Publiziert am: 06.12.2024

Schweizer KMU profitieren

FREIHANDEL – Die Schweizer Exporte nach Indien sind noch gering. Da das Land zu den grössten Wachstumsmärkten zählt, dürfte das Volumen in den nächsten Jahrzehnten jedoch substanziell zunehmen. Schub verleiht dabei das neue Freihandels-abkommen, welches nun im Parlament beraten wird.

Was lange währt, dürfte endlich gut werden. Vor 16 Jahren initiierte der Bundesrat – zusammen mit den Regierungen der anderen drei EFTA-Staaten Norwegen, Island und Liechtenstein – Verhandlungen über ein Handels- und Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (so die offizielle Bezeichnung) mit Indien. Mehrmals stockten die Gespräche, unter anderem aufgrund offener Fragen über den Patenschutz pharmazeutischer Produkte. Doch im März konnte das Abkommen endlich unterzeichnet werden, Anfang September publizierte der Bundesrat die Botschaft, nun ist das Abkommen zur Beratung im Parlament.

«Für knapp 95 Prozent der bisherigen Warenexporte aus der Schweiz gewährt Indien einen verbesserten Marktzugang.»

Es ist ein Meilenstein der schweizerischen Handelspolitik: So ist es der EFTA gelungen, als erster europäischer Partner ein Freihandelsabkommen (FHA) mit Indien abzuschliessen. Dies schafft für die Schweizer Wirtschaft gegenüber ihren Konkurrenten – insbesondere jenen aus der EU – einen wichtigen Wettbewerbsvorteil. Für knapp 95 Prozent der bisherigen Warenexporte aus der Schweiz gewährt Indien einen verbesserten Marktzugang, die jährlichen Zolleinsparungen können bis zu 166 Millionen Schweizer Franken betragen, wobei diese nur schrittweise – aufgrund der verschiedenen Übergangsperioden – realisiert werden dürften. Die Schweiz hat ihrerseits bereits Anfang 2024 alle Zölle auf dem Import von Industrieprodukten abgebaut.

Wachstum von fĂĽnf bis zehn Prozent

Das Abkommen dürfte – sollte es nicht zu einem erfolgreichen Referendum kommen – zu einer Handelsintensivierung mit Indien führen. Potenzial ist vorhanden: Die über 1,4 Milliarden Einwohner erwirtschaften ein Bruttoinlandprodukt (BIP) von über 3600 Milliarden US-Dollar (über viermal grösser als das BIP der Schweiz), das jährliche Wachstum in den letzten 20 Jahren schwankte zwischen fünf und zehn Prozent – mit wenigen negativen Ausreissern. Das BIP pro Kopf liegt bei 2500 US-Dollar. Dieser tiefe Wert erklärt auch die bisher überschaubaren Exporte der Schweiz nach Indien. Der Höchststand mit 2,9 Milliarden Franken datiert von 2011, im letzten Jahr waren es 1,9 Milliarden Franken, womit der Wert vor Corona wieder deutlich übertroffen wurde.

Der Einbruch vom Höchststand 2011 ist vor allem auf den Rückgang der Exporte bei den Präzisionsin-strumenten, Uhren und der Bijouterie zurückzuführen, gefolgt – mit einigem Abstand – von einem Absinken der Ausfuhren der chemisch-pharmazeutischen Industrie sowie von Maschinen, Apparaten und Elektronik.

Wachsende lokale Produktion

Im Vergleich zu den Gesamtexporten der Schweiz liefert die Schweiz überdurchschnittlich viele Maschinen nach Indien, was ein Hinweis auf die wachsende lokale Produktion Indiens sein kann. Unterdurchschnittlich ist der Anteil der Ausfuhren pharmazeutischer Produkte – Indien selbst ist einer der grössten Hersteller von Medikamenten. Laut staatlicher Agentur Invest India gibt es rund 3000 Pharmaunternehmen mit mehr als 10 500 Produktionsstätten.

«Im Vergleich zuden Gesamtexporten liefert die Schweiz überdurchschnittlich viele Maschinen nach Indien.»

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Schweizer Exporte nach Indien noch gering sind. Da das Land jedoch zu den grössten Wachstumsmärkten zählt, dürfte das Volumen in den nächsten Jahrzehnten substanziell zunehmen. Das FHA schafft dafür eine ideale Voraussetzung, auch Schweizer KMU dürften entweder direkt oder über die Wertschöpfungskette davon profitieren.

Patrick DĂĽmmler, Ressortleiter sgv

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