
Nehmen KMU IT-Sicherheit zu wenig ernst?
SWISSCOM – KMU halten sich mehrheitlich für gut vorbereitet auf eine Cyberattacke. Aber Notfallpläne und Verantwortlichkeiten für Cybersicherheit sind rar.
REGULIERUNGEN – «Die Käsereien haben immer mehr Mühe, ihre Betriebe umzubauen», sagt Fromarte-Präsident Hans Aschwanden. Besonders kompliziert sind Projekte in der Landwirtschaftszone. Dass viele Betriebe dort liegen, hat historische Gründe. Ein grosses Problem ist auch der nicht unterzukriegende Amtsschimmel.
Hans Aschwanden ist Käser aus Leidenschaft. Mehrere Jahrzehnte leitete er die gleichnamige Bergkäserei im urnerischen Seelisberg. Mittlerweile hat er das familiengeführte KMU seiner Tochter Selina Aschwanden übergeben. «Es macht mich stolz, dass es weitergeht», sagt der Vater. Er hilft noch immer in der Käserei mit, und einmal in der Woche passt er auf die Enkelkinder auf. «Das ist schon eine Umstellung.»
Die Aschwandens haben nicht nur privat Glück, sondern auch mit ihrem Betrieb. Dieser liegt in der Gewerbezone. Das würde einen Umbau erleichtern, falls er irgendwann nötig würde. Anders sieht es bei vielen anderen Käsereien aus, die in der Landwirtschaftszone liegen. Da wird ein Bauprojekt sehr schnell kompliziert, vor allem wenn eine Vergrösserung geplant ist.
Als Präsident von Fromarte, dem Dachverband der Schweizer Käsespezialisten, kann Hans Aschwanden davon ein Lied singen. Immer wieder erhält er Rückmeldungen von seinen Mitgliedern, wie schwierig solche Ausbauten seien. Nötig werden sie, weil das Reifelager zu klein ist oder neue Hygienestandards mehr Platz erfordern. Vielfach sind gleichzeitig energetische Sanierungen angezeigt.
Ein besonders krasses Beispiel für diese Schwierigkeiten ist dasjenige der Käserei Girenbad in Hinwil im Zürcher Oberland. Über acht Jahre kämpften die dortigen Käser um eine Baubewilligung für einen Aus- respektive Neubau. Ein Hauptproblem: Der Ausbau wäre auf Landwirtschaftsland zu liegen gekommen. Ein Spiessrutenlauf sondergleichen ging los: Nach einer lokalen, haushoch durch die Gemeindeversammlung angenommenen Zonenplanänderung kam die Kulturlandinitiative dazwischen. Im späteren Verlauf widersprachen sich drei kantonale Ämter untereinander und beharrten auf ihren jeweiligen Standpunkten. Hygienegründe erforderten Kunststofffenster, der Ortsbildschutz gab Holzfenster vor, und der Feuerschutz pochte auf Metallfenster. Es wieherte laut der Amtsschimmel. Irgendwann fand man sich. Mittlerweile ist der Bau seit fünf Jahren in Betrieb.
«Bei einem solch langwierigen Prozedere sagen sich wohl insbesondere kleinere Betriebe: ‹Das tue ich mir nicht an› und werfen den Bettel hin», mutmasst Aschwanden. Dass die Käserei in Girenbad doch noch ausgebaut werden konnte, liegt daran, dass der Kanton deren Standortgebundenheit irgendwann anerkannte. Doch was im Hinwiler Weiler mit Ach und Krach geklappt hat, kann in anders gelagerten Fällen deutlich scheitern. Zumal Raumplanung in der Hoheit der Kantone liegt.
Aschwanden kennt Beispiele, wo Behörden in anderen Kantonen eine Baubewilligung nicht erteilten und gegenteilig argumentierten. Nämlich: Käse könne auch anderswo produziert werden, zum Beispiel in einem Industriegebiet.
Der Fromarte-Präsident widerspricht zwar nicht grundsätzlich, gibt aber zu bedenken: «Viele kleinere Käsereien machen wohl eher zu, statt umzuziehen und an einem anderen Ort einen vollständigen Neubau zu planen.» Zumal sie gerade deshalb nahe am Grasland und bei den Kühen gebaut worden seien, damit die Milch nicht weit transportiert werden müsse. Das erhöhe die Qualität und halte die Kosten tief.
Besonders störend findet er in diesem Zusammenhang, dass beispielsweise bei einem Neubau eines Pouletmastbetriebs eines Bauern die Standortgebundenheit per se anerkannt wird. «Dieser könnte jedoch ebenso gut in der Industrie stehen.»
Bei den allermeisten Käsereien handelt es sich um sogenannte altrechtliche Bauten. «Sie wurden erstellt, als es noch gar keine Raum- oder Zonenplanung gab. Deshalb haben sie einen Bestandsschutz in der Landwirtschaftszone. Ausserdem sind sie Teil der Schweizer Kulturlandschaft.»
Für Hans Aschwanden ist darum klar: «Es braucht seitens Behörden viel mehr Augenmass und mehr Flexibilität.» Dem stimmt auch Michèle Lisibach zu, die Ressortleiterin Mobilität und Raumplanung beim Schweizerischen Gewerbeverband sgv: «Wir brauchen im Baurecht generell weniger unnötige Regulierungen und weniger Steine, die dem Gewerbe in den Weg gelegt werden. Der Fall Hinwil ist ein Paradebeispiel dafür, weshalb dies wichtig ist.»
Rolf Hug
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