Cabrios sind rar geworden. Wer offen fahren will, muss zumeist tief in die Tasche greifen, günstige Angebote mit versenkbarem Stoffdach gibt es kaum. Anders bei den vorwiegend deutschen Premiumherstellern, von denen noch mehrere die Modelle mit Stoffmütze führen, wenn auch nicht mehr in allen Segmenten. So hat auch Mercedes-Benz das Angebot gestrafft: Wo es früher sowohl von der C-Klasse als auch von der grösseren E-Klasse je ein Coupé und eine Cabrio-Variante gab, wurden diese nun in einem Modell zusammengefasst: dem CLE. Er soll das Bedürfnis nach Frischluft für diese beiden Segmente abdecken – und macht das erstaunlich gut.

Mit einer Länge von 4,85 Metern überragt der CLE das frühere C-Cabrio deutlich und bedient somit in erster Linie Kunden im Segment der E-Klasse. Das entspricht aber der neuen Konzernstrategie, sich fortan voll auf den Luxusbereich zu fokussieren. Das viersitzige Coupé bietet auch in der Cabrio-Version Platz für vier Personen, wobei auf den hinteren Sitzen der Beinraum recht beengt ist – zur Not lässt es sich aber auch dort aushalten. Vorne sitzt man feudal und überblickt ein modernes Cockpit mit grossem Screen hinter dem Lenkrad sowie einem grossen Touchscreen im Hochformat in der Mittelkonsole.

Eine dicke Stoffmütze

Der CLE ist ein Ganzjahrescabriolet. Will heissen: Man kann auch im Winter bedenkenlos offen fahren, zumindest auf den beiden Vordersitzen – das automatisch hochfahrende Windschott weist die kalte Luft zuverlässig ab, während die Nackenheizung einen mit warmer Luft umhüllt. Gleichzeitig isoliert das hochwertige, mehrlagige Stoffverdeck im geschlossenen Zustand sehr gut gegen Schall und Temperatur, sodass das Auto ein angenehmer Begleiter durch das ganze Jahr ist. Das Verdeck öffnet natürlich vollautomatisch auf Knopfdruck, und das auch während der Fahrt bis zu einem Tempo von 60 km/h.

Lobende Worte verdient auch der Antriebsstrang. Der Reihensechszylinder in Kombination mit der 9-Gang-Automatik und Allradantrieb ist perfekt für genussvolles Cruisen über die Landstrasse, stellt dank zusätzlichem Elektro-Boost aber auch jede Menge Power für die Kurvenhatz über einen Bergpass zur Verfügung. Dazu passt das sehr komfortable, aber nicht zu weich abgestimmte Fahrwerk, das dank unterschiedlichen Fahrmodi je nach Einsatzzweck verändert werden kann. Summa summarum hat Mercedes mit dem CLE ein grossartiges Cabriolet auf die Räder gestellt, das aber auch seinen Preis hat – der Einstieg ist ab 75 300 Franken möglich, für die gefahrene Version 450 4-Matic werden mindestens 98 300 Franken fällig.

Dave Schneider

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