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Süsses für Schleckmäuler
BONBONWERKSTATT GMBH – Zu Besuch in der Bonbonwerkstatt in Zofingen: Wir haben Sandra Hunziker und Melissa Maier über die Schulter geguckt beim Herstellen von Bonbons nach traditionellem Handwerk. Ihre Zuckerkreationen, Workshops und Events sind gefragt – bald kauft auch der Osterhase dort ein.
Bunte grosse Lollipops und anderes Zuckerwerk schmücken die Schaufenster der Bonbonwerkstatt an der Engelgasse 3 mitten in der Zofinger Altstadt. Die süssen Auslagen sind ein Blickfang für Gross und Klein. Betritt man das Süsswarengeschäft, so duftet es süss nach Erdbeeren. Man wird von unzähligen Gläsern in den Regalen begrüsst, gefüllt mit Täfeli und Bonbons in allen Farben und Sorten sowie einem bunten Karussellpferd, wie man es von alten nostalgischen Jahrmärkten her kennt. Willkommen in der Bonbonwerkstatt von Sandra Hunziker. Die Werklehrerin fertigt zusammen mit der Studentin Melissa Maier mit viel Geschick die feinen Süssigkeiten nach traditioneller Zuckerbäckerkunst in leidenschaftlicher Handarbeit und mit viel Liebe zum Detail. Die süssen Verführungen sind so nicht nur eine wahre Augenweide, sondern auch eine echte Gaumenfreude.
«Gerade ältere Menschen freuen sich, dass wir dieses alte Handwerk reaktivIeren, und erinnern sich an ihre süsse Kinderzeit.»
Hunziker, die immer schon ein Schleckmaul war, hat aus ihrer Begeisterung für Zuckerwerk ein Business aufgebaut. «Ich bin durch Zufall zum süssen Täfeli-Handwerk gekommen», sagt Hunziker. Sabine Hoffmann, mit welcher sie einst das städtische Kindergartenseminar in Luzern besucht hatte, wollte einen Bonbons-Workshop besuchen. «Wir haben allerdings in der Schweiz kein entsprechendes Angebot gefunden und mussten deshalb nach Deutschland ausweichen. Unsere Bonbonleidenschaft war so gross, dass wir das alte Zuckerbäcker-Handwerk von der Pike auf lernen wollten.» So absolvierten die beiden Frauen je ein vierwöchiges Praktikum in Augsburg respektive in Köln. Danach ging es ans Ausprobieren, Optimieren und Tüfteln in der eigenen Küche in Lostorf. Bald schon war klar, dass dies weit mehr als nur ein Hobby und ein Experiment war, sondern sich zu einer Geschäftsidee entwickelte und es für die Produktion eine neue Lokalität brauchte. Die beiden Frauen fanden einen kleinen, feinen und exklusiven Laden in Zofingen, der genau ihren Bedürfnissen entsprach. «Das Geschäft erwies sich als Volltreffer. Unsere Eröffnung fiel allerdings in den Lockdown im März 2020», erinnert sich Hunziker. Die beiden Lostorferinnen nutzten die Pandemie jedoch clever, um ihre eigene Arbeitsweise zu eruieren und Routine wie auch Erfahrung im Kreieren von Bonbons zu erhalten.
Erinnerungen an die Kindheit
Fünf Jahre sind es her, seit die Bonbonwerkstatt ihren Betrieb gestartet hat. «Es hat sich gelohnt, es macht Spass und wir sind erfolgreich – dies notabene ohne Werbung nur mit Mund-zu-Mund-Propaganda», freut sich Hunziker. Mittlerweile betreibt sie das Zuckergeschäft zu zweit mit Melissa Maier. «Da es diese traditionelle Art von Bonbonherstellen in der Schweiz sonst nirgends gibt, kommen die Leute aus der ganzen Schweiz zu uns nach Zofingen», freut sich Hunziker. Ihre herzliche und freundliche Art, neue Ideen und sich Zeit nehmen für das Handwerk wie auch für die interessierten Kundinnen und Kunden, ist das Erfolgsrezept des Zofinger Bonbon-Teams. «Gerade ältere Menschen freuen sich, dass wir dieses alte Handwerk reaktiveren, und erinnern sich gerne an ihre süsse Kinderzeit.»
Zucker, Glukose und Aroma
Um Bonbons selbst zu machen, benötigt man lediglich Zucker und Glukose. «Wir verarbeiten hier jährlich rund 300 Kilogramm Zucker», sagt Hunziker. Mit verschiedenen Aromen und Farbstoffen versetzt, entstehen so Süssigkeiten in vielen Geschmacks- und Farbvarianten. «Unsere Süssigkeiten sind vegan, laktose- und glutenfrei», erklärt Maier. Kissenbonbons, bunte Lollis sowie Motivtäfeli – auch Rocks genannt – gehören zum Standardsortiment. Letztere sind besonders schön, aber aufwendig herzustellen: «Bei den Motivtäfeli wird im Innern ein Bild eingearbeitet.»
Bei der Herstellung werden zuerst Zucker und Glukose aufgekocht. Die zähflüssige Masse wird anschliessend auf einer Platte verteilt, wo Bereiche mit Aromen und Farbstoffen vermischt und anschliessend auseinandergeschnitten werden. «So setzen sich im Kochtopf keine Aromen fest», erklär Hunziker. Wäh- rend eines Workshops entstehen so drei verschiedene Zuckermassen: zwei bunte und eine ohne Farbstoff. Um Letztere weiss zu machen, wird sie über einen Haken gezogen. Wie beim Eiweissschlagen wird dabei Luft in die Masse eingearbeitet. Dies bedingt einiges an Muskelkraft. Hunziker erklärt: «Täfelimachen ist kein Zuckerschlecken.» Aus der einen farbigen Zuckermasse formt man den Kern, der im Querschnitt eine bestimmte Form ergibt. Danach wird die weisse Masse an die Form angepasst und um den Kern gelegt. Zum Schluss folgt ein Mantel aus farbiger Zuckermasse. Die dadurch entstehende Rolle müsse auf dem Wärmetisch ständig bewegt werden, damit das Motiv im Innern nicht zerfliesst. Hunziker sagt: «Man braucht immer mindestens zwei Personen, da man einfach zu wenig Hände hat.» Anschliessend wird die Masse auseinandergezogen, damit dünnere Stangen entstehen. Wenn diese abgekühlt sind, werden sie über einer Kante zu fertigen Motiv-Bonbons gebrochen.
Aus den Stangen lassen sich aber auch andere Bonbonformen herstellen, zum Beispiel Kissenbonbons. «Nach dem Zuckerkochen und Zuckerfärben formen wir ein einziges grosses buntes Bonbon. Für Kissenbonbons brauchen wir ein schönes Farbmuster an der Aussenseite des Bonbons», erklärt Hunziker. Aus dem Riesenbonbon werden dann Stangen gezogen, die mit einem Nachbau einer antiken Bonbonmaschine geprägt werden. Diese wird in der Bonbonwerkstatt liebevoll Anton genannt. Auch verschiedene Lollis lassen sich aus der knetartigen Masse formen. Wenn mit der heissen Masse hantiert wird, werden Wärmeschutzhandschuhe getragen, denn man kann sich leicht verbrennen.
Hochwertige Zuckerkreationen
Die Zofinger Bonbonmacherinnen verfügen über 50 verschiedene Aromen. «Der grosse Teil sind natürlich Aromen, die wir mehrheitlich in der Schweiz beziehen», so Maier. Die Jurastudentin ist im «Zältli»-Geschäft voll in ihrem Element: «Es ist faszinierend, welche kleinen Kunstwerke nur aus Zucker entstehen können. Ich wusste gar nicht, dass Zucker so vielfältig ist.» Sie probiert immer wieder neue Kreationen und Aromen aus und experimentiert gerne. Mit ihrer jungen und frischen Art und als versierter digitalaffiner Mensch bespielt sie gerne digitale Kanäle mit dem Täfeli-Geschäft und macht in den sozialen Medien darauf aufmerksam. Die beiden Frauen betreiben ihr Handwerk sehr sorgfältig, mit viel Fingerspitzengefühl und Liebe zum Detail. Es muss alles stimmen, von der Qualität bis zur passenden nachhaltigen Verpackung. «Wir produzieren immer in frischen und kleinen Mengen, denn wir verwenden keine Zusatzstoffe», betont Hunziker. Ebenso werden alle Täfeli frisch abgepackt.
«Wir produzieren immer in frischen und kleinen Mengen, denn wir verwenden keine Zusatzstoffe.»
Die Bonbonwerkstatt ist Mittwoch bis Freitag, jeweils am Nachmittag sowie am Samstag geöffnet. Das Geschäft ist in den Sommerferien geschlossen, weil es wegen der zu hohen Luftfeuchtigkeit fast nicht möglich ist, Täfeli zu produzieren. Ein wichtiges Standbein nebst dem Verkauf im Laden sind Workshops und Kindergeburtstage. Aber die beiden Bonbonmacherinnen besuchen auch Events, an denen sie Täfeli vor Ort produzieren. Eine weitere Einnahmequelle sind Geschäftskunden, bei denen beispielsweise das Logo einer Firma in die Motivbonbons eingearbeitet wird. «Die Nachfrage nach unseren Bonbons und Workshops ist gross und motiviert uns immer aufs Neue, unser Bestes zu geben», sagt Sandra Hunziker.
Corinne Remund
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