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Ältester Baustoff neu überdacht
GASSER CERAMIC – Die Ziegelei mit Hauptsitz in Rapperswil BE führt ein jahrhundertealtes Handwerk mit moderner Technik in die Zukunft. Dazu gehört die Entwicklung von Solarziegeln oder mit Wolle gefüllten Dämmsteinen. Dafür gibt es den renommiertesten Unternehmerpreis des Mittellandes. Zurzeit wird der Betrieb mit frischen Impulsen der nächsten Generation übergeben.
Gasser Ceramic im bernischen Rapperswil ist eine der führenden Ziegeleien in der Schweiz und hat kürzlich den Prix SVC Espace Mittelland 2025 erhalten. Der Preis wird seit 2003 vom KMU-Netzwerk Swiss Venture Club vergeben. Es ist auch eine Auszeichnung für einen erfolgreichen Generationenwechsel. Was 1918 mit einer von Louis Gasser gekauften konkursbedrohten Handziegelei begann, hat sich zu einem der national führenden Unternehmen für Tonprodukte mit rund 200 Mitarbeitenden, verteilt auf vier Standorte, entwickelt. «Wir arbeiten seit über hundert Jahren mit dem natürlichen Baustoff Ton und kombinieren dabei bewährtes Handwerk mit modernster Technologie. Diese Synthese ermöglicht es uns, Produkte von höchster Qualität zu schaffen, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional überzeugend sind», erklärt Julienne Gasser. Sie ist zusammen mit Lukas Schläppi in der vierten Generation ins Unternehmen eingestiegen und wird dann mit ihrem Cousin die operative Verantwortung der Ziegelei übernehmen. Diese liegt zurzeit noch bei Rudolf und Hans Gasser. Zur Firmenphilosophie, die geprägt ist durch Wertschätzung, Respekt, Loyalität und Ehrlichkeit, gehört auch, dass der Generationenwechsel nicht einfach ein «Stabwechsel» ist, sondern ein gemeinsamer Weg. «Julienne und Lukas bringen neue Perspektiven ein, denken in anderen Systemen – und genau das brauchen wir. Wir sitzen eng zusammen, sprechen täglich miteinander, gehen gemeinsam zu Kundinnen und Kunden», erklärt Rudolf Gas-ser. «Das schafft Vertrauen – und gibt mir persönlich die Sicherheit, dass unser ‹Lebenswerk› in gute Hände kommt.»
Smarte Lösungen für Dach, Wand und Fassade
Gasser Ceramic liefert mit ihren Tondachziegeln, Backsteinen und PV-Produkten smarte Lösungen für Dach, Wand und Fassade, die verbaut für ein rundum gutes Gefühl sorgen. «Unsere Dachziegel werden aus Schweizer Ton gefertigt und verbinden funktionale Eigenschaften mit gestalterischen Möglichkeiten. Sie sind frostbeständig, farbecht und langlebig und werden unter ho-hen Qualitätsstandards an unseren Standorten in der Schweiz hergestellt», sagt Julienne Gasser. Ob auf traditionellen Bauernhäusern oder auf zeitgenössischen Wohnbauten – die Ziegel lassen sich vielseitig einsetzen und überzeugen in technischer wie auch in ästhetischer Hinsicht. Zum breit gefächerten Sortiment gehören Hochleistungsbacksteine und Spezialsteine. «Unser Sortiment im Bereich Wand umfasst ein breites Spektrum an Backsteinen – von klassischen Mauersteinen bis hin zu Spezialsteinen für spezifische Anwendungen wie Industrie- und Landwirtschaftsbauten oder erhöhte Schalldämmanforderungen», sagt Rudolf Gasser. «Dabei orientieren wir uns an den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden.» Direkte Abnehmer für Tonprodukte sind Dachdecker und Baumeister sowie im Bereich der Solarprodukte noch Solarteure. Ergänzend dazu pflegt das KMU eine enge Zusammenarbeit mit dem Baustoffhandel. Ein besonders leistungsfähiger Mauerstein ist der Hochleistungsbackstein CAPO. «Er ermöglicht ein monolithisches Mauerwerk, bei dem alle Funktionen der Gebäudehülle in einer einzigen Schicht vereint sind: Tragstruktur, Wärmedämmung, Schallschutz und Witterungsschutz durch den aufgebrachten mineralischen Aussenputz», erklärt Hans Gasser.
«Wir kombinieren bewährtes Handwerk mit modernster Technologie.»
Der CAPO wird entweder mit natürlicher Mineralwolle oder mit Schweizer Schafwolle gefüllt – Letztere ist ein patentiertes Schweizer Produkt und ist weltweit einzigartig in dieser Form. «Besonders stolz sind wir darauf, dass wir als einziges Unternehmen in der Schweiz einen solchen Stein selbst entwickelt haben – und auch vollständig hierzulande produzieren», freut sich Hans Gasser. Die Verarbeitung ist einfach, die Bauweise effizient – dieser Stein eignet sich sowohl für Einfamilienhäuser als auch für mehrgeschossige Bauten.
Integration neuer Technologien
Produziert wird an vier Standorten in der Schweiz mit insgesamt sechs Öfen. Der Ton stammt aus eigenen Gruben und wird direkt vor Ort verarbeitet – vom Abbau über die Aufbereitung bis hin zum Formen, Trocknen und Brennen. «Uns ist bewusst, der Brennvorgang ist energieintensiv – gebrannt wird bei Temperaturen um die 1000 °C. Wir setzen deshalb gezielt Massnahmen zur Effizienzsteigerung um. So wird beispielsweise die Abwärme der Öfen zur Trocknung der Rohlinge genutzt, wodurch der Energiebedarf deutlich reduziert werden kann», stellt Lukas Schläppi fest. Und Julienne Gasser ergänzt: «Gleichzeitig optimieren wir kontinuierlich unsere Materialrezepturen und Prozesse, um den Energieeinsatz weiter zu senken und die CO2-Bilanz zu verbessern.»
«In der Produktion arbeiten wir kontinuierlich daran, den Energieverbrauch zu senken.»
Gasser Ceramic konzentriert sich nicht nur auf Innovationen in der Produktentwicklung, sondern auch auf die Verbesserung der Herstellungsverfahren und die Integration neuer Technologien in der Arbeitsweise. Ein Beispiel für die Weiterentwicklung der Produkte ist der CAPO. «Wir forschen weiterhin an der Befüllung mit alternativen Materialien, um die Nachhaltigkeit zu erhöhen und gleichzeitig die bautechnischen Eigenschaften zu optimieren», erklärt Hans Gasser.
Unter dem Kapitel «Neuste Technologien» laufen auch der Solarziegel PAN und das Solarmodul FIT. «Für die Photovoltaiklösungen arbeiten wir ebenfalls an der Weiterentwicklung. Insbesondere bei denkmalgeschützten Gebäuden, bei denen oft Biberschwanzziegel verwendet werden, möchten wir Lösungen entwickeln, die sowohl funktional als auch ästhetisch harmonisch sind», so Lukas Schläppi. Und Julienne Gasser doppelt nach: «Ich sehe grosses Potenzial darin, unsere handwerkliche und regionale Verwurzelung mit neuen Technologien, digitalen Prozessen und veränderten Marktbedürfnissen zu kombinieren. Das schafft Substanz – und gibt uns die nötige Bodenhaftung im Wandel.»
Nachhaltigkeit und regionale Verankerung
Nachhaltigkeit bedeutet für Gasser Ceramic mehr als nur Umweltfragen. «Wir verstehen sie als Dreiklang aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit. Entscheidend ist das Gleichgewicht dieser drei Dimensionen mit dem Ziel, faire und lebenswerte Bedingungen für heutige und zukünftige Generationen zu schaffen», betont Hans Gasser. Tonprodukte sind an sich schon nachhaltig und überzeugen durch ihre Langlebigkeit und ihre geringen Unterhaltskosten. Zudem erfolgt der Tonabbau lokal mit kurzen Transportwegen. Nach dem Abbau können die Gruben als Deponien genutzt und anschliessend renaturiert werden. So entstehen wertvolle Biotope – gerade in dicht besiedelten Regionen. «In der Produktion arbeiten wir kontinuierlich daran, den Energieverbrauch zu senken. Wir investieren gezielt in Photovoltaik- sowie energieeffiziente Verfahren», konkretisiert Rudolf Gasser. «Auch wenn der Brennvorgang CO2 verursacht, verfolgen wir konkrete Dekarbonisierungsstrategien und beobachten Technologien wie Carbon Capture mit grossem Interesse.»
Unter Nachhaltigkeit läuft auch die regionale Verankerung, die essenziell für das KMU ist. Ein Grossteil der Familie Gasser ist in Rapperswil aufgewachsen, wo das Familienunternehmen auch seine Wurzeln hat. «Gleichzeitig haben wir Standorte in der Westschweiz, die dort ebenfalls tief in ihrer jeweiligen Region verwurzelt sind. Wir kennen die Menschen, die lokalen Märkte und deren Anforderungen – und genau dieses Know-how hilft uns, die richtigen Produkte und Dienstleistungen anzubieten», stellt Rudolf Gasser fest.
Kein Schlagwort, sondern ein zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur ist für das Unternehmen Qualität. Sie beginnt beim sorgfältigen Abbau des Rohstoffs, setzt sich in der präzisen Aufbereitung und Produktion fort und endet nicht beim fertigen Produkt, sondern erst, wenn es auf dem Dach, in der Wand oder an der Fassade seine Funktion erfüllt. «Wir arbeiten mit standardisierten Prüfverfahren, führen regelmässige Eigen- und Fremdkontrollen durch und investieren kontinuierlich in unsere Infrastruktur – aber auch in das Know-how unserer Mitarbeitenden», erklärt Julienne Gasser. Viele von ihnen sind seit Jahren oder Jahrzehnten Teil des Teams und tragen mit ihrer Erfahrung entscheidend zur konstant hohen Produktqualität bei. «Zudem sind wir eng mit den Verarbeitern vernetzt: Wir hören zu, wenn es Rückmeldungen von Baustellen gibt, und passen bei Bedarf Prozesse oder Produktedetails an», sagt Lukas Schläppli.
«Wir kennen die Menschen, die lokalen Märkte und deren Anforderungen.»
Das KMU bildet punktuell Lehrlinge aus – im kaufmännischen Bereich sind es aktuell drei Lernende. «Zudem bieten wir die Lehre zum Industriekeramiker EFZ an. Diese Ausbildung wird jedoch kaum noch nachgefragt – aktuell sind es in der gesamten Schweiz nur zwei Lernende, was schade ist, da sie für unsere Branche eigentlich zentral wäre», bedauert Julienne Gasser.
Geschäftsübergabe als grösstes Projekt
Die Ziegelspezialisten sehen in ihrer Branche grosses Potenzial – vor allem wenn es gelingt, die Themen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Digitalisierung intelligent mit den Stärken traditioneller Baustoffe zu verbinden. Neben Themen wie Dekarbonisierung, Digitalisierung und Produktentwicklung steht für den Familienbetrieb ein ganz zentraler Schritt bevor: die Übergabe der operativen Leitung des Unternehmens. Dazu Julienne Gasser: «Geplant ist, dass Lukas Schläppi – mein Cousin, der die technische Leitung übernehmen wird – und ich im kommenden Jahr die Gesamtverantwortung übernehmen. Auch wenn die operative Leitung übergeben wird, bleiben Hans und Rudolf Gasser weiterhin im Unternehmen aktiv – in strategischer und beratender Funktion.» Corinne Remund
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