EU-Dossier: sgv startet breit abgestützten Vernehmlassungsprozess
Schweizer Unternehmen müssen umdenken
Sinn für die jungen und Sicherheit für die älteren Arbeitnehmenden? Weit gefehlt! Eine neue Erhebung von gfs-zürich im Auftrag von swissstaffing zeigt, dass die Generation Z im Job vor allem Sicherheit sucht, während die Generation 50+ Autonomie und Flexibilität bevorzugt. Schweizer Unternehmen haben noch einiges zu optimieren, um Fach- und Arbeitskräfte für sich zu gewinnen und zu halten, was angesichts des zunehmenden, demografischen Fachkräftemangels entscheidend ist.
Das Arbeitsklima steht an erster Stelle
Insgesamt ist für die Arbeitnehmenden das Arbeitsklima das wichtigste Kriterium für die Attraktivität einer Arbeitsstelle, wie die Befragung von 1204 Personen im erwerbsfähigen Alter zeigt. Das Arbeitsklima rangiert sogar noch vor dem Lohn, der an zweiter Stelle folgt. An dritter Stelle steht die Flexibilität: Die Schweizer Erwerbstätigen wünschen sich zeitliche und/oder örtliche Flexibilität bei der Arbeit.
Spannend sind die deutlichen Generationenunterschiede: Die Generation Z legt besonderen Wert auf Lohn und Jobsicherheit, während die Generation 50+ vor allem Autonomie, Flexibilität und Sinnhaftigkeit schätzt. Wirtschaftliche Krisen und die dynamische Arbeitswelt, in denen die Gen Z aufgewachsen ist, haben vermutlich ihr Bedürfnis nach Stabilität genährt. Gleichzeitig ist sich die Generation Z ihres Marktwerts aufgrund des Fachkräftemangels bewusst und stellt entsprechende Ansprüche an eine attraktive Vergütung. Die Generation 50+ wuchs hingegen in einer Phase wirtschaftlichen Aufschwungs auf und legt nun Wert auf Selbstbestimmung, Sinnhaftigkeit und eine gute Work-Life-Balance.
Die Unternehmen setzen falsche Prioritäten
Unternehmen werben häufig mit ihren strukturellen Stärken, wie eine ergänzende Erhebung von Sotomo im Auftrag von swissstaffing bei 509 Schweizer Unternehmen feststellt. Damit zielen sie aber an den Kernbedürfnissen der Arbeitnehmerschaft vorbei. KMU betonen ihre flachen Hierarchien und die hohe Eigenverantwortung ihrer Mitarbeitenden, während Grosskonzerne vor allem ihre Homeoffice-, Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten sowie umfassende Lohnnebenleistungen hervorheben. Auf der Prioritätenliste der Arbeitnehmenden stehen jedoch, wie erwähnt, andere Aspekte im Vordergrund.
Die Unternehmen müssen also über die Bücher, wenn sie für die Arbeitnehmenden attraktiv bleiben wollen. Sie sollten mehr ins Arbeitsklima sowie in attraktive Vergütungsmodelle investieren und flexible Arbeitsmodelle fördern. Dabei müssen sie ihre Angebote generationenspezifisch ausrichten.
Personalfragen sind trotz schwacher Konjunktur und steigender Arbeitslosigkeit eine der grössten Herausforderungen für Schweizer Unternehmen. In der Unternehmensbefragung werden Fachkräftemangel und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften als grösste Herausforderungen genannt, noch vor steigenden Kosten oder Konkurrenzdruck.
Erschliessung neuer Erwerbsgruppen statt «war for talents»
Eine gute Arbeitgeberattraktivität ist wichtig, aber nicht hinreichend, um den demografischen Engpass am Arbeitsmarkt zu überwinden. Ein Arbeitsmarkt, auf dem sich die Unternehmen die Talente gegenseitig wegschnappen, bringt Unruhe und Ineffizienzen und deckt letztendlich nicht den Arbeitskräftebedarf zur Aufrechterhaltung des Wohlstands. Was unser Wirtschaftssystem zusätzlich benötigt, ist ein ausreichend grosser Arbeitskräftepool.
Dazu braucht es eine Kombination aus einer noch konsequenteren Ausschöpfung des inländischen Erwerbspotenzials und einem flexiblen Zugang zu passenden, ausländischen Arbeitskräften – aus dem EU-Raum, aber auch darüber hinaus. Denn die EU kämpft selber mit einer erheblichen, demografischen Alterung.
*Myra Fischer-Rosinger ist Direktorin swissstaffing, Verband der Schweizer Personaldienstleister
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