Der sgv begrüsst das Ja zu EFAS und bedauert das Nein zu den Mietvorlagen
Scharnier der Wirtschaft
ASTAG – Das Tätigkeitsfeld des Schweizerischen NutzÂfahrzeugverbands wird immer breiter. Umso wichtiger ist eine zweckmässige Infrastruktur. Dazu gehört die Modernisierung der Nationalstrassen. Die TransportÂbranche ist deshalb bezĂĽglich der STEP-Volksabstimmung ĂĽber den Ausbauschritt 2023 der Nationalstrassen am 24. November zwingend auf ein klares JA angewiesen.
Der Transport auf der Strasse ist für Wirtschaft, Wachstum und Wohlstand essenziell: 2022 wurden fast 17,5 Milliarden Tonnenkilometer von der Branche geleistet und 30 000 Fahrzeuge von Mitgliedern bewegen täglich Güter oder Personen. «Die Schweizer Wirtschaft ist hochgradig vernetzt und auf eine leistungsfähige, sichere und zukunftsfähige Logistik und Mobilität angewiesen. Für die Ver- und Entsorgung wie auch für die Freizeitmobilität (Reisebusse, Taxi) ist der Strassentransport von zentraler Bedeutung», betont ASTAG-Vizedirektor André Kirchhofer. Das Transportgewerbe ist eine typische KMU-Branche, geprägt von zahlreichen familien- bzw. inhabergeführten Unternehmen. «Sie alle leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung und Entsorgung in der ganzen Schweiz», sagt ASTAG-Direktor Reto Jaussi. In den letzten Jahren gab es allerdings Konsolidierungstendenzen zugunsten grösserer Unternehmen.
Für eine zuverlässige, sichere und effiziente Versorgung und Entsorgung zugunsten von Wirtschaft und Bevölkerung in der ganzen Schweiz braucht es eine möglichst enge Zusammenarbeit aller Verkehrsträger. Die ASTAG begrüsst daher die Partnerschaft zwischen SBB Cargo und privaten Transportunternehmen und hat als erster Verband in der Schweiz – schon 2012 – auf das heute gängige Konzept der sogenannten Ko-Modalität gesetzt. «Die Stärke der Schiene liegt in Transporten von Massengütern wie Steine, Erden, Treibstoffe über grosse Distanzen, sprich für den grenzüberschreitenden Verkehr ab den Nordseehäfen», konkretisiert Kirchhofer und ergänzt: «Der Strassentransport hingegen ist für die Feinverteilung prädestiniert – gerade in einem kleinräumigen Land wie der Schweiz. Entsprechend gilt es, die Stärken eines jeweiligen Verkehrsträgers bestmöglich zu nutzen.»
«Wenn die Versorgung und Entsorgung zuverlässig und flexibel bleiben soll, brauchen wir leistungsfähige Nationalstrassen, die flüssigen Verkehr erlauben.»
Die Branche befindet sich zurzeit im Umbruch – dabei sind die Mitglieder äusserst innovativ unterwegs. City-Logistik, Big Data, CO2-Reduktion, Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sind nur einige der Fachgebiete, wo ein grosser Innovationsgeist weht. «Subventionen erhalten wir keine, alle Neuerungen werden selbstständig finanziert. Dabei sprechen wir von Investitionen in Milliardenhöhe, beispielsweise für die kontinuierliche Modernisierung der Fahrzeugflotte», sagt Jaussi.
Systemrelevant, sicherund sauber
Die Ansprüche an die dynamische Transportbranche steigen, entsprechend spielt die Nachhaltigkeit eine grosse Rolle. Die ASTAG bekennt und engagiert sich seit jeher für möglichst umwelt- und klimafreundliche Güter- und Personentransporte. Mit der bereits angesprochenen Flottenerneuerung hat die Branche einen bedeutenden Beitrag zu weniger Schadstoffemissionen geleistet. «Viele Unternehmen setzen trotz höheren Anschaffungskosten bereits heute auf LKW mit alternativen Antrieben», weiss Jaussi. Die Neuzulassung von E-LKW steigt laufend, jedoch ist deren Anteil am Gesamtfuhrpark noch klein. Dazu Kirchhofer: «Von etwa 53 000 LKW in der Schweiz sind weniger als 1000 elektrisch angetrieben. Das Potenzial ist jedoch vorhanden.» Wasserstoff-LKW sind zurzeit allerdings kaum verbreitet.
Berufe mit Zukunft
ASTAG engagiert sich in hohem Mass in der beruflichen Grund-, Aus- und Weiterbildung. Damit sollen auch Nachwuchsförderung und Karriereplanung betrieben sowie die Verkehrssicherheit und das Image der Branche verbessert werden. «Es ist uns ein grosses Anliegen, möglichst viele Jugendliche für ein Berufsbild im Strassentransportgewerbe zu begeistern», so Jaussi. Dabei setzt der Verband unter anderem gezielt auf den Quereinstieg. «Auch Personen, die bisher in einer anderen Branche tätig sind, haben grosses Potenzial.» So hat der Verband die Plattform «Profis-on-Tour» lanciert, um Jugendliche für eine Lehre und Erwachsene für einen Quereinstieg zu begeistern. «Viele Unternehmen bieten beispielsweise Intensiv-Ausbildungsprogramme an und finanzieren unter anderem die Lastwagenprüfung. Im Gegenzug verpflichtet man sich, danach einige Jahre beim Unternehmen zu arbeiten», sagt Jaussi.
Letztes Jahr konnte die Branche einen neuen Rekord verzeichnen: Insgesamt haben sich 458 Jugendliche zu einer Lehre oder einemPraktikum im Strassentransport entschieden. Davon entfallen allein 307 auf Strassentransportfachmann/ -frau EFZ und 40 auf Entwässerungstechnologe/-in EFZ. Dennoch spürt das Transportgewerbe den Fachkräftemangel. Deshalb gilt es, die Jugendlich gezielt zu motivieren und an Bord zu holen. «Wir klären auf über Chancen, welche die Berufsbilder im Strassentransport bieten. Chauffeure sind sehr gefragt und werden trotz Digitalisierung weiterhin dringend gebraucht», erklärt der Direktor. Die ASTAG bietet ausserdem eine breite Palette an Kursen und Weiterbildungen an – von CZV-Kursen zum Disponentenlehrgang.
Chancengleichheit fĂĽr alle Transportunternehmen
Kerngeschäft des Strassentransportverbandes ist die politische Bühne, wo er sich immer wieder aktiv einbringt. Oberste Maxime für die ASTAG ist freie Marktwirtschaft. «Wir setzen uns für Rahmenbedingungen ein, die Wettbewerb fördern, Rechtssicherheit und Freiheit der Verkehrsmittelwahl gewährleisten. Einseitige staatliche Förderung und Subventionen lehnen wir ab», erklärt Kirchhofer. Mit der Weiterentwicklung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe LSVA, die der Bund aktuell vorantreibt, wird die Kostenstruktur in der Branche auf Jahre hin geprägt. Die ASTAG verfolgt das Geschäft deshalb sehr aktiv. Dabei hat sie erreicht, dass die LSVA-Teuerungsanpassung von 2024 auf 2025 verschoben wurde. «Das ist eine bedeutende Entlastung für die Branche», so Kirchhofer. Beim Bund laufen die Arbeiten für eine Neugestaltung der LSVA ab ca. 2030. Dabei ist die Branche bereit, ihren Beitrag zur Dekarbonisierung zu leisten. «Dafür müssen wir aber die richtigen Rahmenbedingungen vorfinden. Gerade bei der erwähnten LSVA-Weiterentwicklung braucht es diesbezüglich noch etliche Verbesserungen. Wichtigster Punkt ist genügend Planungs- bzw. Investitionssicherheit», fordert Kirchhofer.
Nationalstrassennetz – für eine sichere Versorgung
Auch die anstehende STEP-Abstimmung am 24. November zur Sicherung der Nationalstrassen ist im Fokus der Branche. Sie ist davon direkt betroffen, denn laut ASTRA wird 70 Prozent der Transportleistung des Strassengütertransports auf den Nationalstrassen abgewickelt (2021: 71,4 Prozent). Mit anderen Worten: Kantons- und Gemeindestrassen werden wo auch immer möglich gemieden. «Die Nationalstrassen sind somit von grösster Bedeutung für die Versorgung von Bevölkerung und Gewerbe. Das setzt ein gutes, modernes Nationalstrassennetz voraus. Der Entscheid ist deshalb absolut wegweisend», betont Kirchhofer. Langfristig sichergestellt wird dies über die STEP-Programme, worüber die Schweizer Bevölkerung im November abstimmt.
«Chauffeure sind sehr gefragt und werden trotz Digitalisierung weiterhin dringend gebraucht.»
Die momentane Situation mit dem neusten Staurekord von rund 50 000 Staustunden – 22,4 Prozent mehr als letztes Jahr – sei erschreckend. «Stau heisst, dass ein Fahrzeug schlechter ausgelastet ist, zudem verbraucht es im Stop-und-Go-Verkehr erst noch mehr Diesel», so Kirchhofer. Die Folgen sind Produktivitätsverluste, höhere Kosten für Wirtschaft und Gewerbe sowie mehr CO2-Emissionen zulasten von Umwelt und Klima.
Die Herausforderungen im Strassentransportgewerbe sind vielfältig. Dazu Jaussi: «Die schwächelnde Konjunktur und moderate Auftragslage sind für viele unserer Mitglieder eine grosse Herausforderung.» Die fehlende Planungssicherheit, was die zukünftigen Rahmenbedingungen anbelangt, etwa im Bereich LSVA, macht dem Transportgewerbe ebenfalls zu schaffen. Dennoch, die Branche bleibt wichtig. Für die Schweizer Bevölkerung, die hiesige Dorfkultur und die lokale Wirtschaft ist der Strassengüterverkehr der mit Abstand wichtigste Verkehrsträger. «Keine andere Option kann in der Schweiz so effizient Waren von A nach B, vom Verteilerzentrum ins Dorf, oder vom Industriegebiet auf die Baustelle transportieren», sagt Kirchhofer. Die Branche wird also auch künftig ein Scharnier der Wirtschaft sein.
Corinne Remund
DAS MACHT die ASTAG
Starker Verband mit langer Tradition
Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG entstand 1979 aus einem Zusammenschluss zwischen dem Verband Motorlastwagenbesitzer ASPA und dem Treuhandverband des Autotransportgewerbes TAG. Die ASTAG engagiert sich mit Interessenvertretung und Öffentlichkeitsarbeit für die Anliegen der Branche in Gesetz-gebung und der politischen Meinungsbildung. Ausserdem setzt sich der Verband in hohem Mass für die berufliche Grund-, Aus- und Weiterbildung sowie in der Nachwuchsförderung ein und bietet seinen Mitgliedern vielseitige Dienstleistungen.
In der ASTAG ist das Transportgewerbe in seiner ganzen Vielseitigkeit vertreten. Die ASTAG zählt rund 3000 Mitglieder und rund 700 Partner in 18 Sektionen, 15 Fachgruppen, einer Branchengruppe und vier Kommissionen. Die Mitglieder – mehrheitlich KMU mit weniger als zehn Fahrzeugen – transportieren Waren und Güter aller Art, von Stückgut über Milch bis zu Holz und Treibstoffen, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch die private Reisebusbranche und das Taxigewerbe sind vertreten. Der Organisationsgrad liegt bei über 80 Prozent. Die Branche beschäftigt etwa 110 000 Chauffeure. Dazu kommen Disponenten, Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, Transportkaufleute, Entwässerungstechnologen und andere Berufsbilder.CR
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