Technologieoffener Energiemix: Kernkraft bleibt für Schweizer KMU zentral
Käse – handwerklich und traditionell
FROMARTE – Der Dachverband der Schweizer Käsespezialisten fördert die Schweizer Käsekultur im ländlichen Raum und engagiert sich für eine einmalige Produktequalität und den Erhalt der Käsevielfalt. Dazu ist der Verband politisch aktiv und kämpft für gute Rahmenbedingungen, starke Absatzmärkte mit möglichst wenigen Regulierungen.
So zuverlässig, wie es Schweizer Uhrwerken gerne nachgesagt wird, produzieren Schweizer Käsemeister an 365 Tagen im Jahr den berühmten Schweizer Käse. Die Fromarte-Mitglieder verarbeiten rund 1,1 Mio. Tonnen Milch, was ungefähr einem Drittel der gesamten in der Schweiz produzierten Milch entspricht. Daraus ergeben sich rund 115 000 Tonnen Käse, die von gewerblichen Käsereien hergestellt werden. «Unsere Mitglieder produzieren etwa zwei Drittel aller in der Schweiz hergestellten Käse. Fast 80 Prozent des exportierten Käses stammt aus handwerklichen Käsereien», betont Paul Meier. Der neue Formate-Direktor hat am 1. Februar dieses Jahres das Zepter des Verbandes übernommen. Er hat sich in seinem neuen Amt drei Prioritäten gesetzt. «Für mich ist es wichtig, die verschiedenen Akteure in ihrem Umfeld zu treffen. Nur so kann ich die Herausforderungen, die auf sie zukommen, von der Basis an angehen», erklärt Meier. Er hat sich in den ersten 100 Tage im neuen Amt in die diversen politischen Themen eingearbeitet. Ein grosses Anliegen ist dem gelernten Milchtechnologen und studierten Lebensmittelwissenschafter zudem, das Konzept der Digitalisierung zu überarbeiten: «Nur so können wir die bestmögliche Kosten-Nutzen-Leistungen für unsere Mitglieder erzielen.»
«Die Produktion in gewerblichen Betrieben gehört zum Kulturgut der Schweiz und sichert die Einmaligkeit und die Produktevielfalt für den Handel und die Konsumenten.»
Bei den gewerblichen Käsereien handelt es sich ausnahmslos um KMU. Alle diese Betriebe verarbeiten die regionale Milch zu verschiedenen Käsespezialitäten, sei es nun zu einem anerkannten AOP-Markenprodukt oder zu einem genussvollen Eigenprodukt. «Unsere Mitglieder führen regelmässig Neuerungen ein, um up to date zu sein und im Markt mithalten zu können. Dazu gehört, eine grosse Vielfalt an verschiedenen Käsesorten anbieten zu können», sagt Meier. In den Käse- und Milchprodukten der Fromarte-Mitglieder steckt viel Handwerk und eine grosse Portion Herzblut, was sich in der Käsequalität zeigt. «Die Produktion in gewerblichen Betrieben gehört zum Kulturgut der Schweiz und sichert die Einmaligkeit und die Produktevielfalt für den Handel und die Konsumenten. Das Know-how der vorgängigen Generationen unserer Mitglieder ist ein sehr wertvolles Gut für die ganze Branche», weiss Meier.
Gewerbliche Käsereien sind denn auch wichtig, um eine dezentralisierte und optimale Milchverarbeitung zu gewährleisten. Dies spielt auf regionaler Ebene eine wichtige Rolle. Dies sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch in Bezug auf Qualität und Anzahl der Produkte, die auf dem Markt angeboten werden. «Dadurch werden in erster Linie Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten geschaffen. Ebenso wird das Ökosystem, das um die verschiedenen regionalen Käsereien herum entsteht, gefördert.» Darüber hinaus ist das Know-how jedes einzelnen Käsers in jeder Region ein Mehrwert, der zur Entwicklung der gesamten Branche beiträgt. «Jede Region kann ihre eigenen Besonderheiten einbringen, die sich im Produkt wiederfinden. Wir haben das Glück, in der Schweiz eine sehr grosse Käsevielfalt zu haben. Es gibt viele Käseläden in der ganzen Schweiz. Die Vielfalt der Käsesorten, die auf dem Markt angeboten werden, nimmt ebenfalls zu», freut sich Meier. Momentan ist Frischkäse sehr beliebt. «Unsere Mitglieder sind in diesem neuen Trend aktiv und immer mehr Betriebe bieten diese Art von Produkten an.» Traditionelle Käsesorten sind in der Schweiz wie auch im Ausland gefragt. «Obwohl der Markt liberalisiert ist, verkauft sich Schweizer Käse auf dem Binnenmarkt sehr gut und wird zudem sehr gut exportiert.»
Breitgefächerte Ausbildung
Ein grosses Thema in der Branche ist der Nachwuchs. Rund 80 Prozent der insgesamt 450 Lernenden werden in den gewerblichen Betrieben ausgebildet. Pro Jahr schliessen rund 130 Lernende ihre Ausbildung zum Käser oder zur Käserin EFZ ab. Dabei ist der Frauenanteil bereits bei 30 Prozent. Fromate arbeitet bezüglich Aus- und Weiterbildung mit dem Milchwirtschaftlichen Verein SMV zusammen, der für die Ausbildung in handwerklichen Käsereien sowie in der Milchindustrie zuständig ist. Die Ausbildungswege wurden für beide Bereiche zusammengeführt. «Wir haben drei Sitze im Vorstand und haben den rotierenden Vorsitz mit der Milchindustrie. Dadurch stellen wir sicher, dass das Ausbildungsprogramm den Bedürfnissen unserer Mitglieder entspricht», stellt Meier fest.
«Viele neue Fachkräfte wechseln nach der Ausbildung in einen anderen Beruf.»
Der SMV ist auch für eine starke Nachwuchsförderung in der Branche zuständig. Dazu gehört die Teilnahme an den Swiss Skills 2025 in Bern vom 17. bis zum 21. September 2025. Weitere Marketingmittel sind Kurzfilme mit Lernenden, Berufsberater-Anlässe, diverse Kampagnen etc. Obwohl zurzeit genügend Ausbildungsbetriebe zur Verfügung stehen, hat auch der Fachkräftemangel die Branche erreicht. «Viele neue Fachkräfte wechseln nach der Ausbildung in einen anderen Beruf», bedauert Meier. Dabei sind die Karrieremöglichkeiten in der Branche intakt: Wer eine Lehre absolviert, hat später die Möglichkeit, die Berufsprüfung und höhere Fachprüfung zu machen. Fachkräfte, die eine Zusatzausbildung abgeschlossen haben, finden gemäss Meier mühelos eine Stelle.
Einen wichtigen Stellenwert in der Branche hat der Swiss Cheese Award. Jedes zweite Jahr werden mit dieser Qualitätsauszeichnung die besten Schweizer Käsespezialitäten erkoren. Die 14. Swiss Cheese Award wird im Herbst 2026 in Freiburg stattfinden. Dabei werden wieder drei Swiss Champions gewählt. «Diese Auszeichnung ermöglicht uns, die verschiedenen Käser mit ihrer Passion gebührend zu ehren», erklärt Meier. «Es ist wichtig, die Arbeit, die sie jeden Tag und oft sieben Tage die Woche leisten, ins Rampenlicht zu stellen. Darüber hinaus zeigt es auch das Wissen und Können unserer Fachkräfte und ist eine gute Plattform, um den Nachwuchs zu sichern.»
Zu viele Regulierungen
Fromarte ist auch auf politischer Ebene aktiv: «Wir nehmen zum einen an verschiedenen Anlässen teil, die für die Branche relevant sind. Zum anderen bringen wir unsere Themen über unser Netzwerk ein, damit sie auf nationaler Ebene diskutiert werden», sagt Meier. Dabei sucht der Verband auch die Zusammenarbeit mit dem sgv. «Dies ermöglicht uns, uns so mit vereinten Kräften für bestimmte Anliegen für die gesamte Branche effizient einzusetzen.» Bei regionalen Themen arbeitet Fromarte eng mit seinen Regionalsektionen zusammen. Derzeit verfolgt die Käse- und Milchbranche etwa 20 Themen. Ein Beispiel ist die Verhandlung der bilateralen Abkommen III mit Europa. «Angesichts der Entwicklungen in den Vereinigten Staaten ist es wichtig, dass wir solide Abkommen mit unserem grössten Exportmarkt haben. Aus diesem Grund unterstützen wir diese Abkommen», betont Meier. Die zukünftige Agrarpolitik 2030+ ist ebenfalls ein wichtiges Thema für die Fromarte-Mitglieder. «Wir setzten uns gegen die Forderung nach Transparenz der Margen ein», stellt Meier fest und erklärt: «Viele Informationen werden bereits von der Branche veröffentlicht, und dies würde zu einer weiteren unnötigen Erhöhung der administrativen Belastungen führen.»
«Wir müssen garantieren können, dass es faire und starke Abkommen mit den Ländern gibt, in die wir exportieren.»
Der aktuelle geopolitische Kontext erschwert die Lage der Käserinnen und Käser auf internationaler Ebene. Die ökologische Transformation ist ebenfalls eine Herausforderung, der die Mitglieder derzeit gegenüberstehen, ebenso wie der Mangel an qualifiziertem Personal. «Einige Käserinnen und Käser müssen unqualifizierte Arbeitskräfte einstellen, da die Zahl der Fachkräfte, die in der Käseproduktion arbeiten möchten, immer seltener wird. Dies ist jedoch je nach Region unterschiedlich», weiss Meier. Die verschiedenen sowie deutlich zunehmenden administrativen Prozesse sind zudem eine Belastung für die handwerklichen Käsereien.
Milch – nachhaltig undmit viel Potenzial
Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit wird in der Branche täglich gelebt. So stammt die Milch für die Käsereien aus der Region. «Damit vermeiden wir lange Transportwege. Im Laufe der Jahre haben wir ausserdem eine Reduktion der CO2-Emissionen bei unseren Mitgliedern erreicht. Einige davon sind sogar in Bezug auf Emissionen neutral», freut sich Meier. Und er doppelt nach: «Darüber hinaus ist unsere Rohware auch ein Mittel, mit welcher wir zur nachhaltigen Entwicklung beitragen können. Denn Kuhmilch hat in Bezug auf den Proteingehalt geringere CO2-Emissionen als die verschiedenen Milchalternativen.» Die Schweiz ist ein «Grasland». Kühe können dieses Material in Proteine und Fette umwandeln, die für die menschliche Ernährung sehr nützlich sind. Schliesslich hilft dieser Anbau, die Fruchtbarkeit der Böden zu erhalten, indem er die Erosion der Flächen erheblich verringert.
Milch bleibt wichtiger Rohstoffin der Ernährungsbranche
Der neue Fromarte-Direktor bringt frischen Wind in den Verband und sieht grosses Potenzial für die Branche. Er geht davon aus, dass Milch auch in Zukunft ein wichtiger Rohstoff in der Ernährungsbranche bleiben wird. Das Fachwissen der Schweizer Käserinnen und Käser sowie die weltweit wachsende Nachfrage nach Käse wie auch die hochwertige Qualität des Schweizer Käses tragen dazu bei, dass die Branche weiterhin reüssieren und sich entwickeln wird. «Aber dafür müssen wir garantieren können, dass es faire und starke Abkommen mit den Ländern gibt, in die wir exportieren», konkretisiert Meier. Denn rund 40 Prozent des in der Schweiz produzierten Käses ist für den Export bestimmt. Corinne Remund
Das macht Fromarte
Urchiges Handwerk
Die Wurzeln von Fromarte reichen über 100 Jahre zurück. Während des Ersten Weltkriegs war es der Schweiz nicht mehr möglich, diese Käsesorten zu exportieren. Dies veranlasste die Milchproduzenten und Käsehändler dazu, eine Vereinigung zu gründen – allerdings ohne die Käser. 1917 wurde in Olten die Genossenschaft der selbstständigen Käser und Milchkäufer ins Leben gerufen. Ihr Ziel war es, die Interessen der Käser zu wahren und ihre wirtschaftliche Stellung zu stärken. Heute noch ist das primäre Ziel des Dachverbandes der Schweizer Käsespezialisten die Stärkung der gewerblichen Strukturen, damit die Schweizer Käsekultur im ländlichen Raum, vor allem aber die einmalige Produktequalität und Vielfalt, erhalten bleiben. Fromarte deckt ein breites Spektrum an Dienstleistungen ab. Dazu gehören Weiterbildungen, Öffentlichkeitsarbeit, Politik, Markt, ein Qualitätssicherungssystem, damit das Mitglied alle Arten von Käse sicher herstellen kann, sowie eine Branchenlösung für die Arbeitssicherheit. Fromarte unterstützt auch den GAV für die Branche.
Starkes Marketing und politisches Engagement
Der Verband arbeitet bezüglich der Ausbildung eng mit dem Milchwirtschaftlichen Verein (SMV) zusammen. Als Öffentlichkeitsarbeit organisiert der Verband die Swiss Cheese Awards. Fromarte bietet an diesem Anlass eine Plattform für Schweizer Käsespezialitäten. Ebenso ist er auch engagiert mit Switzerland Cheese Marketing, um Schweizer Käse sowohl in der Schweiz als auch im Ausland zu fördern. Fromarte engagiert sich auch auf politischer Ebene. Im Zentrum stehen dabei immer die Wertschöpfung und die nachhaltige Existenzsicherung von gewerblichen Betrieben. Der Verband zählt 400 Mitglieder, alles KMU. Es kann sich dabei um sehr kleine Unternehmen mit zwei bis drei Angestellten handeln wie auch um grössere Unternehmen oder Genossenschaftskäsereien. CR
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