Volvos Elektrotochter Polestar hatte einen fulminanten Start, als 2018 das aufsehenerregende Debüt-Modell lanciert wurde. Der Polestar 1 war allerdings mit einem Plug-in-Hybridantrieb ausgestattet und weltweit auf 1500 Stück limitiert – ein Prestige-Projekt, um Aufmerksamkeit zu generieren. Darauf folgte mit dem Polestar 2 im Jahr 2020 das erste rein elektrisch angetriebene Modell – und danach kam lange Zeit nichts mehr. Längst waren weitere Modelle geplant, doch die Widrigkeiten der Corona-Pandemie und die Nachwirkungen in Form von Lieferengpässen sorgten für lange Verzögerungen.
Nun stehen Polestar 3 und 4 endlich beim Händler. Wobei: Die Fahrzeuge können nach wie vor ausschliesslich online gekauft werden, ausgeliefert werden sie dann in einem der fünf Marken-Standorte. Der Polestar 3 ist ein herkömmlicher SUV, der Polestar 4 ist ein Crossover ohne Heckscheibe und damit etwas extravaganter. Zur Testfahrt trat der 4,90 Meter lange 3er an, der mit Modellen wie dem BMW iX, dem Audi Q8 e-tron oder dem etwas längeren Tesla Model X konkurriert.
Erstaunlich fahrdynamisch
Das Modell wird in drei Varianten angeboten: mit Heckantrieb, 220 kW/299 PS und über 700 Kilometern Reichweite, mit Allrad, 360 kW/499 PS und 636 Kilometern sowie in der gefahrenen Allrad-Topversion mit Performance-Pack. Diese generiert eine Leistung von 380 kW/517 PS und schafft nach WLTP-Norm mit einer Akkuladung 567 Kilometer. Im Fahrtest im Januar waren es weniger als 400 Kilometer, und auch die maximale Ladeleistung von 250 kW (DC) haben wir nicht annähernd erreicht – doch dieses Manko haben alle E-Autos bei kalten Temperaturen. Die Reichweite sinkt weiter, wenn der sportliche Charakter des Modells erlebt werden will: Die Beschleunigung ist enorm, die Fahrdynamik in Kurven trotz des hohen Leergewichts von über 2,6 Tonnen erstaunlich gut. Und auch auf langen Autobahnstrecken macht sich der China-Schwede gut, rollt gekonnt ab und bietet generell einen hohen Fahrkomfort.
Das Cockpit wird von einem riesigen Touchscreen im Hochformat dominiert, an dem das Allermeiste eingestellt werden muss, was ziemlich umständlich sein kann. Das System reagiert aber sehr schnell auf Inputs und lässt sich intuitiv bedienen. Leider hatte der Testwagen oft Mühe, bei der Annäherung an das Fahrzeug den Funkschlüssel zu erkennen – ein Problem, das beim Hersteller bekannt ist und hoffentlich bald per Over-the-Air-Update gelöst werden kann. Insgesamt ist der Polestar 3 aber ein spannender Elektro-SUV, der mit seinen technischen Daten und seinem Design aus der Masse heraussticht. Das hat aber seinen Preis.
ds
www.polestar.com/de-ch
Auf einen Blick
Polestar 3 Long Range Performance
Karosserie:
SUV mit 5 Türen und 5 Plätzen
Masse (L Ă— B Ă— H):
4900 Ă— 1968 Ă— 1614 mm
Kofferraum: 484 bis 1411 Liter
Leergewicht/Nutzlast:
2627 / 423 kg
Antrieb:
2 Elektromotoren, Allradantrieb
Leistung: 380 kW (517 PS)
Drehmoment: 910 Nm
Fahrleistungen: 210 km /h,
0–100 km /h in 4,7 Sekunden
Batteriekapazität:
107 kWh (netto)
Ladeleistung:
250 kW (DC), 11 kW (AC)
Verbrauch (WLTP):
21,9–23,0 kWh auf 100 Kilometer
Reichweite (WLTP): 567 Kilometer
Garantie:
5 Jahre ohne Kilometerbegrenzung
Preis: Ab 93 800 Franken