Im vierten Quartal 2024 wuchs das BIP der Schweiz solide. Das Wachstum wurde massgeblich vom Dienstleistungssektor und von der chemisch-pharmazeutischen Industrie getragen, während das übrige verarbeitende Gewerbe im Wesentlichen stagnierte. Teile der Schweizer Industrie befinden sich nach wie vor in einer herausfordernden Lage.
Die internationale handels- und wirtschaftspolitische Unsicherheit prägt die weiteren Aussichten für die Weltwirtschaft und damit auch für die Schweizer Konjunktur. Für die vorliegende Prognose wird die Annahme getroffen, dass ein eskalierender globaler Handelskrieg ausbleibt (Basisszenario). Gleichwohl ist mit gewissen bremsenden Effekten zu rechnen. Die Unsicherheit erschwert Investitionsentscheide und bremst die Konjunktur. Unter dieser Voraussetzung ist damit zu rechnen, dass die Weltwirtschaft in den kommenden Quartalen etwas langsamer wächst als in der Prognose von Dezember 2024 unterstellt. Dies bremst die konjunkturexponierten Bereiche der Schweizer Exportwirtschaft, lastet auf der Auslastung der industriellen Produktionskapazitäten und dämpft die Investitionstätigkeit.
Die Expertengruppe Konjunkturprognosen des Bundes senkt ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum der Schweiz im Jahr 2025 leicht auf 1,4 Prozent (Prognose von Dezember: 1,5%). Damit würde die Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr schwächer wachsen als im historischen Mittel (1,8%), dies nach zwei Jahren mit verhaltenem Wachstum. Wie bisher ist zu erwarten, dass die Binnennachfrage die Konjunktur stabilisiert. Tiefe Inflationsraten (Jahresmittel 2025: 0,3%, unveränderte Prognose) stützen die Konsumausgaben der privaten Haushalte; daneben ist ein gewisser Anstieg der Beschäftigung zu erwarten. Auch die Bautätigkeit sollte sich weiter beleben.
Allmähliche Erholung
Im Jahr 2026 sollte sich insbesondere das europäische Ausland allmählich von der aktuellen Schwächephase erholen. Dadurch würden auch die Schweizer Exporte und Investitionen wieder an Dynamik gewinnen. Die Expertengruppe prognostiziert für 2026 ein Wachstum der Schweizer Wirtschaft von 1,6 Prozent. Die nur moderate Konjunkturdynamik geht mit weiterhin leicht steigenden Arbeitslosenzahlen einher. 2025 sollte die Arbeitslosenquote im Mittel 2,8 Prozent betragen, gefolgt von 2,8 Prozent im Jahr 2026 (Prognose von Dezember: in beiden Jahren 2,7%).
Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der internationalen Wirtschafts- und Handelspolitik und ihren makroökonomischen Auswirkungen ist ausserordentlich gross. Die vorliegende Prognose basiert auf der Annahme, dass ein eskalierender globaler Handelskrieg ausbleibt. Es sind jedoch auch weitaus extremere Entwicklungen denkbar. Eine Abschwächung der internationalen Wirtschaftsentwicklung in einem handelspolitischen Negativszenario hätte erhebliche Auswirkungen auf den Schweizer Aussenhandel und auf die hiesige Konjunktur.
Umgekehrt könnten sich die Weltnachfrage und die Konjunktur in Europa günstiger entwickeln als aktuell erwartet, etwa im Zuge eines umfangreichen Fiskalstimulus, wie er derzeit in Deutschland anvisiert wird. In einem solchen Positivszenario würde die Nachfrage nach Schweizer Exporten steigen und das Wirtschaftswachstum in der Schweiz höher ausfallen.
Geopolitische Risiken bestehen
Insgesamt dominieren aktuell die konjunkturellen Abwärtsrisiken gegenüber den Aufwärtspotenzialen. Geopolitische Risiken bestehen weiterhin, insbesondere im Zusammenhang mit den bewaffneten Konflikten im Nahen Osten und in der Ukraine. Das Risiko von Korrekturen an den Finanzmärkten dürfte erhöht bleiben.
Zusätzlich könnte sich die Inflation international als persistenter erweisen und sich damit die geldpolitische Lockerung in den grossen Währungsräumen langsamer vollziehen als derzeit antizipiert. Dann würden sich bestehende Risiken im Zusammenhang mit der globalen Verschuldung, Bilanzrisiken bei Finanzinstitutionen sowie Risiken an den Immobilien- und Finanzmärkten verschärfen. Bei einer Materialisierung verschiedener Risiken wäre mit Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken zu rechnen.
pd