Die gefühlte – und leider auch die reale – Bevormundung von Herrn und Frau Schweizer nimmt stetig zu. Kein Tag vergeht, ohne dass uns die Politik, Verwaltungsabteilungen, aber auch einzelne Medien oder ihre Kumpane in den NGOs sagen, wie wir zu leben haben. Was «gut» ist und was «schlecht». Was «gesund» und was nicht. «Darf man ...?», lautet die oft gehörte Frage – viele können sie kaum mehr hören ...
Erwachsene – keine Kinder mehr
Willkommen im Nanny State, wo alles für Sie geregelt ist. Schalten Sie den Kopf aus und folgen Sie den Anweisungen: Zucker und Fleisch schaden Ihrer Gesundheit; wir schützen Sie davor. Werbung manipuliert Ihren Konsum – auch sie werden wir verbieten. Autofahren? Zu riskant! Sie nehmen besser den öffentlichen Verkehr!
Kleinliche Verbote und überbordende Regulierung schränken unser Leben zunehmend ein. Deshalb lancieren der sgv, GastroSuisse, die federführende Swiss Retail Federation sowie das Konsumentenforum kf eine Kampagne, die dem wachsenden Nanny State entgegentritt. Die Kernbotschaft: Wir Bürger und Gewerbetreibende wollen wie Erwachsene behandelt werden. Prominente Vertreter der Kampagne sind Nationalrätin Daniela Schneeberger, sgv-Vizepräsidentin und Präsidentin Swiss Retail, der Ostschweizer Fleischsommelier Michael Vogt, Bäcker-Confiseur Jean-François Leuenberger aus dem Jura und die Konsumentenvertreterin Babette Sigg. Sie alle haben, wie Abertausende andere Schweizerinnen und Schweizer, die Nase voll von der Bevormundung insbesondere durch den Staat.
«Weil der Staat seinen Bürgern stets mehr Verantwortung entreisst und mit seinen Vorschriften und Verboten immer übergriffiger wird, ist diese Kampagne wichtig und auch dringend nötig», sagt sgv-Direktor Urs Furrer im Interview mit der Gewerbezeitung (vgl. S. 2). «Befürworter des Nanny-Staats gehen von einem betreuungsbedürftigen Bürger aus, der von der Wiege bis zur Bahre an der Hand genommen und geführt werden muss. Aber unsere direkte Demokratie basiert auf der Annahme eines eigenverantwortlichen, selbstbestimmten und -bewussten Bürgers, der am besten weiss, was gut für ihn ist – und der an der Urne über sehr komplexe Sachgeschäfte abstimmen darf, kann und soll.» Der stets weiter um sich greifende Nanny State widerspreche unserem Staatsverständnis und sei letztlich ein Angriff auf unsere direkte Demokratie, so Furrer. Dies, «indem er eine von deren wichtigsten Grundannahmen in Frage stellt. Nämlich diejenige des mündigen, erwachsenen Bürgers.»
Erst «Empfehlung», dann Verbot
«Was mit harmlosen Handlungsempfehlungen beginnt, kann schnell mal in Verbote münden, die unsere persönliche Entscheidungsfreiheit massiv einschränken», sagt sgv-Vizepräsidentin Daniela Schneeberger. «Ob Werbeverbote, Einschränkungen im Konsum oder die ständige moralische Bevormundung – Schritt für Schritt wird die Schweiz zum ‹Nanny State›. Unsere Kampagne ‹Bin kein Baby› setzt sich für Eigenverantwortung und gegen die zunehmende Bevormundung durch den Staat ein. Deshalb setzen wir uns ein: Gegen übertriebene Vorschriften und für eine offene Debatte über unsere Freiheitsrechte. Denn Freiheit bedeutet Verantwortung – und eben gerade nicht Zwang.»
«Konsumenten wird je länger, je mehr die Fähigkeit abgesprochen, zu vergleichen, zu wählen und das zu erstehen, was für sie passt», sagt kf-Präsidentin Babette Sigg. «Doch wir sind Bürger eines Landes, das auf freie Marktwirtschaft setzt – lasst uns Entscheidungen selbst treffen. Dass wir das können, beweisen wir schliesslich dadurch, dass wir fähig sind, alle drei Monate unsere Verfassung via Volksabstimmung zu ändern. Lasst die Nanny, wo sie hingehört: im Kindergarten.»
Werbung gehört zur Gesellschaft
Ein aktuelles Beispiel für den wachsenden Betreuerstaat liefert das Zürcher Stadtparlament, das kürzlich ein Werbeverbot in der Zwingli-Stadt beschlossen hat. Der Bund plant ein schweizweites Verbot von Werbung für Süssigkeiten, die sich an Kinder richtet. Nationalrätin Schneeberger dazu: «Niemand muss uns vor Werbung schützen – sie gehört zu einer freien Gesellschaft.»
Im Rahmen der Kampagne «Bin kein Baby» werden in der gesamten Schweiz Plakate mit drohenden Verboten hängen – solange es noch erlaubt ist! Die Message: «Schluss mit dem Kindergarten!»En/pd
Seiten 2, 5 & 13www.bin-kein-baby.ch