Publiziert am: 17.11.2023

Endlich kommen die Elektro-Kombis

Ausblick – Bereits jeder Fünfte entscheidet sich in der Schweiz beim Neuwagenkauf für ein Elektroauto. Dabei ist eine der beliebtesten Karosserieformen bisher noch gar nicht im Angebot: die Kombis. Doch das ändert sich nun.

Die Modellvielfalt bei den Elektroautos ist in den letzten Jahren geradezu explodiert. Vom Kleinwagen über SUVs aller Klassen bis zur Luxuslimousine ist inzwischen alles dabei – doch was bisher fehlt, sind Kombis. Dabei ist diese einst dominierende Karosserieform hierzulande noch immer sehr wichtig, auch wenn sie längst von den SUVs überholt wurde. Doch wenn sich die Elektromobilität auf voller Breite durchsetzen soll, müssen E-Kombis her.

Zwar ist in der Schweiz mit dem chinesischen MG5 bereits ein Elektro-Kombi erhältlich, allerdings nur via Direktimport, erhältlich etwa bei Auto Kunz AG in Wohlen. Mit einer WLTP-Reichweite von 400 Kilometern, einem Ladevolumen von 479 bis 1367 Litern und einem Preis von 34 900 Franken ist der Chinese ein Schnäppchen, doch an der Ladesäule muss man sich gedulden – da lädt der MG nämlich nur mit 87 kW. Und auch Porsche hat mit dem Taycan Sport Turismo schon länger zumindest eine Art von E-Kombi im Angebot, wenn man denn diesen sportlichen Shooting Brake zu dieser Kategorie zählen will. Abgesehen davon gibt es im Kombisegment noch keine Stromer.

Drei Grosse aus Deutschland

Doch das ändert sich nun. Nach und nach bringen auch andere etablierte Hersteller erste Modelle auf den Markt. VW beispielsweise wird von der knapp fünf Meter langen E-Limousine ID.7, die bald in den Handel kommt, etwas später die Kombivariante nachschieben. Sie heisst ID.7 Tourer, also nicht Variant wie bei den VW-Modellen mit Verbrennungsmotor wie etwa dem vergleichbaren Passat. Viele Details verrät VW noch nicht, bekannt ist der Luftwiderstandsbeiwert (cw) von 0,24, was auf einen tiefen Verbrauch hinweisen soll, sowie das Ladevolumen des Kofferraums von 545 Litern, das sich mit umgeklappten Rücksitzen auf 1714 Liter erweitern lässt.

Betreffend technische Daten kann man sich an der ID.7 Limousine orientieren, die vorerst in einer Motorvariante mit 210 kW / 268 PS und Heckantrieb sowie einer 77-kWh-Batterie erhältlich ist. Damit sollen 612 Kilometer Reichweite nach WLTP möglich sein. Später wird eine Variante mit 86 kWh grossem Akku nachgeschoben, die 700 Kilometer schaffen soll. Beim ID.7 Tourer dürften diese Werte wegen der leicht schlechteren Aerodynamik geringfügig tiefer sein. Preise für den Kombi gibt es noch nicht, die Limousine startet bei 66 500 Franken.

Auch BMW bringt zunächst einen grossen Kombi. Die Bayern werden bald die Kombivariante des bereits erhältlichen, gut fünf Meter langen i5 lancieren. Der i5 Touring ist also das elektrisch angetriebene Pen-dant zum klassischen 5er-Touring mit Verbrennungsmotor, teilt sich in grossen Teilen auch die Technik des Verbrennermodells und wird in den gleichen Antriebsvarianten wie die Limousine erhältlich sein. Das heisst: Es gibt ihn als eDrive40 mit Heckantrieb und 250 kW / 340 PS sowie als M60 xDrive mit Allradantrieb und 442 kW / 601 PS. Mit seiner 84-kWh-Batterie schafft die Limousine 582 respektive 516 Kilometer Normreichweite, der Kombi dürfte auch hier etwas darunter liegen. Auch für den i5 Touring gibt es noch keine Preise – die Limousine ist ab 85 200 Franken erhältlich.

Audi hat Verspätung

Bei Audi steckt ebenfalls ein Elektro-Kombi in der Pipeline, der auch um die fünf Meter lang sein wird – allerdings wird man auf den A6 Avant e-tron noch eine ganze Weile warten müssen. Die neue 800-Volt-Plattform, die zusammen mit Porsche entwickelt wurde, bereitet noch Probleme, was auch die Markteinführung des SUV Q6 e-tron verzögert hat. Vom A6 e-tron Avant haben die Ingolstädter bisher erst eine Studie gezeigt, die sich optisch und technisch noch vom Serienmodell unterscheidet. Klar ist: Dank der 800-Volt-Technik kann der Elektro-A6 mit einer ultraschnellen Ladeleistung von 270 kW auftrumpfen – so sollen zehn Minuten ausreichen, um Saft für weitere 300 Kilometer zu «tanken». Die riesige Batterie mit 100 kWh Kapazität soll Reichweiten bis 700 Kilometer ermöglichen. Wann der A6 Avant e-tron zu welchen Preisen bei den Händlern steht, ist noch völlig unklar.

Apropos unklar: Bei Mercedes stehen aktuell acht Elektro-Modelle in den Showrooms, und streng genommen ist mit dem EQT auch ein Kombi dabei – doch dieser Hochdachkombi ist die Elektrovariante des Nutzfahrzeugs T-Klasse. Die Kundschaft erwartet wohl eher einen E-Kombi in der gehobenen Mittelklasse. Fachmedien spekulieren bereits über einen EQE Shooting Brake, der wunderbar ins Produktportfolio passen würde. Und da die Marke mit dem Stern eine lange Kombi-Tradition hat, wäre es nur logisch, dass auch aus Stuttgart bald ein E-Kombi anrollen könnte. Doch aktuell ist diesbezüglich noch nichts bekannt.

Kompakte von Stellantis

Auch ausserhalb Deutschlands stehen E-Kombis in den Startlöchern. Der Stellantis-Konzern, der in Europa mit seinen Marken Peugeot, Citroën, DS, Opel, Fiat, Jeep, Alfa Romeo, Maserati und Abarth präsent ist, wird zunächst zwei kompakte Modelle auf die hiesigen Strassen bringen. Der Peugeot e-308 sowie der Opel Astra Sports Tourer Electric teilen sich die technische Basis – und bei der strikten Gleichteilestrategie des Konzerns kann davon ausgegangen werden, dass noch weitere Elektro-Kombis folgen werden.

Beide sind mit einem 58-kWh-Akku ausgestattet, der beim Astra für eine Normreichweite von 418 Kilometern und beim e-308 SW für 409 Kilometer reicht. Geladen wird mit maximal 100 kW (DC). Die Motorleistung von 115 kW / 156 PS wird über die Vorderräder übertragen. Der 4,63 Meter lange Peugeot bietet ein Kofferraumvolumen von 608 bis 1634 Litern, im Opel sind es 516 bis 1533 Liter. Beide Modelle sind bereits bestellbar und kosten ab 44 250 Franken (Peugeot e-308 SW) respektive ab 48 000 Franken (Opel Astra Sports Tourer Electric).

Es sind noch weitere E-Kombis in Aussicht. Skoda hat beispiels-weise bereits einen rein elektrischen Octavia fĂĽr 2026 angekĂĽndigt, doch dazu gibt es noch keinerlei Infor-mationen. Und der chinesische Hersteller Nio fĂĽhrt dieser Tage mit dem ET5 Touring einen spannenden Elektro-Kombi in Europa ein, doch hierzulande wird man sich noch bis 2025 gedulden mĂĽssen, bis das Start-up auch bei uns in den Markt startet. Mit dem fĂĽr einen 4,79 Meter langen Kombi ziemlich bescheidenen Ladevolumen von 450 bis 1300 Litern kann der Chinese zwar nicht beeindrucken, dafĂĽr umso mehr mit seiner 100-kWh-Batterie fĂĽr 560 Kilometer Reichweite, die mit bis zu 140 kW geladen werden kann, so-wie mit 360 kW (490 PS) Motorleistung und Allradantrieb. Und das zu einem guten Preis: Der ET5 Touring ist in Deutschland ab 47 500 Euro zu haben, allerdings mit der kleineren Batterie (75 kWh). Was das Modell in der Schweiz kosten wird, ist noch nicht bekannt.

Dave Schneider

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