Publiziert am: 04.07.2025

Die Beratungen haben begonnen

Höhere Berufsbildung – Die duale Berufsbildung wird attraktiver, wenn perspektivenvolle Anschlusslösungen vorhanden sind. Mit dem Massnahmenpaket des Bundesrates wird die höhere Berufsbildung gestärkt. Kernstück der Vorlage sind die Titelzusätze «Professional Bachelor» und «Professional Master». Als Erstrat ist der Ständerat am Zug.

Attraktivität und Bekanntheit der höheren Berufsbildung müssen gesteigert werden. Dazu braucht es mehr Sichtbarkeit und ein höheres gesellschaftliches Ansehen. Ende April 2025 hat der Bundesrat die Botschaft zur Stärkung der höheren Berufsbildung ans Parlament überwiesen. Erstrat ist der Ständerat, dessen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur WBK-S im Juni die Beratungen aufgenommen hat.

Die höhere Berufsbildung besteht aus den höheren Fachschulen sowie der Berufsprüfung und der höheren Fachprüfung. Das Massnahmenpaket des Bundesrates, dem intensive Konsultationen des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv mit seinen Mitgliedern und Organisationen der Arbeit vorausgegangen sind, sieht verschiedene Neuerungen vor.

Bezeichnungsrecht

Künftig dürfen nur noch Anbieter eidgenössisch anerkannter Bildungsgänge die Bezeichnung «Höhere Fachschule» führen. Dieser Schritt soll die Sichtbarkeit dieser Bildungsinstitutionen und ihrer Bildungsgänge erhöhen.

Englisch als zusätzliche Prüfungssprache

Bei eidgenössischen Berufs- und höheren Fachprüfungen soll Englisch neu als zusätzliche Prüfungssprache möglich werden, wie das bei anderen Tertiärabschlüssen bereits der Fall ist. Die Prüfungen müssen weiterhin auch in den Amtssprachen angeboten werden.

Nachdiplomstudien flexibilisieren

Wie heute bei Weiterbildungsangeboten von Hochschulen und anderen Institutionen bereits der Fall ist, sollen künftig Nachdiplomstudiengänge der höheren Fachschulen nicht mehr vom Bund anerkannt werden und kein Anerkennungsverfahren mehr durchlaufen müssen. Damit können sie flexibler und schneller an die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts angepasst werden.

Titelzusätze «Professional Bachelor» und «Professional Master»

Kernstück der Vorlage sind die Titelzusätze «Professional Bachelor» und «Professional Master», welche die höhere Berufsbildung auf Tertiärstufe sichtbarer machen und ihr ein stärkeres gesellschaftliches Ansehen geben sollen. In den Amtssprachen dürfen die Titelzusätze nur zusammen mit den geschützten Titeln der entsprechenden Abschlüsse verwendet werden. In englischer Sprache sind die Titelzusätze als Teil der vereinfachten englischen Übersetzung des geschützten Titels erlaubt.

Dem Trend folgen

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Abschlüsse auf Tertiärstufe zugenommen, wobei die Hochschulabschlüsse stärker zugenommen haben als die Abschlüsse der höheren Berufsbildung. Diese Entwicklung birgt das Risiko, dass immer mehr an die Fachhochschulen abwandern und den Unternehmen zunehmend berufspraktisch ausgebildete Fachkräfte fehlen. Unternehmen brauchen aber dringend Fach- und Führungskräfte. Jedes Jahr stehen rund 15 000 KMU vor einem Generationen- bzw. einem Leistungswechsel.

Damit die Nachfolgeregelung gelingt, benötigen die Unternehmen nicht nur gut ausgebildete Fachkräfte in den einzelnen Branchen, sondern auch die passende Leitungskompetenz und Kenntnisse in Rechnungs- und Personalwesen sowie auf anderen Managementgebieten.

Die Einführung der Titelzusätze «Professional Bachelor» und «Professional Master» für die Abschlüsse der höheren Berufsbildung wird vom sgv unterstützt. Sie erhöhen nicht nur die Sichtbarkeit der höheren Berufsbildung in der Schweiz, sondern zeugen von Werthaltung der Abschlüsse auch im Ausland.

Die Beratungen in der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates werden im August fortgesetzt. Idealerweise diskutiert der Ständerat in der Herbstsession das Massnahmenpaket und der Nationalrat in der Wintersession. Dann steht einer Inkraftsetzung der Gesetzesänderungen Mitte 2026 nichts mehr im Weg.

Dieter Kläy, Ressortleiter sgv

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