Publiziert am: 09.05.2025

«Unser Handwerk hat Bestand»

FEUSUISSE – Eigenständig, engagiert, praxisnah und zukunftsgerichtet – so stärkt der Berufsverband den Beruf Ofenbauer/-in und fördert Innovation. Auf politischer Ebene setzt er sich für die politische Gleichstellung von Holzfeuerungen mit anderen erneuerbaren Energien ein. Fachkräftemangel, Regulierungen und die Markt­ent­wicklung sind weitere grosse Herausforderungen.

Wohnraumfeuerungen und Cheminées erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit – nicht nur als Heizquelle, sondern auch als Gestaltungselement. Die Marktdynamik nach der Pandemie hat sich wieder etwas normalisiert. «Der pandemiebedingte Boom ist vorbei. Inzwischen überlegen sich Kundinnen und Kunden wieder sorgfältiger, wofür sie ihr Geld einsetzen», erklärt Corsin Farrér, Geschäftsführer feusuisse. «Entscheidungen werden langfristiger und strategischer getroffen.» Dennoch bleibt der Ofenbau ein attraktives Segment – vor allem dort, wo nachhaltiges Heizen, regionale Wertschöpfung und individuelle Lösungen gefragt sind. Auch Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle: «Wer heute in einen Ofen investiert, will ein langlebiges, ökologisch sinnvolles Produkt.» Das spricht für hochwertige, individuell gefertigte Lösungen – eine klare Stärke des Ofenbauer-Handwerks. Moderne Holzfeuerungen lassen sich sehr gut mit Minergie-Konzepten vereinbaren – vorausgesetzt, Planung, Ausführung und Betrieb sind professionell abgestimmt. «Besonders emissionsarme Geräte mit hoher Effizienz, kombiniert mit optimalem Schornsteinzug und gegebenenfalls einer Wärmespeicherung, fügen sich problemlos in das energetische Gesamtkonzept eines Minergie-Hauses ein», erklärt Farrér. Holz ist ein regional verfügbarer, CO2-neutraler Energieträger – das passt hervorragend. «Dennoch fehlt es vielerorts noch an entsprechender politischer Unterstützung und Anerkennung», bedauert der Geschäftsführer. In einer Zeit, in der Energiekosten, Versorgungssicherheit und CO2-Neutralität zentrale Themen sind, erleben auch Kachelöfen eine Renaissance. Sie verbinden Ästhetik mit Effizienz und sind damit auch heute noch ein attraktives Produkt mit grossem Potenzial.

Strukturwandel in der Branche

Die Ofenbauerbranche in der Schweiz hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Noch vor zwei Jahrzehnten war das Bild klar geprägt von traditionellen Handwerksbetrieben mit regionalem Fokus. Dazu Farrér: «Heute sehen wir eine differenziertere Struktur: Es gibt weiterhin viele klassische, meist kleinere Betriebe mit grossem handwerklichem Know-how, aber daneben auch wachstumsorientierte Unternehmen mit breiterem Portfolio, insbesondere im Bereich energieeffizienter Heizsysteme, Designlösungen und Sanierungen.» Der administrative und regulatorische Aufwand ist allerdings gestiegen. Themen wie Emissionsvorgaben, Brandschutzvorschriften oder Minergie-Vorgaben prägen die Planung und Ausführung zunehmend. «Die Branche bleibt handwerklich, wird aber inhaltlich und technisch komplexer.»

«Die Nachwuchs-förderung ist für uns eine Daueraufgabe.»

feusuisse hat sich in den letzten zehn Jahren strukturell, strategisch und organisatorisch grundlegend erneuert – nicht aus Selbstzweck, sondern um als moderner Berufsverband dauerhaft leistungsfähig zu bleiben. «Wir sprechen von einem eigentlichen ‹Reform-Effort›, der sowohl intern wie auch für unsere Mitglieder herausfordernd war, sich aber bezahlt macht», stellt Farrér fest. Die wichtigsten Reformschritte sind die Einführung eines basisdemokratischen Modells mit Stimmrecht für jedes Mitglied, die Entflechtung von strategischen und operativen Aufgaben, der Übergang vom Milizsystem zur professionellen Kursleitung in der Bildung, alles mit dem Ziel von klar definierten Verantwortlichkeiten. «Unser Verband ist heute unternehmerisch aufgestellt, finanziell gesund, personell schlank, aber sehr leistungsfähig. Wir bieten zunehmend mehr Dienstleistungen an – bei besserer Qualität», zieht der engagierte Geschäftsführer Bilanz.

Aufstiegsperspektive mit Reform der höheren Berufsbildung

Die berufliche Bildung ist das Herzstück von feusuisse. In der Grundbildung Ofenbauer/-in EFZ sowie in der höheren Berufsbildung übernimmt der Verband Verantwortung – als Entwickler von Bildungsinhalten, Organisator von Kursen und Ansprechpartner für Lernende, Betriebe und Behörden. «Wir bieten überbetriebliche Kurse (ÜK), koordinieren den Berufsschulunterricht und haben in den letzten Jahren gezielt in die Qualität und Digitalisierung unserer Bildungsangebote investiert», betont Farrér. Mit dem Projekt «Zukunft Ofenbau» gestaltet der Verband die Bildung umfassend weiter – von der Grundbildung bis zur Meisterprüfung. So wurde etwa im aktuellen Lehrjahr die Grundbildung digitalisiert: Berufsschule, Betriebe und ÜK sind vernetzt, Lerninhalte jederzeit digital verfügbar. Auch die höhere Berufsbildung wird aktuell reformiert – inklusive Prüfungsordnung und Wegleitungen. «Die Nachwuchsförderung ist für uns eine Daueraufgabe. Mit unserem Infoportal www.lerneofenbauer.ch, der Mitwirkung an Berufsmessen und dem Engagement auf Social Media wollen wir junge Menschen für den Beruf begeistern», konkretisiert Farrér. «Gleichzeitig unterstützen wir Betriebe aktiv bei der Suche nach Lernenden und der Organisation von Ausbildungsplätzen.»

Im Jahr 2024 konnten 12 Lernende erfolgreich ihre Grundbildung als Ofenbauer/-in EFZ abschliessen. «Obwohl der Beruf nicht zu den bekanntesten gehört, ist das Interesse bei Jugendlichen, die gerne handwerklich arbeiten und individuelle Ergebnisse schaffen wollen, durchaus vorhanden. Die Nachfrage ist stabil – auf bescheidenem, aber konstantem Niveau.» Der Frauenanteil im Beruf Ofenbauer/-in EFZ ist derzeit noch tief. «Als Verband setzen wir uns dafür ein, die Ausbildung und das Berufsbild so zu positionieren, dass es für alle Geschlechter attraktiv ist», sagt Farrér.

Wie viele handwerkliche Berufe kämpft auch der Ofenbau mit einem spürbaren Fachkräftemangel. Der Generationenwechsel in den Betrieben, der demografische Wandel und der Trend zu akademischen Laufbahnen erschweren die Nachwuchsrekrutierung. Gleichzeitig stehen immer wieder Betriebe vor der Herausforderung, ihre Lehrstellen nicht besetzen zu können – obwohl das Angebot vorhanden wäre. feusuisse setzt deshalb auf gezielte Kommunikation, Beratung und Koordination. Der Verband schafft mit der Reform der höheren Berufsbildung Aufstiegsperspektiven, die motivieren. Zudem zielt die Mitgliederoffensive «Feuer und Flamme für die Zukunft» unter anderem darauf ab, das Ausbildungsengagement der Mitglieder weiter zu stärken und neue Ausbildungsbetriebe zu gewinnen. In diesem Sinn sind die SwissSkills, die von 17. bis 21. September 2025 in Bern stattfinden, ein Highlight und eine Riesenchance für den Verband. «Wir präsentieren dort unser Handwerk einer breiten Öffentlichkeit, zeigen, wie kreativ, technisch anspruchsvoll und faszinierend der Ofenbau ist. Für junge Talente ist es eine Bühne, auf der sie ihr Können zeigen können, und für den Verband eine Gelegenheit, Sichtbarkeit zu schaffen und Interesse zu wecken», freut sich der Geschäftsführer.

Moderne Stückholzfeuerungen fördern

feusuisse nimmt aktiv Einfluss auf politische Prozesse, die die Branche betreffen. Besonders im Fokus stehen dabei energie- und umweltpolitische Themen – etwa im Rahmen der Energiestrategie 2050 oder der aktuellen Überarbeitung der europäischen Ökodesign-Richtlinie. «Wir setzen uns dabei für die Anerkennung von Holz als erneuerbare, CO2-neutrale Energieform ein und gegen pauschale Verbote oder Förderausschlüsse.» Ein weiteres wichtiges Feld ist die Berufsbildungspolitik: «Wir bringen uns aktiv in nationale Bildungsprozesse ein und setzen uns für praxistaugliche, finanzierbare und qualitativ hochstehende Ausbildungen ein – gerade auch mit Blick auf die kleinbetrieblichen Strukturen in unserer Branche.» Dringend ist für feusuisse die politische Gleichstellung von Holzfeuerungen mit anderen erneuerbaren Energien. Trotz ihrer CO2-Neutralität und ihrer regionalen Verfügbarkeit wird Holz im politischen Diskurs häufig vernachlässigt – etwa bei Förderprogrammen. «Wir fordern, dass moderne Stückholzfeuerungen als Teil der Energiewende anerkannt und entsprechend gefördert werden. Gleichzeitig wehren wir uns gegen irreführende Darstellungen beim Thema Feinstaub», sagt Farrér. Und er konkretisiert: «Auch moderne Anlagen emittieren Partikel. Aber diese Emissionen sind heute dank Filtertechnik und effizienter Verbrennung stark reduziert.» Der Verband entwickelt deshalb zurzeit ein faktenbasiertes Argumentarium, das Medien, Behörden und Planern als Grundlage dient, um so auch einer weiteren Stigmatisierung entgegenzuwirken. Unsere Botschaft ist klar: «Holz ist Teil der Lösung – nicht das Problem.»

Nebst Fachkräftemangel und Nachwuchsgewinnung sind regulatorische Anforderungen, die Digitalisierung sowie die Marktentwicklung mit einem Rückgang im Neubausektor, volatile Zinsen und zurückhaltende Konsumstimmung grosse Herausforderungen für die Mitglieder. Die Perspektive in der Branche sieht Farrér dennoch äusserst positiv, «vorausgesetzt, unsere Branche bleibt flexibel, qualitätsbewusst und innovativ.» Der Verband ist nach seiner Reform bestens aufgestellt: «Wir wollen nicht nur reagieren, sondern mitgestalten – mit Projekten wie Faktenfeuer, SwissSkills, der Bildungsreform und unserer Mitgliederoffensive. Unser Handwerk hat Bestand. Und wer Qualität bietet, wird auch morgen gefragt sein.»

Corinne Remund

www.feusuisse.ch

DAS MACHT FEUSUISSE

Partner in der Energielandschaft

feusuisse wurde im Jahr 1886 als «Schweizerischer Hafnermeister-Verband» gegründet – eine Zeit, in der das Hafnerhandwerk, also der klassische Ofenbau, in der Schweiz eine zentrale Rolle im Bauwesen spielte. Ziel der Gründung war es, die beruflichen und wirtschaftlichen Interessen der Ofenbauer zu bündeln, den fachlichen Austausch zu fördern und die Qualität im Handwerk zu sichern. Über die Jahrzehnte hinweg hat sich der Verband stetig weiterentwickelt – sowohl organisatorisch als auch inhaltlich. 2014 erfolgte die Umbenennung in feusuisse, ein klarer Schritt hin zu einem modernen Auftritt, einer Öffnung gegenüber neuen Technologien und zu einer breiteren inhaltlichen Ausrichtung. Heute steht feusuisse nicht nur für traditionelles Handwerk, sondern auch für Innovation, Qualitätssicherung, berufliche Bildung und politische Interessenvertretung in einer stark wandelnden Energielandschaft.

Berufsbildung und Politik

feusuisse versteht sich als kompetente Dienstleisterin für rund 250 Mitglieder aus der ganzen Schweiz, darunter viele KMU, aber auch Zulieferbetriebe. Die Aufgaben des Verbandes sind vielfältig: Er vertritt die politischen Interessen seiner Mitglieder gegenüber Behörden, Verbänden und der Öffentlichkeit. Er stellt umfassende Aus- und Weiterbildungsangebote bereit, vom Ofenbauer/-in EFZ bis zur Meisterprüfung (HFP). Technische Fachunterstützung, praxisnahe Beratungsdienstleistungen, Unterstützung in Betriebsführung, Qualitätssicherung und normativen Fragen gehören genauso dazu wie die Organisation von Plattformen zum fachlichen Austausch – beispielsweise an Fachtagungen oder Berufsmessen. Hinzu kommen digitale Angebote wie das Nachwuchsportal www.lerneofenbauer.ch oder «Faktenfeuer», das zentrale Informationsprojekt zur Imagepflege und Branchenkommunikation.

Die Unabhängigkeit ist für feusuisse von zentraler Bedeutung. Der Standort Froburg oberhalb von Olten ist dabei nicht nur ein logistisch zentraler Ort, sondern auch ein Symbol für diese Autonomie: Hier befinden sich unsere Geschäftsstelle, unsere Schulungsräume und das Hotel-Restaurant Froburg, das als Infrastrukturzentrum für Seminare, Kurse und Tagungen dient. Die Untermieterschaft des Kaminfegerverbandes Schweiz stärkt zudem die Synergien vor Ort. CR

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