehmen, wenn kein Bargeld mehr vorhanden ist.

Doch genau von elektronischen Zahlungsmitteln bekommt das Bargeld zunehmend Konkurrenz. Laut einer Umfrage der SNB ist der Anteil der Barkäufe zwischen 2017 und 2022 von 70 auf 36 Prozent gesunken. Gleichzeitig gibt es neue Debitkarten, Online-Einkäufe steigen an und eine App wie Twint erreicht bereits fünf Millionen Nutzer. Klar ist auch: Die Verbraucher benützen häufig verschiedene Zahlungsmethoden (Bargeld 96 %, Debitkarte 93 %, Kreditkarte 76 % und Zahlungsanwendungen 68 %).

Es steht jedem frei

Und was heisst das nun für die KMU? Eine Schwierigkeit für sie sind sicherlich die steigenden Kosten, die durch elektronische Zahlungsmittel verursacht werden. Gleichzeitig sind die Kosten für die Verwaltung von Bargeld immer noch ein Benchmark für die Transaktionskosten. Mit dem Wettbewerb der Zahlungsmittel sollten ihre Kosten sinken. Das ist jedoch nicht der Fall.

Tatsächlich wird die Verwaltung von Bargeld weniger kosteneffizient, da immer weniger Bargeld verwendet wird. Dadurch wird Bargeld teurer. Der Schweizerische Gewerbeverband sgv wird darauf achten müssen, dass diese «Konkurrenz» nicht zu einer übermässigen Belastung des Geldes führt. Denn der sgv unterstützt die Beibehaltung des Bargelds, will es aber nicht allen aufzwingen. Freiheit bedeutet in diesem Fall: Es steht jedermann frei, so zu bezahlen und sich so bezahlen zu lassen, wie er es für richtig hält.

Mikael Huber, Ressortleiter sgv

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