Publiziert am: 23.05.2025

Zwischen Beruf, Karriereziel und Alltag

WEITERBILDUNG – Die passende Weiterbildung zu finden, ist nicht einfach. Trotz unglaublicher Vielfalt im Schweizer Weiter-bildungsmarkt gibt es das perfekte Angebot selten. In den Beratungsgesprächen zeigt sich immer wieder: Neben Inhalt und beruflichem Ziel spielt auch das persönliche Umfeld eine wichtige Rolle bei der Wahl der richtigen Weiterbildung.

Lionel, Elektrotechniker mit höherem Fachschulabschluss, und Hans-Peter, sein Chef und Firmeninhaber des regionalen Elektrikerbetriebs, sind sich einig: Für Lionel steht als nächster Schritt die Übernahme des Innendienstes mit Einführung einer neuen Softwarelösung und damit der Aufstieg in die Geschäftsleitung an. In der neuen Aufgabe sind für Lionel nebst Erfahrung im Kerngeschäft und der fachspezifischen Erstausbildung auch unternehmerische Zusammenhänge, betriebswirtschaftliche Kenntnisse und strategischer Weitblick bei der digitalen Transformation gefragt. Und jetzt: Wie bereitet Lionel sich am besten darauf vor?

Viele Wege zur Weiterbildung

Solche Situationen sind typisch für Beratungsgespräche zur Weiterbildung an der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Nach einer soliden Erstausbildung – oft in der höheren Berufsbildung – erfordert der Wechsel in eine neue Aufgabe aktuelle, erweiterte oder gänzlich neue Handlungskompetenzen. Dabei kann es sich auch um die doktorierte Physikerin handeln, die im Konzern die Leitung einer Zweigstelle übernimmt, oder eine Hotelfachangestellte, die fürs eigene Start‑up spezifische Fachkenntnisse erwerben möchte. Was all diese Fälle verbindet: Ein persönlicher Wunsch nach Entwicklung trifft auf neue berufliche Anforderungen.

Wer solche Kompetenzen aufbauen will, entscheidet sich häufig für ein Weiterbildungsangebot auf Hochschulstufe. Die zahlreichen modularisierten Angebote erlauben es, die gesuchten Handlungskompetenzen zielgenau, praxisnah, kompakt und gleichzeitig wissenschaftlich fundiert aufzubauen. Teilnehmende können die neuen Inhalte nicht nur im Job anwenden – oft ist der Bezug zur Berufspraxis sogar fester Bestandteil des Programms. Lionel muss also mit seinem Projekt zur Softwareeinführung nicht bis zum Abschluss warten. Er kann es direkt in der Weiterbildung als Fallbeispiel bearbeiten – mit Mehrwert für den Betrieb.

Kontext fĂĽr Kompetenzerwerb

In den Beratungsgesprächen zeigt sich immer wieder: Neben Inhalt und beruflichem Ziel spielt auch der persönliche Alltag eine wichtige Rolle bei der Wahl der richtigen Weiterbildung. Steht im Unternehmen bald ein grösseres Projekt oder die «geschäftige Jahreszeit» an? Lernen Teilnehmende lieber selbstverantwortlich in Onlineformaten mit Abendunterricht oder tageweise im Seminarformat? Soll das Angebot möglichst umfassend zu einem anerkannten Abschluss führen? Oder sind kurze, kompakte und kombinierbare Bausteine besser planbar? Und nicht zuletzt: Wie lässt sich das Ganze mit Familie, Urlaub und Pendelweg zum Unterrichtsort vereinbaren?

Die Erfahrung zeigt: Die perfekte Kombination von praxisnahem Kompetenzerwerb, Zielvereinbarung mit der Arbeitgeberin und persönlichen Lehr-Lern-Präferenzen gibt es trotz aller Vielfalt der Angebote am Markt oft nicht. Mit einem Bewusstsein für die drei relevanten Bedürfnisse von Kandidat, Arbeitgeberin und Umfeld lässt sich aber die Auswahl an Angeboten prüfen, vergleichen und eine begründete Entscheidung herbeiführen. Wie bei anderen wichtigen Entscheidungen für die eigene Lernkarriere lohnt sich eine sorgfältige Recherche und der persönliche Kontakt zu den Anbietern sowie der offene Dialog mit Arbeitgeberin und dem eigenen Umfeld. Denn auch in der Weiterbildung bleibt Lernen eine individuelle und persönliche Erfahrung, die am wirkungsvollsten gelingt, wenn Inhalt, Ziele und Alltag zusammenpassen.

Sebastian Huber*

www.hslu.ch

* Prof. Dr. Sebastian Huber lehrt und forscht an der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Er verantwortet verschiedene Weiterbildungsangebote und leitet die Weiterbildung am Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR.

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