Publiziert am: 22.11.2024

Mit viel Herzblut und Weitsicht

SCHUHMACHEREI NEW RADA – Orlando und Leonia Rada reparieren in ihrem Familienbetrieb in Le Prese im bündnerischen Puschlav mit ihrem Team gemeinsam jährlich 3000 Paar Bergschuhe und Kletterfinken. Dabei praktizieren sie das Schuhmacherhandwerk mit viel Herzblut und setzen in ihrem Metier täglich die Kreislaufwirtschaft vorbildlich um.

Die Schuhreparaturwerkstatt New Rada in Le Prese im Val Poschiavo ist das Lebenswerk von Orlando und Leonia Rada. Sie reparieren zusammen mit ihrem Team jährlich rund 3000 Paar Berg- und Kletterschuhe. Sie pflegen das Handwerk des Schuhmachers mit viel Liebe zum Detail und stecken viel Leidenschaft in ihr Metier. Auf diese Weise geben sie nicht nur Schuhen ein zweites Leben, sondern schaffen auch wertvolle Arbeitsplätze in diesem abgeschiedenen Bündner Tal. Dafür wurden sie mit dem mit 40 000 Franken dotierten Prix Montagne 2024 der Schweizer Berghilfe ausgezeichnet. Die Freude ist nach wie vor immer noch gross: «Es ist grossartig, dass wir für unsere Arbeit ausgezeichnet werden. Das ist für uns eine grosse Wertschätzung unserer Arbeit», freut sich Orlando Rada über diese Anerkennung. Er führt zusammen mit seiner Frau den Familienbetrieb mit Hauptsitz in Le Prese im Kanton Graubünden. Dort befindet sich die Werkstatt, ein zweiter Standort inklusive des Geschäfts für Privatkunden ist in Pontresina im Engadin.

«Es wäre schön, wenn die Leute mehr darüber nachdenken würden, einen Schuh zu reparieren, anstatt ihn gleich wegzuwerfen.»

Das Geschäft läuft gut und trifft den Nerv der Zeit. Der Weg dorthin war allerdings steinig. Orlando Rada ist mit dem Duft von Leder und Schuhcreme aufgewachsen. Seine Eltern führten ein Schuhgeschäft mit Schuhmacherei. «Für mich war immer klar, dass ich Schuhmacher werden will. Dies freute meinen Vater allerdings nicht besonders.» Der junge Mann setzte sich durch, machte die Lehre als Schuhmacher und eröffnete bald darauf ein Geschäft in Samedan im Engadin. Doch der Erfolg blieb trotz Bergsteigern und Touristen erst mal aus. Der Wendepunkt kam erst vier Jahre später, als er den Bergführer Richi Bolt traf. Der Importeur der Schuhmarke «La Sportiva» war auf der Suche nach einem Schuhmacher. Seine Idee war, einen Schuhmacher in der Schweiz zu finden, der seine exklusiven Schuhe nach Herstellerangabe perfekt reparieren konnte. Orlando Rada war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Damit begann eine einmalige Zusammenarbeit zwischen New Rada und «La Sportiva» im italienischen Trient. Der Schuster baute im Laufe der Jahre ein Vertrauensverhältnis zum Schuhhersteller auf und ist heute der einzige offizielle Reparaturpartner in der Schweiz.

Dabei kommen ihm sein Erfolgsrezept «höchste Qualität, stets am Ball bleiben» sowie seine stete Vorwärtsstrategie zugute. Das KMU orientiert sich zudem mit seiner Firmenphilosophie «resole, reuse, recycle» an der Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. «Resole bedeutet, durch das Tragen passt sich der Schuh dem Fuss und der Haltung seines Trägers an und wird immer bequemer. Die richtige Neubesohlung macht ihn perfekt», konkretisiert der innovative Schuhmacher und ergänzt: «Reuse heisst so viel wie: mit einer neuen Sohle schenken Sie Ihren Lieblingsschuhen neues Leben und sparen damit noch Geld.» Der Dritte im Bunde ist «recycle». Dazu Orlando Rada: «Reparieren ist ökologisch sinnvoll, es wertet Dinge auf und reduziert den Rohstoffverbrauch, die Kosten und die Umweltverschmutzung. Ein respektvoller Umgang mit Natur und Umwelt ist Teil unserer Philosophie». Auch das Thema Kreislaufwirtschaft liegt ihm und seiner Frau am Herzen: «Es wäre schön, wenn die Leute mehr darüber nachdenken würden, einen Schuh zu reparieren, anstatt ihn gleich wegzuwerfen. Denn heute landen mehr als 99 Prozent aller verkauften Schuhe im Müll.»

Erfahrung und viel Fachwissen

Orlando Rada und seine drei Schuhmacher sind auf die Reparatur von Wander- und Bergschuhen spezialisiert. Sie führen aber auch allgemeine Reparaturen aus und fertigen orthopädische Masseinlagen an. Ebenso werden Tourenskischuhe mit Originalsohlen besohlt. Die Reparatur eines Schuhs dauert je nach Auftrag zwischen einer Stunde und 15 Tagen. «Jedes Schuhpaar ist anders. Dies setzt Fachwissen, Know-how, Erfahrung, aber auch Geschicklichkeit und Handwerk voraus», sagt der Chef. Drei Mal in der Woche repariert er alle Arten von Schuhen in der kleinen Werkstatt in Pontresina, wo sich die Orthopädie-Schuhmacherei befindet. Viel Fingerspitzengefühl und Geschick sind bei orthopädischen Arbeiten gefragt: «Ich stelle alle Einlagen von A bis Z her. So erziele ich die besten individuellen Lösungen für die diversen Zwecke der Masseinlagen – sei es für den Alltag, das Wandern oder den Langlauf.» Der persönliche Kontakt mit den Kunden macht dem Handwerker grosse Freude.

«Qualität ist für unseren Betrieb die Visitenkarte.»

In der Schuhwerkstatt in Le Prese treffen Pakete mit Schuhen aus der ganzen Schweiz zum Hegen und Pflegen und Flicken ein. «Wir werfen einen Schuh nur dann weg, wenn wir wirklich keine andere Wahl haben.» Orlandos Frau Leonia ist dafür verantwortlich, dass die Schuhe ihren Besitzern zurückgegeben werden. Höchste Qualität ist dem Unternehmerpaar wichtig: «Qualität ist für unseren Betrieb die Visitenkarte.» Und er ergänzt: «Unser Ziel ist es nicht, so schnell wie möglich zu wachsen und mehr Schuhe zu reparieren, sondern ein hohes Qualitätsniveau aufrechtzuerhalten.» Auch regelmässige Weiterbildungen bei den Schuhherstellern sowie innovativen Betrieben und Handwerkern gehören dazu, um wettbewerbsfähig zu bleiben. «Unser Handwerk ist unser Potenzial und das schätzt die Kundschaft sehr», erklärt Orlando Rada.

Corinne Remund

www.newrada.com

Meist Gelesen