EU-Dossier: sgv startet breit abgestützten Vernehmlassungsprozess
Jetzt ist Augenmass gefragt
REGULIERUNG – Überhöhte Eigenkapitalvorgaben für Banken gefährden bezahlbare Finanzierungen – und damit Bauvorhaben, Sanierungen und den Wohnungsbau. «Eine ausgewogene Regulierung ist jetzt entscheidend», findet der Nidwaldner Ständerat Hans Wicki, der auch als Präsident von Bauenschweiz engagiert ist.
Die Schweiz ist gefordert: Wenn die Modernisierung des Gebäude- und Infrastrukturparks vorankommen soll, braucht es Investitionen. Von privaten Eigentümerinnen genauso wie von Unternehmen. Doch wer baut, braucht Planungssicherheit – und finanzielle Mittel. Als Präsident von Bauenschweiz, dem Dachverband der Schweizer Bauwirtschaft, setze ich mich für die Rahmenbedingungen ein, die es privaten Bauherrschaften, kleinen und mittleren Unternehmen sowie Eigentümerinnen und Eigentümern ermöglichen, in die Zukunft zu investieren. In energetische Sanierungen, in Wohnraum, in Gewerbeimmobilien. Doch genau hier droht Gefahr.
Hypotheken verteuern sich, Investitionen werden schwieriger
Die geplante Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen für Banken, wie sie der Bundesrat aktuell vorschlägt, könnte weitreichende negative Folgen haben – weit über die Finanzwelt hinaus. Besonders betroffen: der Hypothekarmarkt. Und damit genau die Menschen und Unternehmen, die bauen und modernisieren wollen.
Die UBS als grösste Hypothekengeberin der Schweiz verwaltet Hypotheken in der Höhe von rund 280 Milliarden Franken – ein Viertel des gesamten Marktes. Wenn sie gezwungen wird, deutlich mehr Eigenkapital vorzuhalten, steigen ihre Kapitalkosten. Und das bleibt nicht folgenlos: Diese Kosten werden, wie in jeder Branche, an die Kundschaft weitergegeben. Hypotheken würden teurer, Kredite restriktiver vergeben. Gerade in einer Zeit, in der der Wohnraum knapp ist, wäre das der falsche Weg.
Keine Alleingänge auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit
Dazu kommt: Die Schweiz hat bereits Anfang 2025 die internationalen Vorgaben der sogenannten «Basel III Final»-Reform eingeführt – schneller als viele andere Länder wie die USA, das Vereinigte Königreich oder die EU. Nun aber noch eine zusätzliche Aufstockung über das international geforderte Niveau hinaus anzustreben, geht zu weit. Sie schwächt unsere Wettbewerbsfähigkeit und hat negative Auswirkungen auf den Hypothekarmarkt.
Nicht zu vergessen: Wenn wir Banken mit überhöhten Anforderungen belasten, erhöhen wir das Risiko, dass ein ausländischer Investor im Fall einer Krise günstig zuschlägt. Bei einer Übernahme einer Schweizer Grossbank durch einen ausländischen Konzern – ermöglicht durch die vorherige Schwächung – wäre ein Gewinn von rund 30 Milliarden Franken denkbar. Geld, das ins Ausland abfliesst. Und die Bank? Sie wäre nicht mehr schweizerisch. Ein Szenario, das wir verhindern sollten.
Auch KMU und kleinere Banken geraten unter Druck
Auch kleinere Banken, auf die viele KMU und Bauherrschaften bei Finanzierungen setzen, sind betroffen. Ihre Möglichkeiten zur Kreditvergabe sind durch Bilanzvorgaben und Liquiditätsvorschriften ohnehin eingeschränkt. Wenn Hypotheken bei der UBS schwieriger oder teurer werden und Kunden massenweise zu Regionalbanken wechseln, steigen dort die Finanzierungskosten – was wiederum die Kreditkonditionen verschlechtert.
Schon heute spüren wir die Auswirkungen: Das Kreditwachstum in der Schweiz verlangsamt sich. In einem Land mit massivem Wohnungsdruck und einem Gebäudepark, der dringend saniert werden muss, ist das brandgefährlich. Die Schweiz ist kein Land der Extreme. Unser Erfolg basiert auf angemessenen Lösungen, Pragmatismus und langfristigem Denken. Maximalforderungen, wie sie der Bundesrat aktuell vorschlägt, mögen auf dem Papier gut aussehen – in der Praxis sind sie kontraproduktiv.
Eine Analyse des Hypothekarmarkts zeigt klar: Von einer weiteren Verschärfung profitiert niemand. Im Gegenteil – Eigenheimbesitzer müssten mehr für ihre Hypotheken bezahlen und Investitionen in dringend benötigten Wohnraum würden ausgebremst. Das würde die Wohnungsnot zusätzlich verschärfen. Ein Bärendienst an Bevölkerung und Wirtschaft. Solche Folgen dürften in der Schweiz kaum auf Zustimmung stossen.
Wer bauen will, braucht Vertrauen – in stabile Rahmenbedingungen und faire Finanzierungsmöglichkeiten. Nur wenn wir diese Balance wahren, können wir gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft meistern. Für eine starke Wirtschaft. Für bezahlbaren Wohnraum. Und für eine moderne Schweiz.
Hans Wicki, Ständerat (FDP/NW) und Präsident Bauenschweiz
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