Es kann nicht genug betont werden: Der internationale Handel ist kein Nullsummenspiel, es profitieren beide Seiten. Der Nachfrager «gewinnt», weil er ein Angebot gefunden hat, das seine Bedürfnisse optimal abdeckt. Der Anbieter «gewinnt», indem er seine Produktion gewinnbringend verkaufen kann. US-Präsident Donald Trump ist nicht der Einzige, der diese fundamentale ökonomische Logik nicht verstanden hat. So versuchen linke Kreise in der Schweiz schon seit Jahren, den internationalen Handel zu hintertreiben. Ihr neuester Coup: die Konzernverantwortungsinitiative (KVI) 2.0. Die Globalisierung führe – so ihr Mantra – zu mehr Armut, Menschenrechtsverletzungen und Schäden an der Umwelt. Kein Wort davon, dass in den letzten 30 Jahren dank der internationalen Arbeitsteilung Hunderte von Millionen Menschen der Armut entkommen sind. Soll die Welt genesen, brauchen wir nicht weniger, sondern mehr internationalen Handel.
Der Handelskrieg als Ausdruck der Systemrivalität
Der von den USA vom Zaun gebrochene Handelskrieg ist Ausdruck der seit rund zwanzig Jahren aufkommenden Systemrivalität zwischen den USA und China. So spricht man schon länger von einer Entkoppelung der beiden Wirtschaftsräume. Viele grössere Unternehmen passten ihr Geschäftsmodell an und bauten im Sinne der geopolitischen Risikominimierung voneinander unabhängige Lieferketten auf: eine für China und eine für die USA und Europa.
Die Lokalisierung der Produktion in grossen Abnehmermärkten wie China – statt dem Export aus Europa oder den USA – bringt mehrere Vorteile: Man ist näher bei den Kunden, Technologietransfer-Verbote können einfacher eingehalten werden, und für viele Kostenblöcke entfallen die Wechselkursschwankungen. Neu an dieser Ausgangslage ist, dass es nun für ein multinationales Unternehmen offenbar nicht nur zwei, sondern drei weitgehend autarker Wertschöpfungsketten bedarf: Die USA und Europa driften auseinander und zwingen zur Lokalisierung der Sourcing- und Produktionsstrategie.
Auswege fĂĽr KMU
Um den Aufbau von mindestens drei Produktionsstandorten zu stemmen, braucht ein Unternehmen eine gewisse Grösse. Diese ist bei exportorientierten KMU typischerweise nicht gegeben, sie können ihre Kunden wohl nur in seltenen Fällen lokal beliefern. Im Fall der USA als Absatzmarkt erwächst die Konkurrenz lokal, indem US-Konsumenten auf US-Produkte umsteigen oder ausländische Waren bevorzugen, die aus einem Land stammen, das einen tieferen Zollsatz als die Schweiz hat.
Doch die Verdrängung der Schweizer KMU aus dem US-Markt hat auch ihre Grenzen: Erstens macht bei Produkten mit einer hohen Bruttomarge – z. B. im Luxussegment – der Ankaufspreis inkl. Zollzuschlag von 39 Prozent oft nur einen Bruchteil des Verkaufspreises aus. Dieser reagiert mit einer Erhöhung von weit weniger als 39 Prozent. Die Verringerung der Bruttomarge des US-Einkäufers kann den Preisaufschlag sogar ganz ausgleichen.
«Linke Kreise in der Schweiz versuchen schon seit Jahren, den internationalen Handel zu hintertreiben. DIE KVI 2.0 IST BLOSS DAS JÜNGSTE BEISPIEL DAFÜR.»
Zweitens wird ein Teil der US-Konsumenten auch weiterhin bereit sein, fĂĽr einzigartige Schweizer Produkte mehr zu bezahlen, da es keine Substitute gibt.
Schwieriger ist die Situation für die Mehrzahl an KMU, die mit geringen Margen in einem Umfeld starken Wettbewerbs operieren. Sie müssen noch effizienter werden, stärker in die Automatisierung investieren sowie Kostensenkungsprogramme starten. Ergänzend sollten sie ihren Export aktiv diversifizieren, um Klumpenrisiken zu reduzieren.
Die Voraussetzungen dafür sind gegeben: Dank der Hartnäckigkeit und dem Geschick unserer Handelsdiplomaten verfügt die Schweiz über das weltweit wohl dichteste Netz an Freihandelsverträgen. In über 75 Staaten kann bereits heute zu einem präferenziellen oder gar Nullzollsatz exportiert werden.
Inländische Revitalisierung notwendig
Letztlich wird es in der Wirtschaft darum gehen, die Produktivität namhaft zu erhöhen. Der Staat kann dabei einen entscheidenden Beitrag leisten, indem er Regulation abbaut oder vereinfacht sowie Steuern und Abgaben, z.B. auf Löhnen, senkt. Über diese Massnahmen kann die Schweiz autonom entscheiden und einzig über die eigenen politischen Hürden stolpern. Der sgv fordert deshalb ein Revitalisierungsprogramm (vgl. Seite 1), um die Auswirkungen der geopolitischen Verwerfungen zumindest teilweise zu kompensieren.
Patrick DĂĽmmler, Ressortleiter sgv