Der kürzliche Stromausfall in Spanien hat Europa einen flüchtigen, aber eindrücklichen Blick auf eine mögliche Zukunft gewährt: Millionen Menschen ohne Strom, blockierte Züge, ausgefallene Lichtsignale, still stehende Unternehmen. Nach der Ursache wird weiter geforscht – doch die Wirkung ist ein deutliches Warnsignal. Auch in der Schweiz wächst der Druck auf die Stromversorgung. Die angestrebte Klimaneutralität bis 2050 führt dazu, dass die Nachfrage nach Strom in den kommenden Jahren massiv steigen wird. Gemäss verschiedenen Szenarien des Bundesamts für Energie und unabhängiger Forschungsinstitute soll der Stromverbrauch in der Schweiz bis 2050 um 30 bis 50 Prozent zunehmen.
Haupttreiber sind die Elektrifizierung des Verkehrs, der Einsatz von Wärmepumpen, die Digitalisierung von Produktionsprozessen sowie die Abkehr von fossilen Brennstoffen in Industrie und Gebäudetechnik. Gleichzeitig werden bestehende Produktionskapazitäten durch den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie reduziert – was eine grosse Lücke hinterlässt. Das Volk wird bald darüber befinden, ob dieser unsinnige Weg weiter beschritten werden soll oder nicht.
Mannigfaltige Herausforderungen ...
So oder so: Für KMU bedeutet dies, lieber jetzt zu handeln, statt später zu reagieren. Denn die Versorgungssicherheit wird zu einem kritischen Faktor – insbesondere für Unternehmen, die auf stabile Betriebsabläufe angewiesen sind. Ein unvorhergesehener Stromunterbruch bedeutet oft nicht nur Zeitverlust, sondern auch Umsatz- oder Reputationsschäden. Unternehmen tun gut daran, sich frühzeitig mit ihrer Energieversorgung auseinanderzusetzen: Eigenstromproduktion mittels Photovoltaik, Notstromlösungen, Speicher oder ein intelligentes Lastmanagement bieten Möglichkeiten, die Resilienz zu stärken und Kosten langfristig im Griff zu behalten.
«Das Volk wird bald darüber befinden, ob dieser unsinnige Weg weiter beschritten werden soll oder nicht.»
Denn eines ist ebenfalls absehbar, trotz des links-grünen Mantras «die Sonne scheint gratis»: Strom dürfte teurer werden. Die wachsende Nachfrage und der damit einhergehende notwendige Ausbau der Stromproduktion, aber auch von Netzen und Speichern werden zu einem Anstieg der Energiepreise führen. Für energieintensive Betriebe wird dies zur direkten Belastung. Effizienzgewinne und die Reduktion von Verbrauchsspitzen sind nicht mehr nur ökologisch sinnvoll, sondern betriebswirtschaftlich notwendig.
Auch die regulatorischen Anforderungen nehmen zu. Nachhaltigkeits- und Klimaziele sind längst nicht mehr nur politische Schlagworte, sondern finden Eingang in Gesetze und Normen. Auch Kunden, Investoren und Geschäftspartner erwarten zunehmend Transparenz und Verantwortung. KMU müssen sich vermehrt mit CO2-Bilanzen, Energieaudits oder Umweltberichterstattung herumschlagen, ohne aber dabei ihre unternehmerische Freiheit und Wettbewerbsfähigkeit aus den Augen zu verlieren.
... aber auch Chancen der Energiezukunft
Doch der Wandel bringt nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen. Die Energiezukunft bietet wirtschaftliches Potenzial – gerade für innovative KMU. Unternehmen, die Lösungen im Bereich Energieeffizienz, Automation, Speichertechnologien oder intelligente Netze anbieten, können von neuen Märkten profitieren. Auch die Nachfrage nach Beratung und Service steigt. Wer sich heute positioniert, kann sich als verlässlicher Partner in der Transformation etablieren. KMU, die ihre Energieversorgung zukunftsfähig gestalten, verbessern nicht nur ihre Aussenwirkung, sondern stärken auch ihre Lieferfähigkeit und Krisenresistenz.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Beitrag der Digitalisierung. Neue Technologien ermöglichen es, den Energieverbrauch präziser zu messen, zu analysieren und zu optimieren. Energiemonitoring in Echtzeit, automatisierte Steuerungssysteme oder cloudbasierte Lösungen für Lastmanagement sind längst keine Zukunftsmusik mehr – sondern real einsetzbare Werkzeuge zur Effizienzsteigerung.
Der Stromausfall in Spanien ist eine Warnung. Die Schweiz mag technisch und infrastrukturell besser aufgestellt sein, doch der steigende Strombedarf stellt auch unser Land vor grosse Herausforderungen. KMU mĂĽssen sich die Frage stellen: Sind wir bereit fĂĽr ein neues Energiezeitalter? Wer jetzt die Weichen stellt, sich informiert, vernetzt und investiert, kann nicht nur Risiken minimieren, sondern auch die sich bietenden Chancen nutzen.
Patrick DĂĽmmler, Ressortleiter sgv