Publiziert am: 23.05.2025

«Wir schaffen Werte für die Umwelt»

LUCKY SHRIMP – Das Start‑up steht für nachhaltige Shrimps aus der Schweiz. Dabei setzen die beiden Unternehmer Alexander Dubsky und Andreas Zaugg auf nachhaltige Zucht­techno­lo­gien. Sie planen, nebst Shrimps aus der eigenen Anlage in Winterthur auch umweltfreundliche Zuchtanlagen zu verkaufen und so die Garnelenproduktion zu revolutionieren.

Das Start‑up, gegründet von den beiden Umweltingenieuren Alexander Dubsky und Andreas Zaugg, verfolgt ein ambitioniertes Ziel: eine nachhaltige Alternative zur konventionellen Shrimpzucht zu bieten. Was einst in einem Keller mit einer kleinen Pilotanlage begann, ist zu einer selbst entwickelten Grossanlage in Winterthur gewachsen – ein Meilenstein für die beiden Shrimpzüchter. Die Idee entstand aus einer einfachen Beobachtung: «In der Schweiz gab es bislang keine lokale Alternative zu den meist aus Asien importierten Shrimps. Gleichzeitig wünschten sich immer mehr Konsumenten Produkte, die frisch, nachhaltig und transparent produziert werden», erklärt Dubsky. Die Anfangszeit war geprägt von Forschung, Experimenten und einem enormen Lernprozess. «Wir mussten vieles selbst entwickeln, weil es in Europa kaum vergleichbare Projekte gab», sagt Zaugg. Die beiden ausgebildeten Umweltingenieure haben sich schon früh intensiv mit nachhaltiger Ressourcennutzung beschäftigt. «Unser Weg führte uns über verschiedene Stationen in Technik, Aquakultur und nachhaltiger Lebensmittelproduktion bis zur Gründung von Lucky Shrimp», so Dubsky. Nachhaltigkeit, Transparenz und höchste Produktqualität stehen bei ihrer Shrimpzucht im Zentrum: «Wir wollen nicht nur ein Produkt liefern, sondern Werte schaffen – für die Gesellschaft, die Umwelt und unsere Partner.»

Mikrobiom-System und antibiotikafreie Zucht

Das Herzstück des Start‑ups ist die vom Team weiterentwickelte Biofloc-Methode, die ein eigenes Ökosystem direkt im Zuchtbecken schafft. Dazu Zaugg: «Im Gegensatz zur Klarwasserzucht, die auf aufwendige Filteranlagen und Technik angewiesen ist, schafft Biofloc ein eigenes Ökosystem.» Und Dubsky konkretisiert: «Mit unserer Technologie schliessen wir viele Kreisläufe im Vergleich zu anderen Aquakulturen.» Das Wasser ist nicht klar, sondern voller Plankton und Bakterien. Mikroorganismen übernehmen die biologische Reinigung des Wassers und sichern ein stabiles Milieu über lange Zeiträume. Gleichzeitig dienen sie als natürliche Nahrung. Die grossen Vorteile dieser Methode sind ein minimaler Wasserverbrauch, verbesserte Futtereffizienz, höhere Widerstandskraft der Shrimps und ein stabileres und naturnahes Umfeld für die Tiere.

«Mit unserer Technologie schliessen wir viele Kreisläufe im Vergleich zu anderen Aquakulturen.»

«Wir können zudem auf Antibiotika oder sonstige chemische Hilfsmittel verzichten», freuen sich die Shrimpzüchter. «Wir haben die Biofloc-Methode zudem technisch weiterentwickelt, um sie noch effizienter und ressourcenschonender zu gestalten.» Die Farm im Industriegebiet Hegmatten in Oberwinterthur ist ein doppelstöckiges «Gebäude im Gebäude». Es ist in einer bestehenden Industriehalle errichtet, wobei der Neubau mit Schweizer Holz – einem nachwachsenden Rohstoff – durch eine Schweizer Holzbaufirma erstellt wurde. Die klimatischen Bedingungen sind optimal kontrolliert, der Energiebedarf ist dadurch minimiert. Wohl fühlen sich die Garnelen bei rund 30 Grad. «Unsere Shrimps stammen ausschliesslich von unserer eigenen Farm in Winterthur – zu 100 Prozent lokal gezüchtet», betonen die beiden Inhaber. Die Shrimplarven beziehen sie von einer österreichischen Partner-Farm. Das Futter stammt aus nachhaltiger Produktion. «Wir haben aber bereits Versuche mit selbst entwickelten Futtermitteln gemacht, ohne Zusatz von Fischmehl. Dafür haben wir eine Zulassung von Agroscope, dem Bundeskompetenzzentrum, und arbeiten mit Partnern aus der Forschung zusammen.» Aktuell werden gut zwei Tonnen Shrimps pro Monat produziert. «Wir steigern die Produktionsmenge nun sukzessive, bis wir gut 40 Tonnen pro Jahr erreichen», sagt Zaugg. Geerntet wird alle 14 Tage, da mehrere der sieben Becken rollend besetzt werden können. Alle Shrimps werden direkt nach der Ernte schockgefrostet, um die Produktqualität optimal zu erhalten. «Wir bieten sie ganz, easy-peeled-head-on oder ganz geschält an», so Dubsky.

Qualitätsgarnelen sind gefragt

Die Kunden sind fast ausschliesslich Gastronomiebetriebe, Händler und Delikatessengeschäfte. Sie schätzen die aussergewöhnliche Qualität, die hervorragende Eignung für rohe und kreative Zubereitungen wie Ceviche, Sashimi oder spezielle Signature Dishes sowie die nachhaltige, lokale Herkunft. Entsprechend ist die Nachfrage sehr hoch. Spitzenrestaurants, Hotels und Feinkosthändler aus der ganzen Schweiz interessieren sich für die Winterthurer Krevetten. «Auch aus dem Ausland erhalten wir zunehmend Anfragen, insbesondere von Partnern, die eigene Produktionsstätten nach unserem Modell aufbauen möchten», stellt Dubsky fest. Jährlich werden zwischen 8000 und 9000 Tonnen Shrimps in die Schweiz importiert. Gemäss einer Marktstudie zählen davon rund 400 Tonnen zum Hochpreissegment. Die Shrimpzüchter investieren laufend in Innovation und Qualität. Qualität heisst für sie kompromisslose Frische, bester Geschmack und Textur, vollständige Transparenz und nachhaltiges Handeln entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Allerdings ist klar: «Wir wollen und können preislich (noch) nicht mit antibiotikagefütterten Shrimps aus Asien konkurrieren. Unsere Kunden schätzen den Unterschied.»

«Unser Ziel ist es, Shrimps direkt an verschiedenen Standorten zu produzieren.»

Das Team umfasst etwa zehn Mitarbeitende – von Meeresbiologen über Ingenieure bis hin zu erfahrenen Fachkräften im Bereich Aquakultur und Betriebstechnik. «Unsere Kultur ist innovationsgetrieben, nachhaltig und international. Menschen aus verschiedenen Kulturen arbeiten bei uns eng zusammen, was einen hohen Kommunikationsbedarf insbesondere an den Schnittstellen erfordert», so Dubsky. Gegenseitiger Respekt, schnelle Lösungsfindung und Offenheit gehören zur Firmenkultur und prägen den Arbeitsalltag.

Nachhaltige Zuchtanlagen fĂĽr den globalen Markt

Für Dubsky und Zaugg ist eine möglichst effiziente Shrimp-Farm nur der erste Schritt zum Ziel: «Wir wollen in Zukunft nicht Shrimps produzieren, sondern Anlagen entwickeln.» Damit möchte das Start‑up auch anderen Betrieben eine umweltfreundliche Garnelenzucht ermöglichen und nachhaltige Werte entlang der gesamten Lieferkette schaffen. «Unser Ziel ist es, Shrimps direkt an verschiedenen Standorten zu produzieren, beispielsweise bei Bauernhöfen oder bei Wärmeerzeugern wie Rechenzentren. So reduzieren wir Transportwege, nutzen Synergien bei der Energie und schaffen regionale Wertschöpfung», betonen die

Unternehmer. Momentan treiben sie die Verbreitung ihres Lucky-Shrimp-Systems voran. Diese modularen Einheiten sollen es ermöglichen, an verschiedenen Standorten nachhaltige Shrimp-Farmen schnell und effizient aufzubauen – regional, nachhaltig und mit höchster Produktqualität. «Wir möchten die Garnelenzucht weltweit nachhaltiger gestalten und gleichzeitig eine regionale Alternative schaffen.»

Corinne Remund

www.luckyshrimp.ch

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