Publiziert am: 09.05.2025

«Ich verbinde Kunst mit Mode»

FIONA-K – Die Designerin Fiona Knecht beflügelt mit ihrer zauberhaften Welt – ihre Seidentücher sind eine Art Kunst-Editionen auf Seide und äusserst begehrt. Alle Produkte sind hochwertig produziert, verspielt illustriert und eine bunte, fantasievolle Hymne an das Leben. Das Zürcher Label steht für Exklusivität, einen unverkennbaren Stil und eine Nähe zum Schweizer Designhandwerk.

Verspielte Burlesque, Fabelwesen, prachtvolle Blüten, Blätter, Papageien, Tiger, Eulen und florale Muster in allen Schattierungen, Formen und Farben – die Seidenfoulards von Fiona Knecht haben eine geradezu berauschende Wirkung auf die Betrachterin oder den Betrachter. Die verspielten, fantasievollen Illustrationen lassen einen eintauchen in unendliche Weiten des Universums von Fiona-K. Genauso beschwingt und dynamisch, wie ihre Kreationen sind, ist auch ihr Werdegang: Nach einen einjährigen Publizistikstudium studierte sie Design und schloss an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK mit dem Bachelor respektive dem Master in Produktedesign ab. Danach war die kreative Allrounderin stets mit zwei bis vier Jobs parallel beschäftigt – sei es als Kommunikationsverantwortliche und Lehrbeauftragte im Departement Design und in der Kulturvermittlung oder als Freelancerin für Kirchen, Kultur und Kulinarik an der Schnittstelle zwischen Kommunikation, Kunst und Design. «Nachdem ich in einem klassischen Industrie-Design-Büro Produkte wie Kaffeemaschinen und Bürostühle entworfen hatte, packte mich die Lust, verspieltere und farbigere Entwürfe anzufertigen», erinnert sich Knecht. Gleichzeitig ergab sich die Gelegenheit, den elterlichen CD-Laden zu übernehmen, welchen die junge Frau umbaute und als interdisziplinäre Musikgalerie wieder eröffnete. Um den sinkenden CD-Verkäufen entgegenzuwirken, begann sie mit einer eigenen Produktlinie. «Zuerst war ich inspiriert von der Musik, von Jazz, Songs von Pink Floyd oder den Beatles, mit welchen ich aufgewachsen war, danach zeichnete ich immer freier.» So entstand aus dem CD-Laden innert fünf Jahren ein Modegeschäft. Der Umzug in das neue Geschäftslokal an der Hohlstrasse 7 in Zürich war der erste Meilenstein in der Erfolgsgeschichte des Ateliers Fiona-K. «Mein Label Fiona-K war zu Beginn nur ein kreatives Spielfeld und ich bin ebenso überrascht wie stolz, dass das Label nach zehn Jahren noch existiert», sagt Knecht. Aktuell ist die Mutter einer 3-jährigen Tochter Dozentin an der ZHdK, führt das Ein-Frau-Unternehmen Fiona-K und arbeitet für Firmen und Kulturschaffende.

«In meine Designs muss man sich verlieben, dann bereiten sie viele Jahre Freude.»

Fleiss, gepaart mit kreativer Energie und einem Flair Projektmanagement, bezeichnet die Illustratorin als ihr Erfolgsrezept. «Viele Kreative träumen vom eigenen Label. Es gehört aber sehr viel Disziplin und auch ein wenig strategisches und kommunikatives Geschick dazu, sich in der heutigen Zeit mit selbst gemachten Produkten zu behaupten.» Ihre Firmenphilosophie «Empathie und Kommunikation – ehrlich, aber professionell» begleitet sie während ihred Werdegangs mit ihrem erfolgreichen Label Fiona-K. Gerne ist sie im Austausch mit ihrer Kundschaft, lässt sie hinter die Kulissen blicken und erzählt von den Herausforderungen der Textilbranche. «Es geht mir nicht darum zu jammern, sondern zu sensibilisieren.» Beim Anblick ihrer Seidentücher, Foulards, Wimmeltücher, Kleider und Haargummis ist ihre Begeisterung und ihre Leidenschaft für das kreative Arbeiten spürbar. Die unendlichen Möglichkeiten faszinieren die Designer immer wieder: «Ich liebe Abwechslung und neue Herausforderungen. Am meisten fasziniert mich, wie sich unterschiedliche Bereiche und Disziplinen gegenseitig beflügeln.» Und sie ergänzt: «Oft unterrichte ich zu einem Thema, das später in meine Entwürfe einfliesst, oder ich transferiere ein Material aus seinem Kontext in ein neues Projekt.»

Hochwertig produziert – verspielt illustriert

Die Designerin verbindet Kunst mit Mode und produziert ihre Kleinstserien vorwiegend in der Schweiz. Ihre Seidentücher sind eine Art Kunst-Editionen auf Seide und oft schnell vergriffen – saisonale Ausverkäufe gibt es bei Fiona-K nicht. «Ich fertige aus Reststücken und Testdrucken eigenhändig Grusskarten und Scrunchies an und garantiere so meiner Kundschaft, dass ich das Maximum aus dem hochwertigen Material heraushole.» Alle Produkte sind hochwertig produziert und verspielt illustriert. Der Grossteil der Entwürfe von Fiona K. sind Nischenprodukte, welche sich durch Exklusivität, einen unverkennbaren Stil und eine Nähe zum Schweizer Designhandwerk auszeichnen. «Meine Kundinnen verlieben sich oft in ein Sujet und warten manchmal bis zu sechs Monaten auf das fertige Produkt.» Die Nachfrage ist direkt vom Marketingaufwand abhängig und schwankt dementsprechend. «Wenn ich mehr Werbung mache, verkaufe ich mehr.»

Ein Seidentuch ist ein Kunstwerk, das auf Seide gedruckt, geschnitten und von Hand rolliert wird. Knecht benötigt dafür von der Skizze bis zum fertigen Produkt rund drei bis vier Monate. «Früher habe ich das alles vollständig in der Schweiz gemacht. Heute muss ich für den Druck ins nahe Europa ausweichen und bedrucke die Stoffe in England, Italien oder Spanien.» Bei den Kleidungsstücken, beispielsweise den Blousons aus Seide, dauert der Prozess einiges länger, da die Beschaffung der Einzelteile und die Produktionsanleitungen sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Jede Jacke hat ein anderes Design, passende Baumwollbündchen und Reissverschlüsse und wird nach Anleitung in Schweizer Nähateliers gefertigt. Das dauert von der Idee bis zum fertigen Produkt vier bis sechs Monate. Einige Modelle näht die Künstlerin selbst, wie der Kimono aus Seidensatin.

Sie entwirft sechs bis zehn Motive pro Jahr, die dann auf unterschiedliche Weise einfliessen. Dabei beginnt alles mit einem Thema – beispielsweise Shakespeare- Stücken – und die entsprechenden Assoziationen dazu. «Ich zeichne jedes einzelne Detail von Hand, früher auf Papier, aktuell auf einem Tablet. Dann schneide ich alle meine Zeichnungen aus, kombiniere und überlagere sie, bis ein Textildesign entsteht, das mich farblich, symmetrisch und inhaltlich überzeugt», erklärt Knecht den Entstehungsprozess ihrer textilen Kostbarkeiten. «Aktuell stehen ihr rund 2000 eigene Zeichnungen zur Verfügung, mit denen sie arbeitet. «Ich arbeite nicht in Kollektionen, da meine Produkte nur begrenzt saisonal sind. Ein schönes Tuch hat immer Saison.» So produziert sie immer erst dann etwas Neues, wenn ihr ein Artikel ausgeht. Inspiration finde die junge Zürcherin immer und überall – auf dem Spielplatz mit ihrer Tochter, im Theater, auf dem Arbeitsweg, beim Unterrichten etc.

Und wer sind ihre Kundinnen? Vorwiegend Schweizerinnen und Schweizer, die den handwerklichen Wert und die Ästhetik ihrer Arbeit schätzen: «In meine Designs muss man sich verlieben, dann bereiten sie viele Jahre Freude.» Sie schätzen den verspielten Stil, die vielen Details und den verborgenen Humor. Ein wichtiger Faktor ist aber auch die lokale und ehrliche Produktion und die Qualität. Qualität heisst für die Unternehmerin, nicht am falschen Ort zu sparen. «Wenn ich für einen Blouson einen dünnen Stoff benutze, um ein paar Franken zu sparen, dann mindere ich die Qualität des Produktes mehr, als dass ich von der Einsparung profitiere», erklärt sie. «Da nehme ich lieber einen hochwertigen Stoff und fertige ein Produkt an, das lange schön bleibt und halt ein paar Franken mehr kostet.»

Vielfältige Künstlerin

Als interdisziplinäre Designerin ist Fiona-K immer offen für Projekte, Kooperationen und Aufträge jenseits des Alltäglichen. Für die Design Biennale Zürich 2023 kreierte sie eine analoge Form von Augmented Reality, in welcher Fotos des Alten Botanischen Gartens mit Handzeichnungen überlagert wurden und als Stereoskopie-Guckkästen in 3D zu neuem Leben erwachten. Durch die Guckkästen konnten Kinder und Erwachsene diverse fiktive Tierszenen entdecken. Ihr Talent für Design und Illustrationen von Fiona-K kommt auch beim Entwerfen von Verpackungen für das Schweizer Duftkerzen-Label Odorem zum Ausdruck. Mit der weltweit ersten Anaglyph 3D-Textilkollektion setzt die Pionierin zudem neue Standards in der Modeindustrie (vgl. Kasten).

«Meine Kundinnen verlieben sich oft in ein Sujet und warten manchmal bis zu sechs Monaten auf das fertige Produkt.»

Als grösste Herausforderung betrachtet die junge Unternehmerin die derzeitige Wirtschaftslage. Dies stimmt sie beruflich wie privat nachdenklich und sie fragt sich: «Wer braucht in Krisenzeiten noch ein Foulard? Und wie werden neue Gefüge und Konflikte Preise und Lieferketten beeinflussen?» Dennoch schmiedet sie mit viel Tatendrang und Leidenschaft neue Ideen, die bald einmal druckreif sind und den Zauber von «Fionas Welt» erneut beflügeln und fortsetzen. Corinne Remund

www.fiona-k.ch

3D-Textilkollektion

Moderevolution in 3D

Die Schweizer Designerin Fiona-K stellt 2023 unter dem Namen «SHIFT» die weltweit erste Anaglyph3D-Textilkollektion vor. Damit bringt sie Mode auf neue Dimensionen. Die neuen Designs bieten ein vollständiges räumliches Textilerlebnis. Betrachtet man sie durch eine 3D-Brille, enthüllen Kleidungsstücke wie der Sweatdress eine dreidimensionale gläserne Gottesanbeterin, während Seidentücher schwebende Luftballons freisetzen. Das Geheimnis dieser innovativen Kollektion liegt in der Verwendung der Anaglyph-Technologie:

«Im Prinzip ist ein 3D-Bild auf einem Kleidungsstück nur ein Gag und T-Shirts mit 3D-Prints gibt es schon lange. Neu an meiner Idee ist die Technologie dahinter», konkretisiert Fiona Knecht. Ihre Tücher sind keine rein fotografischen Stereoskopieaufnahmen, sondern dreidimensional konstruiert. Die Kombination aus 3D-Wiedergabe und klassischem Textildesign, zum Beispiel als Rapport (sich wiederholendes Muster), das gab es so noch nie. Entstanden ist eine eigene Ästhetik und – wenn man dann eine Rot-Cyan-Brille aufsetzt – mit Wow-Effekt. «Ich persönlich finde vor allem die Ästhetik interessant. Der 3D-Effekt bleibt auch bei meiner Umsetzung ein Gag.»

Für die Designerin ist KI ein Werkzeug, welches sie bereits in verschiedenen Arbeitsschritten nutzt. «Wie bei jedem Werkzeug braucht es auch hier Fachleute, die das Resultat kritisch beurteilen und weiterentwickeln können», hält die Illustratorin fest. «Bis jetzt hat noch keine KI-Anwendung ein Design erstellt, das meinen Stil überzeugend reproduziert hätte. Aber vielleicht kommt das noch.» CR

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