Publiziert am: 20.09.2024

Fleisch – nachhaltiger Genuss

SCHWEIZER FLEISCH-FACHVERBAND – Die Fleischbranche befindet sich in einem starken Strukturwandel und einem dynamischen Umfeld mit wandelndem Konsumverhalten sowie stetigen Änderungen der gesetzlichen Bestimmungen. Die Fleischwirtschaft wappnet sich mit hohen Qualitätsstandards und nachhaltigen Produktionsmethoden und einer starken Ausbildung für die Zukunft.

Herr und Frau Schweizer haben letztes Jahr pro Kopf knapp 56 kg Fleisch (inklusive Fische und Krustentiere) konsumiert, wobei das im Ausland eingekaufte Fleisch noch nicht eingerechnet ist. Damian Müller, der neue Präsident des Schweizer Fleisch-Fachverbandes SFF: «Der Inlandanteil der Fleischproduktion stieg auf 82,9 Prozent, was einem Plus von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.» Der Luzerner FDP-Ständerat löste im Mai Ivo Bischofberger ab, der nach sechs Jahren zurückgetreten ist. Momentan befindet sich die Schweizer Fleischbranche in einem tiefgreifenden Strukturwandel: Viele fleischverarbeitende Betriebe stehen vor Nachfolgeregelungen, was vermehrt zu Geschäftsaufgaben und Betriebsübernahmen führt. «Die Herausforderungen des demografischen Wandels und der starke Wettbewerb im Einzelhandel erfordern eine klare Positionierung und Spezialisierung der Unternehmen», erklärt Müller. Gleichzeitig bietet der Trend zu nachhaltigen, regionalen und qualitativ hochwertigen Produkten Chancen für innovative Betriebe, um sich im Markt zu behaupten und zu wachsen.

«Unsere Branche benötigt qualifizierte Fachkräfte, sei es als Mitarbeitende oder Führungskräfte.»

Die Fleischbranche ist durch einen wirksamen Selbstversorgungsgrad, hohe Qualitätsstandards und nachhaltige Produktionsmethoden geprägt. Daher ist der Produktions- und Wirtschaftsstandort Schweiz wichtig. Die Eigenständigkeit in der Fleischproduktion ist Bedingung für kurze Transportwege, Regionalität und die gute Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette. «Die strengen gesetzlichen Vorschriften und regelmässigen Kontrollen sowie das persönliche Herzblut unserer Mitglieder gewährleisten hohe Standards in Bezug auf Hygiene, Sicherheit und Tierwohl. Dies stärkt das Vertrauen der Konsumenten und sichert die Qualität der Produkte», ist Müller überzeugt. Zudem trägt die starke regionale Verankerung und Produktion von Spezialitäten zur Differenzierung und kulturellen Identität der Schweizer Fleischbranche bei. Der Preiswettbewerb mit ausländischen Produkten stellt für die Branche jedoch eine grosse Herausforderung dar. Dabei spielt auch der Einkaufstourismus eine wichtige Rolle. «Wir setzen hier auf hohe Qualitätsstandards, Nachhaltigkeit, Regionalität und Transparenz», sagt Müller. Innovationen, Spezialisierung und gezieltes Marketing sowie die enge Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungskette sorgen für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Eine weitere grosse Hürde stellt zudem die teilweise staatlich gelenkte Anpassung zur Erreichung der behördlichen Klimaziele bis 2050 dar.

Effiziente Produktion und moderne Technologien

Die gesellschaftliche und politische Aufmerksamkeit für das Lebensmittel Fleisch nimmt stetig zu. Der Verband begegnet dem Fleisch-Bashing mit einer Kombination aus Aufklärung und Dialog. «Wir setzen uns dafür ein, die Vorteile und die Bedeutung von Fleisch in einer ausgewogenen Ernährung hervorzuheben», sagt der FDP-Ständerat. Dabei werden nebst der hohen Produktequalität auch die Anstrengungen der Branche in den Bereichen Tierwohl, Nachhaltigkeit und Umweltschutz betont. «Wichtig ist uns dabei, dass die gesamte Wertschöpfungskette mit einer Stimme spricht und auch dem Genussfaktor beim Fleischkonsum gebührend Rechnung getragen wird», betont Müller.

Auch die Nachhaltigkeit nimmt in der Branche einen hohen Stellenwert ein und wird auf allen drei Pfeilern – in der Ökonomie, der Ökologie und dem Sozialen – umgesetzt. Dabei wird die Ressourcenschonung vorbildlich umgesetzt: «Wir verwerten die Schlachtkörper vollständig und nutzen technologische Innovationen, um den Verbrauch von Wasser und Energie sowie die Emission von Treibhausgasen zu reduzieren», erklärt der Verbandspräsident. Effiziente Produktionsprozesse und moderne Technologien steigern die Wirtschaftlichkeit und verringern gleichzeitig die Umweltbelastung. Ebenso von Bedeutung sind aber auch die Mitarbeitenden, gilt es diesen gerade angesichts des herrschenden Fachkräftemangels doch besonders Sorge zu tragen.

Zukunftssicherung der Branche

Der SFF engagiert sich intensiv in der Aus- und Weiterbildung. Dazu Philipp Sax, Ressortleiter Bildungspolitik und Kommunikation beim SFF: «Unsere Branche benötigt qualifizierte Fachkräfte, sei es als Mitarbeitende oder Führungskräfte.» Dies dient dazu, das Know-how langfristig zu sichern und die gesamte Branche für die Zukunft weiterzuentwickeln. Pro Lehrjahr absolvieren rund 190 EFZ-Lernende und 30 EBA-Lernende eine Ausbildung zum Fleischfachmann oder -frau bzw. zum Fleischfachassistenten. «Um den Bedarf mittel- bzw. langfristig zu sichern, müsste diese Zahl jedoch zwei- bis dreimal so hoch liegen», stellt Sax fest.

Der Fachkräftemangel und das Nachwuchsmangement macht der Branche arg zu schaffen. Deshalb wurde die Nachwuchswerbung inklusive berufsorientierte Weiterbildung überarbeitet und aktualisiert. «Unser Nachwuchsrekrutierer unterstützt unsere Mitglieder und Regionalverbände bei der Gewinnung neuer Talente», sagt Sax. Sobald die anfängliche Hemmschwelle überwunden ist, steigt das Interesse an der beruflichen Tätigkeit signifikant. «Dabei ist es entscheidend, dass ausnahmslos jedes Mitglied aktiv an der Nachwuchswerbung beteiligt ist», betont Sax. Wichtig ist auch, dass sich die Branche und ihre Berufe an Publikumsanlässen präsentieren. Die diesjährigen SwissSkills Championships fanden daher Mitte September im Rahmen der Sonderschau HESO in Solothurn statt. Auch die Tatsache, dass nicht alle Betriebe ausbilden, führt seit Längerem zu Ungleichgewichten und Herausforderungen im Fleischsektor. Die eben erst erfolgte Einführung des patronalen Bildungsfonds soll dazu beitragen, die direkten Ausbildungskosten insbesondere für die Lehrbetriebe zu reduzieren und über alle fleischverarbeitenden Betriebe entsprechend abzustützen.

Noch nachhaltiger undkrisenresistenter werden

Der SFF engagiert sich auch politisch für die ideellen und wirtschaftlichen Interessen der Schweizer Fleischwirtschaft und ihrer Mitglieder. Dabei kooperiert er mit beruflich und gewerbepolitisch relevanten Organisationen. «Unsere Hauptanliegen betreffen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unserer Branche. Zudem möchten wir erreichen, dass das Lebensmittel Fleisch objektiv und nicht emotional beurteilt wird», konkretisiert der Präsident. Aktuell sind Entschädigungslösungen bezüglich der Afrikanischen Schweinepest ein zentrales Anliegen. Zudem stehen lebensmittelrechtliche und landwirtschaftliche Aspekte in unterschiedlichster Form, aber auch Fragen des internationalen Handels und des Arbeitsrechts auf der politischen Agenda. Immer wieder gelingt es dem SFF, politische Rahmenbedingungen für seine Mitglieder zu optimieren und Fehlentwicklungen zu verhindern.

Das Potenzial der Branche ist gross – vor allem wenn es gelingt, sich trotz Fachkräftemangel und suboptimalen politischen Rahmenbedingungen gut zu positionieren. Insgesamt müssen sich die Schweizer Fleischfachgeschäfte anpassen, um nachhaltiger und krisenresistenter zu werden. Eine grosse Chance für die Mitglieder besteht darin, ihre individuellen Stärken im Hinblick auf ihren eigenen Marketingmix einzusetzen.

Corinne Remund

www.sff.ch

DAS MACHT DER SFF

Starke Branchen- und Berufsorganisation

Der Verband Schweizer Metzgermeister VSF wurde 1887 gegründet und entwickelte sich zu einem starken und angesehenen Berufsverband. Er unterstützte die Metzger bei der Lösung wirtschaftlicher und beruflicher Probleme. 2006 fusionierte der VSF mit den Schweizer Fleischfachverbände SFF zum Schweizer Fleisch-Fachverband SFF. Ziel war es, die Synergien optimal zu nutzen und die gemeinsame Schlagkraft zu stärken. Der SFF ist der zentrale Dienstleister für seine Mitglieder und Kunden aus dem fleischverarbeitenden Sektor und bietet eine umfassende Palette an Dienstleistungen an. Zentral ist auch die Aus- und Weiterbildung. Der SFF führt die überbetrieblichen Kurse der Fleischfach-Lernenden im SFF-Bildungszentrum in Spiez durch. Ausserdem ist das SFF-Bildungszentrum für seine Fort- und Weiterbildungskurse schweizweit bekannt. Schliesslich vertritt der SFF die wirtschaftlichen und politischen Interessen der fleischverarbeitenden Branche und steht für die arbeitgeberseitigen Interessen im Rahmen des allgemeinverbindlich erklärten Gesamtarbeitsvertrages für das schweizerische Metzgereigewerbe ein.

Bedeutender Arbeitgeber

Seine Mitglieder sind rund 900 Unternehmen, vom Einmannbetrieb bis hin zum multinationalen Milliardenunternehmen mit ihren Tochterfirmen. Mit seit mehreren Jahren rund 24 000 Beschäftigten ist der fleischverarbeitende Sektor auch ein bedeutender Arbeitgeber. Die gesamte Schweizer Fleischbranche generiert jährlich rund 10 Milliarden Franken pro Jahr, wobei etwas mehr als die Hälfte auf den Detailhandel und der Rest auf die Ausserhausverpflegung fällt. CR

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