Publiziert am: 15.08.2025

Kettenbrief gegen rechts

universitärer politaktivismus – «Mehr gendern, weniger aufmüpfen»: Mit pseudowissenschaftlichen Argumenten sollen Wähler von Rechtsparteien EU-weit wieder auf den richtigen – sprich: linken – Weg gebracht werden. Finanziert mit «Horizon»-Geldern – und vom SBFI.

Zufall oder gut getimt? Zu Beginn der Saure-Gurken-Zeit machte ein «Nationaler Brief Schweiz» die Runde. «In ganz Europa», so der per Mail eingetroffene Wisch, «mobilisieren rechtspopulistische Kräfte zunehmend Agenden gegen die Gleichstellung der Geschlechter.» Ziel der Aktion – sie läuft europaweit und wird von «Horizon Europe» und in der Schweiz vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) unterstützt: Um «rechtspopulistischen Narrativen wirksam begegnen zu können, benötigen andere politische Parteien zuverlässige empirische Daten».

«Der Brief», verbreitet vom Untwist-Team der Universität Bern, «stellt eine aktuelle empirisch fundierte Ressource für politische Parteien, öffentliche Institutionen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Forschende und Medienschaffende dar, die sich mit öffentlicher Meinung und geschlechterbezogenen Bedürfnissen in der Schweiz befassen.»

Absender des Schreibens ist Emma Olivia Pala, ihres Zeichens Hilfsassistentin am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung an der Uni Bern, nach eigenen Angaben «trans-feministische und queere Forscherin, Pronomen: sie/ihr». «Wenn Sie den Brief als relevant erachten, freuen wir uns, wenn Sie ihn in Ihren Netzwerken weiterverbreiten oder seine Erkenntnisse in Ihre Tätigkeiten einfliessen lassen.» Ein politaktivistischer Kettenbrief also?

Politische Gesundbeterei

Das EU-Projekt «Untwist society» geht von einer verdrehten Gesellschaft aus, die es zu entwirren gilt. Ableger existieren in Deutschland, Dänemark, Grossbritannien, Spanien, Ungarn und der Schweiz. Während hierzulande «die Perspektiven zentraler Wähler:innengruppen – einschliesslich Unterstützer:innen rechtspopulistischer Parteien – besser zu verstehen» das Ziel sein soll, so lautet es auf Englisch ganz unverblümt: «Policy recommendations to regain ‹losers of feminism› as mainstream voters.» Die «Verlierer des Feminismus» sollen also als Wähler wieder auf Kurs gebracht werden.

Auf die Schweiz bezogen, stellen sich Fragen: Sollen hier SVP-Wähler wieder zu SP- oder Mitte-Wählern – Pardon: Wählenden – umerzogen werden? Ist da gerade eine politische Gesundbeterei am Entstehen? Falls ja: Sollen tatsächlich Steuergelder eingesetzt werden, um ein solch krudes Ziel zu erreichen? Und nicht zuletzt: Ist es diese Art von «Horizon»-Projekten, weswegen die Schweiz und all ihre zahlreichen EU-Skeptiker nun unbedingt näher an die Union herankriechen sollen?

Offenbar schon. Denn glaubt man den «Untwist»-Aktivisten, so sol-len Rechtswähler näher an die «Kernwerte der EU» geführt werden. Angeführt von einer Truppe Erleuchteter aus den EU-Elfenbeintürmen – und solchen, die es werden wollen. Wer glaubt, wird selig. Und wer nicht glaubt, soll wenigstens mitbezahlen für eine solch unsägliche Gleichmacherei im Dienste des Umbaus der Gesellschaft von oben nach unten.En

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