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Auch hier fehlt die Transparenz
ONLINE-MARKTPLĂ„TZE – Wie schon bei den Debitkarten werden KMU auch im Bereich der Online-Plattformen schamÂlos abgezockt. Die von der Swiss MarÂketÂplace Group betriebenen, digitalen Marktplätze melken Garagisten und Immobilienhändler – ohne jeden Skrupel. Zeit, dass die WettbeÂwerbsÂhĂĽter eingreifen.
Immer mehr Garagisten und Immobilienagenturen prangern eine missbräuchliche Preisgestaltung der Internet-Plattformen an, mit denen sie – wohl oder übel – zusammenarbeiten müssen, um ihre Werbung zu schalten.
Beim Preisüberwacher sind deswegen bereits zahlreiche Beschwerden eingegangen, und er hat drei Voruntersuchungen eingeleitet. Diese Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Tatsächlich sind, sehr zum Leidwesen der KMU in den beiden Branchen, seit 2021 die Preise für Online-Anzeigen deutlich gestiegen. Die Plattformen für die Garagisten sind Autoscout24 und Motoscout24, für Immobilienmakler Homegate und Immoscout24.
Monopolstellung scheint gegeben
Was ist passiert, dass sich die Situation so verschlechtert hat und die KMU immer mehr bezahlen müssen? 2021 schlossen sich TX Group und Scout24 Schweiz zusammen und gründeten die Swiss Marketplace Group (SMG), die heute Ricardo, tutti.ch, anibis.ch, Autoscout24, Motoscout24 sowie sechs verschiedene Immobilienplattformen betreibt, darunter Homegate, Immoscout24, Immostreet, Alle Immobilien etc. Mit einem geschätzten Marktanteil von 70 bis 80 Prozent bei Immobilien und etwa der gleichen Grössenordnung bei Fahrzeugen scheint eine Monopolstellung gegeben zu sein.
Anfällig für Missbrauch
Die Einrichtung effektiver Plattformen beruht nicht auf dem Prinzip der Pluralität, sondern auf der Einheit dieser Art von medialen Marktplätzen für ein oder mehrere Marktsegmente. Konkret heisst das: Je mehr Angebote die Plattformen abdecken, desto mehr Potenzial haben sie, um Angebot und Nachfrage zu verbinden. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass im Fall der Plattformen eine Monopolstellung folglich die ideale Position wäre, um Angebot und Nachfrage effizienter zusammenzubringen. Eine vollständige Übernahme des Marktes führt demnach zu einem besseren Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage und impliziert eine höhere Effizienz für Anbieter und Nachfrager, was wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Erfahrung lehrt jedoch auch, dass eine marktbeherrschende Stellung zu Missbrauch führen kann, insbesondere bei der Preisgestaltung.
WEKO oder PreisĂĽberwacher
Was ist in diesem Fallbeispiel der Preisbildung also zu tun, um zwischen einer höheren Effizienz der Plattform durch ihre zunehmende Abdeckung von Angebot und Nachfrage und einem Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung zu unterscheiden? Dies herauszufinden, ist die Aufgabe der staatlichen Behörden, sei es das Sekretariat der Wettbewerbskommission (WEKO) oder der Preisüberwacher, damit ein gesunder Wettbewerb erhalten bleibt oder zumindest der Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung klar sanktioniert wird.
Die Branchen werden aktiv
Auch die betroffenen KMU und ihre Branchenvertreter nahmen die Sache selbst in die Hand. So hat der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) neben der SMG auch Alternativen wie Car Market und Autolina unterstützt. Sobald das Angebot an Plattformen wieder konkurrenzfähig sein sollte, kann davon ausgegangen werden, dass die Preise sinken müssten, da die marktbeherrschende Stellung und deren Missbrauch kaum mehr möglich ist. Dies bedeutet jedoch auch, dass die Preise aufgrund einer geringeren Effizienz sinken müssten, da die Plattform nicht mehr so stark mit Anbietern und Nachfragern zusammenkommt.
Die SMG ĂĽbernimmt genau diese Argumentationslinie: Die Preise seien gestiegen, weil SMG in der Vergangenheit besser in der Lage gewesen sei, das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage zu befriedigen.
Keine volle Transparenz ...
Die Immobilienmakler mit dem Schweizerischen Verband der Immobilienwirtschaft (SVIT) gehen einen anderen Weg, indem sie versuchen, Preisvergleiche und -entwicklungen vorzunehmen. Früher wurden die Preise pro Tag der Online-Veröffentlichung festgelegt, während es jetzt einen Algorithmus zu geben scheint, der die Preise pauschal festlegt. Die SMG war bisher nicht bereit, volle Transparenz über die Preisbildung zu bieten. Wie die Garagisten hätten auch die Immobilienmakler eine Alternative: Newhome mit 20 Prozent Marktanteil und in der Westschweiz mit Immobilier.ch. Die Entwicklung dieser Alternativen wäre sicherlich ein probates Mittel, um wieder ein wenig Wettbewerb herzustellen – mit dem Nachteil jedoch, dass die Abdeckung durch eine Plattform und damit ihre Effizienz sinken würde.
... wie schon bei den Karten
Ähnlich wie bei den Debitkarten (vgl. Seite 8) sind die KMU auch im Auto- und Immo-Gewerbe mit Vertretern einer digitalen Wirtschaft konfrontiert, die die Karten nicht auf den Tisch legen und es mit Preiserhöhungen übertreiben. Es bleibt abzuwarten, wie lange es dauert, bis die zuständigen Behörden den Fall entwirren können.
Mikael Huber, Ressortleiter sgv
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