Das Handwerk ist systemrelevant. Ohne qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker lassen sich weder die Klimaziele erreichen noch die wirtschaftliche Entwicklung sichern. Trotzdem kämpft die Branche mit einem akuten Arbeitskräftemangel. Der Gewerbeverband Basel-Stadt reagiert mit einer umfassenden Handwerkskampagne. Unter dem Titel «Wir sind Zukunft – wir sind Handwerk» sollen die Bedeutung des Handwerks sichtbarer gemacht, das Berufsbild aufgewertet und neue Zielgruppen angesprochen werden.
Reto Baumgartner, Direktor des Gewerbeverbands Basel-Stadt, bringt es auf den Punkt: «Ohne Handwerkerinnen und Handwerker wird Basel seine Klimaziele nicht erreichen.» Die Aussage ist ebenso deutlich wie richtig. Denn ob energetische Sanierungen, Photovoltaikinstallationen oder ressourcenschonendes Bauen – alle Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses basieren auf handwerklichem Know-how. Genau hier setzt die Kampagne an. Sie zeigt auf, dass das Handwerk nicht nur ein traditioneller Berufszweig ist, sondern ein hochmoderner, dynamischer und unverzichtbarer Bestandteil der Zukunftsgestaltung.
Neue Website und Auftritte in den sozialen Medien
Im Fokus stehen drei Zielgruppen: Jugendliche vor der Berufswahl, Berufsleute und Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sowie Frauen, die sich für einen handwerklichen Beruf interessieren. Eine neue Website, Social-Media-Inhalte, Videos, Veranstaltungen, Inserate und ein eigens gestaltetes Tram sollen die Botschaft in der Region Basel sichtbar machen. Das Tram ist dabei mehr als ein rollender Werbeträger: Es ist Symbol für Mobilität, Fortschritt und handwerkliche Vielfalt.
Die Kampagne lebt von Vorbildern. Anlässlich der Lancierung der Kampagne im Tramdepot Dreispitz traten verschiedene Protagonisten auf, die ihre ganz persönlichen Werdegänge präsentierten. Mit dabei war unter anderem Tobias Schmied, Geschäftsführer der Marti AG Basel. Sein Karriereweg steht exemplarisch für die Durchlässigkeit im Berufsbildungssystem: Von der Maurerlehre zum Baumeister, über verschiedene Weiterbildungen bis in die Unternehmensleitung. Schmied sagte an der Medienkonferenz: «Im Handwerk kann man mit Leidenschaft und Einsatz viel erreichen. Wichtig ist, dass wir jungen Menschen diese Chancen aufzeigen.»
Auch Luc Musy, Präsident von AM Suisse Nordwest, unterstützt die Kampagne. In seinem Referat hob er die drei Ausbildungswege in der Metallbaubranche hervor: Metallbauer/-in EFZ, Metallbaukonstrukteur/-in EFZ und Metallbaupraktiker/-in EBA. Alle drei führen zu interessanten Weiterbildungen und bieten langfristige Perspektiven. Musy betonte: «Handwerk ist heute viel mehr als nur Schrauben und Schweissen. Es ist ein Berufsfeld mit Zukunft, Verantwortung und Sinn.» Er unterstrich zudem die gesellschaftliche Relevanz des Handwerks im Kontext der Klimaziele 2037 und plädierte für eine neue Wertschätzung dieser Berufsfelder.
Dass ein handwerklicher Beruf auch für Frauen attraktiv ist, zeigte das Beispiel von Nicole di Bianco. Die gelernte Malerin EFZ führte nach einer Zusatzlehre mehrere Jahre lang Projekte, bevor sie sich selbständig machte. «Ich habe nie bereut, ins Handwerk gegangen zu sein», sagte sie. Heute legt sie besonderen Wert auf Kundennähe, Qualität und kreative Gestaltung. Und sie rät Jugendlichen: «Wenn du gerne mit den Händen arbeitest und deine Arbeit sehen willst, dann ist das Handwerk genau das Richtige.»
Kampagne ist ein strategischer Impuls
Die Handwerkskampagne ist mehr als ein Werbeprojekt. Sie ist ein strategischer Impuls, der deutlich macht: Das Handwerk ist ein Karriereweg mit Perspektive und ein zentraler Hebel für die Zukunft unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft. Gerade in einer Zeit, in der viele Berufsbilder durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz unter Druck geraten, bietet das Handwerk ein stabiles Fundament. Maschinen können viel, aber nicht alles: Die Erfahrung, die Kreativität und das praktische Können von Menschen bleiben unersetzlich.
Die ersten Reaktionen auf die Kampagne sind vielversprechend. Sowohl die Medienkonferenz als auch die begleitenden Kommunikationsmassnahmen stiessen auf grosses Interesse. Viele Berufsverbände, Ausbildungsbetriebe und Bildungsinstitutionen haben bereits ihre Unterstützung signalisiert. Es zeigt sich: Die Zeit ist reif für ein neues Bewusstsein für die Leistungen und Chancen des Handwerks.pd/CR
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