Publiziert am: 08.11.2024

Budgetbewusst transportieren

JAC M3EV – Der chinesische Hersteller JAC bietet mit dem M3EV einen elektrischen Transporter zu einem unglaublichen Preis an – und damit eine Menge Nutzwert pro Franken. Ist der M3EV trotz Kampfpreis eine echte Alternative?

Bei Transportlösungen fürs Gewerbe steht eine Währung im Vordergrund: Rappen pro Kilometer. Ein Transporter muss seine Aufgaben zuverlässig erfüllen und dabei so günstig wie möglich sein. Schliesslich will man das hart verdiente Geld nicht auf der Strasse liegen lassen.

Als neue Alternative zu den bekannten Herstellern bietet Importeur Auto Kunz AG aus Wohlen den M3EV der chinesischen Marke JAC an. Für 26 989 Franken bekommt man hier einen vollwertigen Kleintransporter mit E-Antrieb. In diesem Segment ein nahezu unschlagbarer Preis. Da drängt sich die Frage auf: Ist der M3EV trotz Sparpreis eine echte Alternative? Oder bezahlt man den tiefen Einkaufspreis mit Kompromissen im Alltag? Auf zur Testfahrt.

Pragmatisch und praktisch

Emotionen sind für einen gewerblich genutzten Kastenwagen eher Nebensache. Das steht beim M3EV ausser Frage. Das Design wagt keine Experimente. Ein typischer Kastenwagen, nach dem Prinzip «form follows function». Rechts bietet der JAC eine Schiebetüre (760 x 1190 Millimeter), hinten eine konventionelle Klappe (1255 x 1175 Millimeter). Der Laderaum ist komplett ohne Fenster ausgeführt, was für den Transportalltag nicht weiter von Bedeutung ist. Lediglich ein kleines Fenster zwischen Laderaum und Fahrgastraum wäre wünschenswert. Einerseits um etwas mehr Licht in die eher dunkle Ladekammer zu bringen, andererseits um während der Fahrt die Ladung im Auge behalten zu können, falls doch einmal etwas verrutscht.

«Der JAC M3EV bringt alles mit, um die Aufgaben des Alltags problemlos zu erledigen.»

Damit das aber nicht passieren kann, bietet der Importeur ein sinnvolles Upgrade an. In Zusammenarbeit mit einer lokalen Schreinerei kommt ein Ladeboden aus Holz in den Transporter. Samt massiver Ösen zur Ladungssicherung. Auch ein Dachträger ist optional zu haben, um die Transportkapazität weiter zu erhöhen. 100 Kilogramm darf der JAC aufs Dach laden. Fährt man oft auf der Autobahn, führt das allerdings zu deutlich höherem Verbrauch – und damit weniger Reichweite.

Diesbezüglich verspricht der Hersteller 232 Kilometer, im reinen Stadt-betrieb sind es 292 Kilometer. Der Verbrauch, laut Werk sollen es 18,5 kWh auf 100 Kilometer sein, lag bei den Testfahrten auf der Autobahn, in der Stadt und über Land bei rund 22 kWh/100 Kilometer. Damit sind 200 Kilometer mit einer Akkuladung von 53 kWh gut und sorgenfrei möglich. Für lokal agierende Gewerbe sollte das ausreichen, zumal der Akku an einer 11-kW-Wallbox in weniger als sieben Stunden, also problemlos über Nacht, wieder vollgeladen ist. An einer Schnellladestation lädt der Transporter mit 50 kW und braucht damit 35 Minuten, um den Akku von 30 auf 80 Prozent zu laden.

Kabelloses CarPlay

Der M3EV ist ein sehr günstiges Angebot. Da darf man logischerweise auch kein Wunder erwarten, wenn es um Materialanmutung und Fahreigenschaften geht. Im Cockpit dominieren Hartplastik und einfache Stoffsitze. Die Verarbeitung wirkt aber tadellos. Die Bedienung erfolgt grösstenteils über einen Touchscreen. Nicht der letzte Stand der Technik, aber durchaus funktional, zumal das Smartphone via Apple CarPlay kabellos eingebunden werden kann. Störend ist nur die serienmässige Klimaanlage: Der ideale Kompromiss zwischen Schwitzen und Frieren ist über den Drehknopf kaum zu finden.

Ansonsten zeigt sich der Transporter absolut problemlos. Der Antrieb spricht Elektro-typisch gut an, erfordert aber beim präzisen Rangieren einen gefühlvollen rechten Fuss. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 120 km/h beschränkt, bis dahin zieht der 150 kW/204 PS starke E-Motor an der Hinterachse aber – für Transporterverhältnisse – durchaus flott. Die Lenkung vermittelt wenig Gefühl, das Fahrwerk gibt sich eher hölzern, was aber bei zunehmender Beladung besser wird. Damit kann man aber im Berufsalltag leben. Denn dafür darf der JAC bis zu 910 Kilogramm zuladen.

Mit Garantie

Der JAC M3EV zählt sicherlich nicht zu den ausgereiftesten und hochwertigsten Transportern am Markt, was man zum sensationell tiefen Preis auch nicht erwarten sollte. Aber: Er bringt alles mit, um die Aufgaben des Alltags problemlos zu erledigen. Der Importeur Auto Kunz gibt auf den Elektro-Transporter eine Garantie von drei Jahren oder 100 000 Kilometer. Auf die Hochvolt-Batterie gilt eine Gewährleistung von acht Jahren oder 400 000 Kilometern. Darüber braucht man sich also erst einmal kein Sorgen zu machen.

Damit kann man den Herausforderer aus China durchaus in Betracht ziehen, sofern man mit der Reichweite im täglichen Einsatz zurechtkommt, am Geschäftssitz eine Lademöglichkeit einrichten kann – und vor allem Wert auf den Nutzwert und einen günstigen Einkaufspreis legt.

Dave Schneider

www.jac-schweiz.ch

IMport Seit 2019

Joint-Venture-Partner von VW

Die Auto Kunz AG in Wohlen importiert die Fahrzeuge des chinesischen Herstellers JAC seit 2019 in die Schweiz und bietet inzwischen ein breites Portfolio an. Neben dem vollelektrischen M3EV sind mit dem Pick-up T9EV, dem SUV e-JS4, dem Kleinwagen E30X und dem winzigen e-JS1 noch weitere Stromer im Angebot. Daneben gibt es mit dem T8 Pro auch einen Pick-up mit Benzinmotor.

Die Marke JAC existiert unter diesem Namen seit 1999, den Hersteller Jianghuai Automobile Co. aus der Hafenstadt Hefei in der chinesischen Provinz Anhui gibt es aber bereits seit 1964. JAC hat 2017 ein Joint Venture mit Volkswagen gegründet (Volkswagen Anhui), an dem VW inzwischen die Mehrheit (75 Prozent) hält.

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