Als US-Präsident Donald J. Trump am 3. April im Garten vor dem Weissen Haus – mit einer Tafel und in einer Szene, die an Moses und die Zehn Gebote erinnerte – seinen Zollhammer auf die Welt niedergehen liess, gingen Schockwellen rund um den Globus. Die Aktienmärkte reagierten heftig, ein Börsencrash schien nicht ausgeschlossen. Inzwischen hat der Allmächtige in Washington zwar zurückgerudert und eine 90‑tägige Pause im Zollstreit eingeläutet; für alle ausser China. Seitdem wartet Trump auf einen Anruf von Xi Jinping, doch der chinesische Machthaber denkt offenbar nicht daran, in den sauren Apfel zu beissen und seinen amerikanischen Amtskollegen damit zu beehren. Wer bewegt sich zuerst?
Erster Schock ist ĂĽberstanden
Der erste Schock über die irrational erscheinende Aktion des US-Präsidenten hat sich gelegt, doch die Unsicherheit dauert an. Auch in der Schweiz herrscht Unklarheit, wie mit dem Diktum aus den USA umzugehen sei. «Das neofaschistische Regime von US-Präsident Donald Trump», so die massive Überreaktion der SP – man beachte das pubertäre Wording einer Bundesratspartei und ihres Präsidenten! – «verhängt hohe Importzölle gegen die Schweiz und andere Handelspartner.» Und weiter: «Der Bundesrat muss in enger Abstimmung mit der EU Haltung zeigen und handeln.» Kaum hatte die EU vorschnell entschieden, erste Gegenzölle gegen die USA zu verhängen, forderte die SP den Bundesrat auf, «sich dieser Massnahme anzuschliessen».
So weit ist es glücklicherweise nicht gekommen. Die Schweiz handelt bisher überlegt – und damit so, wie es der Schweizerische Gewerbeverband sgv in einer ersten Reaktion gefordert hatte. Auf handelspolitische Gegenmassnahmen wird bislang verzichtet. Die per Anfang 2024 erfolgte Abschaffung der Zölle auf Industrieprodukte wird nicht rückgängig gemacht. Denn die Schweizer Wirtschaft und die Konsumenten profitieren nach wie vor vom Wegfall der Zölle. Stattdessen wird die Handelsdiplomatie intensiviert und der rasche Abschluss weiterer Freihandelsabkommen angestrebt.
Weiter sollen, so der sgv, eine Klärung der Wirtschaftsbeziehungen Schweiz–EU vorangetrieben und die ausgehandelten Verträge rasch veröffentlicht werden, so dass sich die Wirtschaft ein vollständiges Bild machen kann. «Und nicht zuletzt muss die Schweiz», so sgv-Ressortleiter Patrick Dümmler im Interview mit der sgz «ihre Hausaufgaben machen und ihre wirtschaftliche Produktivität weiter steigern, um den Wohlstand abzusichern. Der grösste Hebel hierzu ist ein umfassendes Reformpaket, das die KMU als Rückgrat unserer Wirtschaft von administrativen Vorschriften befreit und die Bürokratie zurückfährt.» En
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