Wer derzeit in die Stadt Zürich blickt, kann nur noch staunen. Ideologiegetriebene, autofeindliche Politik lässt sich dort Tag für Tag beobachten. Der neuste Clou: Der Hauptbahnhof Zürich soll nicht mehr dazu dienen, Menschen möglichst effizient von A nach B zu bringen. Vielmehr sollen insbesondere der Autoverkehr, aber teilweise auch der Tramverkehr im Gebiet rund um einen der grössten Verkehrsknotenpunkte der Schweiz verbannt werden. Der Raum um den Hauptbahnhof soll stattdessen in eine Flaniermeile umgestaltet werden, mit mehr Freiräumen, mehr Grün und attraktiver für Fussgänger und Velofahrer.
Diese Pläne passen gut ins Bild einer Stadt, die seit Jahren insbesondere die Autofahrer und die Gewerbler malträtiert, sich verkehrstechnisch immer stärker abschottet und in ein rot-grünes Biotop verwandelt. Der Parkplatzabbau in der Limmatstadt geht schon so weit, dass Handwerker aufgrund des nicht mehr existenten Angebots Parkbussen fix einplanen und in Kauf nehmen, wenn sie Aufträge ausführen.
Massive Umsatzeinbussen
Schlagzeilen machte in den letzten Wochen auch die wichtigste Zubringerstrasse von der Zürcher Goldküste in die grösste Stadt der Schweiz. Die Bellerivestrasse ist seit Mitte August aufgrund von Bauarbeiten verengt, und dazu ist auch noch eine wichtige Ausweichroute gesperrt. Ein Schelm, wer denkt, dass die gleichzeitige Sperrung Absicht ist. In diversen Medien kursierten Videos von völlig verkehrsüberlasteten Strassen, auf denen nichts mehr geht. Und von grossen Lastwagen, die sich durch enge Quartierstrassen quetschten. Das Gewerbe im Zürcher Seefeld berichtet derweil von massiven Umsatzeinbussen.
Ein besonders beliebtes Mittel, um dem Auto den Garaus zu machen, ist Tempo 30. Rot-grüne Städte arbeiten tagtäglich daran, dass dieses dereinst ganzflächig eingeführt wird – also auch auf Hauptachsen, die überregionale Verkehrsfunktionen erbringen. Dass dies in vielen Fällen auch dem öffentlichen Verkehr schadet, dass der Verspätungen einfährt oder dass mehr Busse zum Einsatz kommen müssen – völlig egal. Ebenso, dass Rettungskräften wertvolle Minuten verloren gehen, wenn es bei einem Ernstfall drauf ankommt.
Nur noch Velofahrer und Fussgänger sind für die ultralinken Verkehrsplaner wichtig. Die restlichen Verkehrsteilnehmer sollen schauen, wo sie bleiben respektive wie sie vorwärtskommen.
«Der Parkplatzabbau in Zürich geht schon so weit, dass Handwerker Parkbussen fix einplanen.»
Besonders hart trifft das alles das Gewerbe, das selbst zu Randzeiten – beispielsweise im Rahmen von Piketteinsätzen – auch auf breiten Hauptachsen ultralangsam vor sich hintuckern soll.
Missstand erkannt
Das Bundesparlament hat diese Missstände erkannt und sieht, dass es so nicht weitergehen kann. Es hat eine Motion von FDP-Nationalrat und Unternehmer Peter Schilliger angenommen, welche fordert, dass auf Hauptstrassen im Grundsatz Tempo 50 herrschen soll. Der Bundesrat hat dazu kürzlich die Vernehmlassung eröffnet.
Diese Forderung ist sehr im Sinne des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv. «Wir unterstützen, dass auf den Hauptverkehrsachsen im Grundsatz Tempo 50 beibehalten werden soll», sagt Michèle Lisibach, die zuständige Ressortleiterin Mobilität beim sgv. «Denn nur so können die Lieferbedingungen für lokale Unternehmen und Geschäfte aufrechterhalten und damit der reibungslose Ablauf wirtschaftlicher Aktivitäten gewährleistet werden.» Die Einführung von Tempo-30-Zonen müsse auf Quartierstrassen beschränkt werden und nur dort zum Einsatz kommen, wo auch tatsächlich ein Mehrwert erzielt werden könne.
Diese Ansicht findet in der Bevölkerung einen grossen Rückhalt. Eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag des TCS machte jüngst deutlich, dass etwa zwei Drittel der Bevölkerung flächendeckendes Tempo 30 ablehnen. 67 Prozent der Befragten sind dafür, dass Tempo 30 nur auf Neben- und Quartierstrassen gilt. Damit ist klar: Lassen wir das Gewerbe innerorts wieder arbeiten – insbesondere in den Städten.
Rolf Hug