Entlastungspaket 2027: Ausgaben konsequent reduzieren
Klischeehafte Vorstellungen
BERUFSBILDUNG – Die Wortwahl, welche der «Tagesanzeiger» in der Zusammenfassung einer Studie über das Wahlverhalten bei den Eidgenössischen Wahlen 2023 traf, sagt mehr aus über die Realitäten in den Journi-Fabriken als über jene in der Schweizer Arbeitswelt.
Kürzlich ist die Studie «Eidgenössische Wahlen 2023 – Wahlteilnahme und Wahlentscheid» von Selects und Fors herausgekommen, die der Tagesanzeiger und andere Blätter aus dem Hause Tamedia wie z. B. der Berner «Bund», die Berner Zeitung, die Basler Zeitung oder der Landbote wie folgt zusammenfassten – und damit ein manipulatives Bild breit ins Land hinaus trugen: «SP und Grüne punkten bei gebildeten Jungwählerinnen, die SVP bei Wählern mit Lehrabschluss.»
Nur schon die Wortwahl ist entlarvend – und zeugt von wenig Verständnis für die duale Berufsbildung. Hier «gebildete» Jungwählerinnen und Jungwähler , welche sich für SP und Grüne einsetzen; dort die Wähler «mit Lehrabschluss», die SVP wählen – und gemäss Autoren offenbar ungebildet sind. Ein Bild, das tief blicken lässt – und mehr über die Realität in mancher Schweizer Zeitungsredaktion aussagt als über Realitäten in der Schweizer Arbeitswelt.
Eine Intervention des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv kurz nach der Onlinepublikation des Beitrags blieb ohne Reaktion. Die duale Berufsbildung wird weiterhin landauf, landab abwertend vermittelt. Diese herablassende Berichterstattung bedarf dringend einer Richtigstellung.
Gleichwertigkeit von akademischer und Berufsbildung? Egal!
Diese klischeehafte, abwertende und hochnäsige publizistische Haltung zur dualen Berufsbildung ist nicht nur falsch, sie widerspricht – was den Autoren offenbar egal ist – auch der Bundesverfassung. Zur Erinnerung, und gerne auch zum Mitnotieren für das nächste Mal: Bund und Kantone setzen sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben dafür ein, dass «allgemeinbildende und berufsbezogene Bildungswege eine gleichwertige gesellschaftliche Anerkennung finden». Mehr als 60 Prozent der Jugendlichen an der Schwelle zum Berufsleben wählen eine Lehre und damit den Weg in die duale Berufsbildung. Derzeit absolvieren über 200 000 Jugendliche eine Berufsausbildung. Im Vergleich zu anderen Ländern hat die Schweiz eine rekordtiefe Jugendarbeitslosigkeit. Fakten, die eigentlich auch den «Tagi» interessieren müssten ...
Berufsbildung auch Chance fĂĽr Erwachsene
Kommt dazu: Über 300 000 Erwachsene ab 25 Jahren haben heute keinen formalen Berufsabschluss. Sowohl aus Sicht der betroffenen Arbeitnehmer, die sich sichere Jobs und Perspektiven für die Zukunft wünschen, als auch aus Sicht der Arbeitgeber, die mit zunehmendem Arbeitskräftemangel konfrontiert sind – und überdies auch aus Sicht der öffentlichen Hand, die Sozialkosten reduzieren und Steuereinnahmen erhöhen will – ist es richtig, in die duale Berufsbildung zu investieren.
Grosse Integrationswirkung
Die integrative Wirkung der dualen Berufsbildung gilt es besonders zu betonen. Integration von Jugendlichen, besonders auch von Migrantinnen und Migranten, findet neben der Schule und den überbetrieblichen Kursen insbesondere auch am Arbeitsplatz statt. Die mehr als 600 000 Unternehmen, die über 230 Berufsverbände und der Schweizerische Gewerbeverband sgv als die sie vertretende grösste Dachorganisation der Wirtschaft tragen damit sehr viel zur generellen Integration im Alltag bei.
Nutzung inländisches Arbeitskräftepotenzial
Der sgv unterstützt das strategische Ziel, inländisches Arbeitskräftepotenzial noch besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die in der Schweiz lebende Migrationsbevölkerung ist mit einzubeziehen. Zusammen mit den Berufsverbänden hat der sgv in den vergangenen Jahren viele Anstrengungen unternommen, die Qualifizierung der Berufsleute zu verbessern. Und das beginnt bereits mit der Berufswahl. Die schulischen Anforderungsprofile von rund 200 Berufen wurden erhoben und mit typischen Berufssituationen versehen, die direkt vergleichbar abgerufen werden können. Monatlich besuchen rund 5500 Ausbildungswillige die Webpage. Zwar ist das Projekt für Schülerinnen und Schüler konzipiert worden. Doch auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Migrantinnen und Migranten können sich mit Blick auf eine Neuorientierung oder Weiterbildung wichtige Informationen beschaffen.
Fazit: Berufsbildung beinhaltet viele Optionen und Chancen. Eine Tatsache, die in den Schweizer Schreibstuben gerne etwas mehr geschätzt werden dürfte – auch über den aktuellen Fall hinaus.
Dieter Kläy, Ressortleiter sgv
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