Lobbying mit Steuergeld
Bundesfinanzen – Die Bundesagentur Innosuisse kämpft offensiv gegen Budgetkürzungen im Rahmen des Entlastungspakets 2027. Das Beispiel zeigt anschaulich, warum sich Staatswachstum kaum rückgängig machen lässt.
INNOVATIONSFÖRDERUNG – «Die Innovation steigert die Attraktivität unserer Marke enorm», sagt Lukas Bühler, Geschäftsführer der Tiba AG in Liestal BL. «Ohne Unterstützung von Innosuisse wäre die Forschung und Entwicklung so nicht möglich gewesen.» Das Projekt eines neuen, stark emissionsreduzierten Ofens wurde von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung unterstützt.
Über 175 Jahre behauptet sich Tiba bereits auf dem Markt. Das Liestaler Unternehmen für Heizsysteme, Herde und Öfen hat stets auf Innovation gesetzt, wie Inhaber und Geschäftsführer Lukas Bühler erklärt: «Wir bieten seit jeher technisch fortschrittliche Produkte an.»
Um Innovationen zu ermöglichen, spannt der grösste Schweizer Ofenhersteller mit über 100 Mitarbeitenden immer wieder mit Hochschulen zusammen. So auch 2020 mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) im Rahmen eines Innosuisse-Innovationsprojekts. Das Ziel: Emissionen stark zu reduzieren und so neue Märkte zu erobern.
Im August 2020 beschloss das KMU, ein gemeinsames Innovationsprojekt mit der FHNW zu starten. «Die FHNW führt für uns Emissionsprüfungen durch, und wir kamen ins Gespräch, wie unsere Öfen verbessert werden könnten», erzählt Lukas Bühler. Für ihn stand von Anfang an fest: Die Emissionen der Tiba-Öfen sollten stark reduziert werden, um den strengen Grenzwerten des deutschen Umweltlabels «Blauer Engel» gerecht zu werden. Dieses ist derzeit noch freiwillig, es gibt jedoch die Stossrichtung für künftige Gesetzgebungen vor – sowohl in der EU als auch in der Schweiz.
Innosuisse bewilligte das Projekt und stellte die finanzielle Unterstützung bereit, der Forschungspartner Ressourcen, Know-how und Personal. Tiba lieferte Prototypen, Material und Komponenten für die Laborversuche sowie praktischen Input und Marktwissen. Ausserdem beteiligte sich der Industriepartner OekoSolve am Projekt, von dem Tiba Komponenten bezieht.
Ab 2021 entwickelte die FHNW einen Grossteil des Konzepts und prüfte es auf seine Machbarkeit. «Wir hätten dafür weder Zeit noch Ressourcen gehabt», erklärt Bühler. «Ohne Unterstützung wäre die ganze Forschung und Entwicklung nicht möglich gewesen.» Die Grundidee: Im Ofen sollte ein Katalysator integriert werden, der den Kohlenmonoxid-Ausstoss reduziert und in Kohlenstoffdioxid umwandelt. Zudem galt es, einen elektrostatischen Partikelabscheider einzubauen, welcher die Russpartikel zur Verhinderung von Feinstaub elektrisch auflädt und abscheidet. Bereits in einer frühen Phase erfolgte der Machbarkeitsnachweis: Das Team der FHNW baute den Ofen nach Vorgabe zusammen – und das Konzept funktionierte.
Nach zweieinhalb Jahren konnte das Projekt Mitte 2023 abgeschlossen werden, und OekoSolve beantragte auf den elektrostatischen Partikelabscheider ein Patent. Für Tiba ging es in den kommenden Monaten darum, die Lösung inklusive Katalysator in einen neu entwickelten Speicherofen zu integrieren. «Einen Ofen mit integriertem Partikelabscheider hat es bisher nicht gegeben», so Bühler. Der Abscheider ist bis dato im Kamin verbaut worden, was bei der Installation immer wieder zu Komplikationen und Mehrkosten führt, da die Systeme nicht optimal aufeinander abgestimmt sind. «Diese Innovation steigert die Attraktivität unserer Marke enorm.» Das neue Produkt wird die Wettbewerbsfähigkeit von Tiba bedeutend stärken, da es auf dem europäischen Markt keine anderen Öfen gibt, die Katalysator und Partikelabscheider vereinen.
Im April 2025 hat Tiba das Produkt auf dem Markt lanciert. «Das Interesse ist gross», wie Bühler von Wiederverkäufern in ganz Europa weiss. Er schätzt, dass Tiba jährlich mehrere hundert der Öfen verkaufen und gegen eine Million Franken damit umsetzen wird. Der Aufwand für die Forschung und Entwicklung dürfte sich rasch auszahlen: Bühler geht davon aus, dass sich die Investitionen innerhalb von zwei Jahren amortisieren. Ausserdem glaubt er, dass das Exportgeschäft dank der Innovation weiterwachsen wird; aktuell macht es 70 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Mit dem Produkt möchte Tiba neue Märkte wie etwa Skandinavien angehen, wo grüne Technologien besonders gefragt sind.
«Unser Produkt wird für die nächsten 10 bis 20 Jahre den Anforderungen gerecht», ist Lukas Bühler überzeugt. Die Emissionen sind im Vergleich zu bisherigen Ofenmodellen nämlich um bis zu 80 Prozent reduziert: Der Kohlenmonoxid-Grenzwert etwa konnte um über zwei Drittel gesenkt werden. Gleichzeitig wurde der Wirkungsgrad um 20 Prozent auf hocheffiziente 90 Prozent erhöht. Mit dem angestrebten deutschen Umweltzertifikat «Blauer Engel» möchte sich Tiba künftig von Mitbewerbern abheben. Läuft alles nach Plan, wird das neue Ofenmodell ab Juli 2025 das Label tragen. Und: Mit der FHNW ist Tiba bereits im Gespräch für ein Folgeprojekt, das auf eine weitere Reduktion von Emissionen abzielt.
Ralph Hofbauer
Innovation bei den KMU fördern
Innosuisse, die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung, unterstützt KMU bei der Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen. In Zusammenarbeit mit Schweizer Hochschulen schaffen Unternehmen Innovationen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Damit trägt Innosuisse zur wirtschaftlichen Entwicklung der Schweiz bei.
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