Publiziert am: 30.08.2024

«Wir wollen für alle etwas bieten»

SCHLOSS THUNSTETTEN – Ein Blick hinter die Kulisse barocker Baukunst der «gnädigen Herren von Bern» zeigt, welche Bedeutung das Oberaargauer Schloss hat. Betriebsleiterin Tanja Oldag, Kuratorin Jana Fehrensen und Präsident der Stiftung Michael Schär über den historischen Stellenwert, den Wandel der Stiftung, die Sonderausstellung sowie das diesjährige Programm.

Schweizerischer Gewerbeverband: Schloss Thunstetten ist ein Schloss fĂĽr alle. Was steckt hinter diesem Credo?

Michael Schär: Wir wollen für alle etwas bieten. Dies erreichen wir, indem wir verschiedene Veranstaltungen machen, welche sich entweder an verschiedene Altersklassen richten oder für alle Altersklassen etwas bieten. So gibt es zum Beispiel ein Kinderprogramm, an welchem die Erwachsenen aber im Schlosscafé verweilen können. Natürlich ist das Schloss für Erwachsene jeden Alters auch mietbar, sodass jeder seine eigene Veranstaltung durchführen kann.

Welche Bedeutung hat das Berner Landschloss kulturhistorisch fĂĽr den Kanton Bern sowie die Schweiz?

Jana Fehrensen: Schloss Thunstetten ist ein herausragendes Beispiel barocker Baukunst in der Schweiz und spielte im Kanton Bern eine Vorreiterrolle bei der Einführung des französischen Baustils im Stil Ludwigs XIV. Es wurde zwischen 1713 und 1715 im Auftrag des bekannten Berner Patriziers Hieronymus von Erlach nach Plänen des berühmten Pariser Architekten Joseph Abeille erbaut und ist das erste Barockschloss des Typs «Palais entre Cour et Jardin» auf bernischem Boden. Es verkörpert in vorbildlicher Weise die architektonischen und ästhetischen Ideale seiner Zeit und orientiert sich deutlich an der Mutter aller Barockschlösser, dem Schloss Versailles bei Paris. Damit steht das kleine Versailles im Oberaargau in einer illustren Reihe mit Schlössern wie Sanssouci, Herrenchiemsee, Charlottenburg oder Karlsruhe. Schloss Thunstetten diente in Bern als Vorbild für zahlreiche Um- und Neubauten dieser Zeit, so auch für zwei weitere für Hieronymus von Erlach errichtete Repräsentationsbauten, Schloss Hindelbank (1721–1725) und den Erlacher Hof (1745–1752), den heutigen Sitz des Berner Stadtpräsidenten.

Wieso lohnt es sich, die Dauerausstellung zu besuchen?

Jana Fehrensen: Das Museum gibt einen Einblick in die 300-jährige Geschichte des Schlosses. Im Mittelpunkt stehen die schillernde Persönlichkeit des Hieronymus von Erlach und die letzte Besitzerfamilie Le Grand, die das Schloss über 100 Jahre bis 1970 bewohnte. Die Ausstelung ist nicht nur visuell ansprechend gestaltet, sondern bietet auch umfassende Informationen und Geschichten über die Bewohner des Schlosses im historischen Kontext.

Sie bietet neben wertvollen Zeitdokumenten auch den subtilen Einsatz moderner interaktiver Technologien wie z.B. einer 3D-Fotoshow. Die Dauerausstellung wird regelmässig durch thematische Sonderausstellungen im Kabinettformat ergänzt. Nach den Langenthaler Porzellangeschichten und den Highlights aus der Kunstsammlung der Stadt Langenthal widmet sich die aktuelle Sonderausstellung dem Thema «Kräuterfrauen, Hebammen und Hexen».

Ein besonderes Bijou ist der Park. Was bietet er den Besuchern?

Tanja Oldag: Der Park im Schloss Thunstetten bietet ein grünes Paradies der Ruhe. Die Morgen- und Abendstunden sind speziell zauberhaft. Der Park ist in der Regel öffentlich zugänglich, ausser wenn private Anlässe stattfinden.

«schloss Thunstetten ist ein grossartiges Beispiel barocker Baukunst in der Schweiz und spielte im Kanton Bern eine Vorreiterrolle.»

Wie viele Besucherinnen und Besucher haben Sie unter normalen Umständen und was erwarten Sie in dieser Saison?

Tanja Oldag: Im 2023 waren das Museum und das Schlosscafé an 14 Tagen geöffnet und wir durften im Museum knapp 500 und im Schlosscafé sogar über tausend Besucherinnen und Besucher begrüssen. Für das Jahr 2024 erhoffen wir nochmals eine Steigerung der Besucherzahlen, denn wir haben zehn zusätzliche, also insgesamt 24 offene Schloss-Tage geplant. Neu haben wir während der Saison vom Mai bis Oktober den ersten Mittwochnachmittag im Monat geöffnet und das Schloss steht zur freien Besichtigung zur Verfügung. Bisher waren «nur» das Museum, die Ausstellung und das Schlosscafé geöffnet. Es lohnt sich also nun noch mehr, Schloss Thunstetten an einem offenen Schloss-Tag zu besuchen.

Haben Sie besondere Pläne oder Projekte für die nächsten Jahre?

Michael Schär: Die Stiftung Schloss Thunstetten steckt in einem Wandel und will sich noch mehr der Öffnung widmen. Es steht die Überarbeitung des Museums an und das Museum soll in die Räume des ersten OG des Hauptgebäudes umziehen. Unser breites Programm mit den diversen eigenen Veranstaltungen wollen wir natürlich beibehalten. Ebenso sollen die Räume weiterhin mietbar bleiben, damit weiterhin unvergessliche Feste, Hochzeiten oder Firmenanlässe gefeiert werden können.

Interview: Corinne Remund

www.schloss-thunstetten.ch

Berner Schlösser

Die Vielfalt der Berner Schlösser ist enorm. Keines ist wie das andere, jedes hat seine Eigenheiten und Geschichte(n). Umgeben von Pärken und Gärten oder thronend auf hohem Fels, laden sie zum Besuch. Sie präsentieren jedes Jahr zahlreiche kulturelle und geschichtliche Höhepunkte und sind einen Ausflug wert:

•Schloss Burgdorf

ganzjährig offen

www.schloss-burgdorf.ch

•Schloss Thun

ganzjährig offen

www.schlossthun.ch

•Schloss Belp

bis 7. Juli und ab 19. Okt. 2024

www.ortsmuseumbelp.ch

•Schloss Münsingen

ab 8. August 2024

www.museum-muensingen.ch

•Schloss Laupen

7. April bis 20. Oktober 2024

www.stiftung-schlosslaupen.ch

Schloss Spiez

1. Mai bis 31. Oktober 2024

www.schloss-spiez.ch

Schloss Jegenstorf

3. Mai bis 13. Oktober 2024

www.schloss-jegenstorf.ch

•Schloss Hünegg

12. Mai bis 20. Oktober 2024

www.schlosshuenegg.ch

•Schloss Landshut

12. Mai bis 13. Oktober 2024

www.schloss-landshut.ch

•Schloss Oberhofen

12. Mai bis 27. Oktober 2024

www.schlossoberhofen.ch

www.mmbe.ch

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