Publiziert am: 23.05.2025

Einheitliche, stärkere Markenpräsenz

VERBAND SCHWEIZERISCHER HANDELSSCHULEN – Das Reformprojekt «Kaufleute 2022» ist abgeschlossen. Dennoch befindet sich der Verband mitten in einer Transformation und ent­wickelt sich zu einer laufenden Prüfungsorganisation mit Fokus auf digitale Prüfungen. Zudem ist die Fusion der bisherigen Teilverbände VSH, VSK und SVMB zum neuen Verband «new VSH» im Gang.

Die Ausbildung an einer Handelsschule des VSH bereitet die Lernenden auf die anspruchsvollen Aufgaben im kaufmännischen Berufsleben vor und bildet die fachliche Basis für ihren Erfolg. Das Bürofachdiplom VSH wie auch das Handelsdiplom VSH bestätigen den Absolventinnen und Absolventen ein fundiertes Wissen in einer kaufmännischen Grundbildung. Darüber hinaus erhalten die Absolventinnen und Absolventen eine gute wirtschaftliche Allgemeinbildung.

«Wir stehen für einen grossen Gestaltungsspielraum der Schulen ohne unnötige Reglementierungen.»

Die kaufmännische Grundbildung – Vollzeit, eher für Jugendliche – sowie die kaufmännische Zusatzausbildung (aufbauend auf einer Erstausbildung – daher für Erwachsene) bieten ein ideales Sprungbrett für weiterführende Ausbildungen. Die Handelsschulen sind sowohl im Bereich der schulisch organisierten Grundbildung (SOG) als auch in der Weiterbildung beliebt. «Unsere Schulen bieten auch Studierenden mit besonderer Bildungslaufbahn grosse Chancen. Die Weiterbildungen der drei Fachbereiche sprechen seit jeher insbesondere Personen aus KMU und der gewerblichen Praxis an», betont Christian Hodler, Geschäftsführer des Verbands «new VSH».

Reform «Kaufleute 2022» gelungen

Der Beruf der Kauffrau bzw. des Kaufmanns befindet sich allerdings in einem grossen Wandel und der Beruf passt sich an. Bestes Beispiel dafür ist die letzte Reform. Sie bringt unter anderem den Schritt zur Integration von KI in Lernen und Examen. «Viele Prozesse werden in der Praxis heute von Rechnern übernommen. Trotzdem bleibt eine Kontrolle durch eine kundige Person unerlässlich», sagt Hodler. Gemäss ihm ist die Reform «Kaufleute 2022» gelungen. Sie führt weg von wissensbasiertem Unterricht und Prüfungen hin zur Befähigung, die zur Verfügung stehenden Plattformen im Web zu nutzen und die so generierten Ergebnisse kritisch zu hinterfragen. «Wir halten aber immer an der Vermittlung von Grundkenntnissen fest. Denn ohne diese ist ein kritischer Umgang mit von KI gelieferten Erkenntnissen nicht denkbar.» Dabei wurden die beiden Abschlüsse in der Grundbildung, Bürofachdiplom VSH und Handelsdiplom VSH, grundlegend angepasst. «Im Bürofachdiplom werden die Lernenden schrittweise an die geforderte Handlungskompetenz herangeführt. Dies anhand einer Selektion von operationalisierten Handlungskompetenzen aus den ersten zwei Semestern des EFZ. Die Prüfung des Handelsdiploms nach drei Semestern ist sodann als Mini-QV ausgestaltet bzw. wird dem QV des EFZ nachgebildet», hält Hodler fest. Die Schulen bieten regelmässig einen Mix aus Online- und Präsenzunterricht an. «Der Präsenzunterricht behält seine Bedeutung. Dies gilt nicht nur für die Vermittlung von Grundkenntnissen, sondern auch für diejenige von komplexen Zusammenhängen. Zudem ist eine echte Interaktion im Klassenverbund online kaum machbar», stellt Hodler fest. E‑Learning, Blended Learning und andere neue digitale Formen des Unterrichts gewinnen allerdings zunehmend an Bedeutung.

Fusion zu «new VSH»

Momentan befindet sich der Verband mitten in einer fundamentalen Transformation auf der Basis der Strategie 2025 bis 2028. «Unser Verband mutiert von einem rein administrativ tätigen und primär mit der Erstellung von Papierprüfungen beschäftigten Sekretariat zu einer laufenden Prüfungsorganisation mit einem Fokus auf digitale Prüfungen», erklärt Hodler. Moment werden bereits rund 450 Prüfungen mit rund 1800 Kandidierenden abgewickelt. «Dieser Übergang bringt massive Veränderungen mit sich.» Die Umsetzung erfordert unter anderem auch den Einsatz eines spezifischen KI-Tools zur Generierung der verschiedenen Prüfungen. Bestehen bleiben die bisherigen Schwerpunkte in der politischen Interessenvertretung.

«Wir sind stolz, dass die weiterführenden Diplome der Angebotsbereiche Business und Management das Siegel des sgv tragen dürfen.»

Zudem werden die drei Verbände Verband Schweizerischer Handelsschulen VSH, Verband Schweizer Kaderschulen VSK und Schweizerischer Verband Medizinischer Berufsschulen SVMB zusammengeführt werden. «Die Fusion der Verbände wurde bereits im Januar dieses Jahres einstimmig beschlossen», sagt Hodler und ergänzt: «Die Umsetzung macht neben der bereits erwähnten Transformation zur Dienstleistungsorganisation und der Vereinfachung der Struktur samt Nutzung von Synergien insbesondere eine taugliche Markenstrategie möglich.» Dabei wird die bisherige Architektur mit den vier Marken Verband Berufsbildender Schulen Schweiz VBSS; VSH, VSK und SVMB aufgegeben. Neu figuriert der VSH als Dachmarke mit den drei Angebotsbereichen Business (vormals VSH), Management (vormals VSK) und Health (vormals SVMB). Daraus entsteht der Verband «new VSH» als kompetenter Ansprechpartner von Behörden, Wirtschaft und Gesellschaft. Dazu Hodler: «Der Verband steht für markt- und praxisnahe Ausbildungen im kaufmännischen und medizinischen Bereich mit digital gesteuertem Examen und national anerkannten Diplomen.»

Bei der Entwicklung und Anpassung von Curricula setzt der Verband auf eine enge Kooperation mit Verbänden, Wirtschaft und Branchen: «Wir sind stolz, dass die weiterführenden Diplome der Angebotsbereiche Business und Management das Siegel des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv tragen dürfen», freut sich Hodler. Die entsprechenden Abschlüsse sind grösstenteils auch Vorbereitungskurse zu Fachausweisen im kaufmännischen Bereich wie Führung Treuhand, Rechnungswesen, Sozialversicherung sowie Medizin. Oftmals sind die Abschlüsse auch in ein HF-Studium integriert – dies beispielsweise im Bereich Wirtschaft und Ingenieurwesen.

Nicht gleich lange Spiesse

Der VSH ist auch auf politischer Ebene engagiert. Denn die Spiesse bezüglich der Entwicklung der öffentlichen kaufmännischen Berufsschulen gegenüber den privaten Anbietern sind definitiv nicht gleich lang: Dies betrifft gemäss dem VSH-Geschäftsführer alle Bereiche, aber insbesondere die Löhne und die Finanzierung der Investitionen. Folglich fordert der Verband die Erhaltung und Weiterentwicklung der privaten Bildungsanbieter als unverzichtbaren Bestandteil der Bildungslandschaft. Ergänzend gilt es, die besonderen Vorteile der schulisch organisierten Grundbildung besser bekannt zu machen und im Rahmen der Verbundpartnerschaft vermehrt gehört zu werden. «Wir sind keine Quantité négligeable. Wir stehen generell für einen grossen Gestaltungsspielraum der Schulen ohne unnötige Reglementierungen durch die öffentliche Hand», betont Hodler. Das Zukunftspotenzial der privaten Handelsschulen ist gross – denn die privaten Anbieter können rascher und flexibler auf sich veränderte Marktbedürfnisse reagieren. Und Hodler doppelt nach: «Sofern es weiterhin gelingt, die staatlichen Regulierungen in einem vernünftigen Mass zu halten, bleibt das Potenzial intakt. Bedingung ist, dass die Anbieter die bestehenden Freiräume auch nutzen und so auf Veränderungen rasch reagieren können.»

Corinne Remund

www.vsh-asec.ch

DAS MACHT DER VSH

Ausbildung für kaufmännische Praxis

Der Verband Schweizerischer Handelsschulen VSH entstand 1978. Er ist damit der älteste und renommierteste Verband für private Handelsschulen. Der Gründungsgedanke geht auf die traditionell schwierige Wettbewerbssituation privater Bildungsträger im Verhältnis zu öffentlichen Schulen zurück. Die Mitglieder des VSH erhalten keine Subventionen oder staatlichen Mittel; sie müssen alle Erträge direkt am Markt erarbeiten und doch alle Auflagen erfüllen. Ziel war deshalb, die Interessen der privaten Handelsschulen zu bündeln und im nationalen Rahmen zu vertreten. Ein Grund für den Zusammenschluss der privatrechtlichen Handelsschulen unter dem Dach des VSH war auch das damalige Berufsbildungsgesetz, welches neu die Möglichkeit eröffnete, dass Absolvierende nach einem spezifischen Ausbildungsmodell dieser Schulen zu den offiziellen KV-Lehrabschlussprüfungen an den kaufmännischen Berufsschulen zugelassen wurden. Die institutionelle Vertretung des VSH in der Kommission B&Q sichert nun endlich auch den Einbezug in die Weiterentwicklung der kaufmännischen Grundbildung.

Die Hauptaufgaben des Verbandes liegen in der politischen Interessenvertretung im Bereich privater Bildungsanbieter und der schulisch organisierten Grundbildung (SOG). Die Entwicklung, Reglementierung und Kontrolle von praxisnahen, primär kaufmännischen oder medizinischen Abschlüssen samt Durchführung der entsprechenden Examen gehören ebenso zu den Dienstleistungen des VSH. Der Verband zählt rund 40 Mitglieder, darunter alle grossen privaten Anbieter. Zur Schullandschaft gehören neben grossen Anbietern mit bis zu 10 Standorten auch kleinere, meist fest in einer Region verankerte Schulen. Neben den Mitgliedern des VSH bilden die Handelsmittelschulen ein weiteres Segment mit einem Schwerpunkt in der Romandie.

CR

Meist Gelesen